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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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sarkastisch.
    »Bloß dass sie nicht für die Westküste zuständig ist.«
    »Meine Firma hält im ganzen Land Konferenzen ab, Den. Und deine auch. Das hat doch nichts mit der Zuständigkeit zu tun… Dachtest du, sie wollte dort jemanden treffen? Einen Liebhaber oder so?«
    »Ich glaub schon. Ja, darüber hab ich mir Sorgen gemacht.«
    »Komm zu dir, Mann.«
    »Ich hab jeden Abend im Hotel angerufen. Ein paar Mal war sie bis elf oder so unterwegs.«
    Sid hatte die Augen verdreht. »Na und, hat sie etwa Ausgangssperre? Es war eine
Geschäftsreise
, um Himmels willen. Wenn du auf Reisen gehst, wie lange bist du dann abends unterwegs?«
    »Das ist unterschiedlich.«
    »Oh ja, genau. Unterschiedlich. Wie kommst du also darauf, dass sie dich betrügt?«
    Dennis hatte geantwortet: »Nur so ein Gefühl, glaub ich. Ich meine, ich wüsste keinen Grund, warum sie das tun sollte. Schau mich an. Ich bin erst fünfundvierzig und bestens in Form – schau dir diesen Bauch an. Hart wie ein Brett. Kein einziges graues Haar. Ich verdiene gut, ich lade sie zum Essen und ins Kino ein…«
    »Hör mal, ich kann eigentlich nur sagen: Mit Doris bin ich ziemlich großzügig, weil sie meine Frau ist und weil ich ihr vertraue. Geh mit Mary genau so um.«
    »Du verstehst mich nicht«, hatte Dennis missmutig erwidert. »Ich kann es nicht erklären.«
    »Was ich verstehe«, hatte Sid lachend erwidert, »ist, dass Mary freiwillig für die Obdachlosenhilfe arbeitet, dass sie im Rat der Kirchengemeinde mitarbeitet, dass sie Geschäftspartner zusammenbringt wie Martha Stewart und dabei noch einen Vollzeitjob erledigt. Sie ist eine Heilige.«
    »Auch Heilige können sündigen«, platzte Dennis heraus.
    Sid hatte geflüstert: »Also, wenn du dir wirklich solche Sorgen machst, dann überprüf sie. Halte fest, wo sie hingeht und wie lange sie wegbleibt. Sieh ihre Quittungen durch. Achte auf die kleinen Dinge.«
    »Die kleinen Dinge«, wiederholte Dennis. Er lächelte. Das gefiel ihm.
    »Ich sag dir, Kumpel, du wirst dir wie ein Idiot vorkommen. Sie betrügt dich
nicht

    Die Ironie lag darin, dass Sids Ratschlag Mary nicht von dem Verdacht befreite – jedenfalls nicht in den Augen ihres Ehemannes. Nein, er
entdeckte
einige kleine Dinge: die Heimfahrten von der Arbeit, die länger dauerten, als sie hätten dauern sollen, der eigenartige Unterton bei ihren Telefongesprächen, der Wein in ihrem Atem… Das alles gab seiner Besessenheit, die Wahrheit herausfinden zu wollen, neue Nahrung.
    Und jetzt, heute Abend, zwei Wochen vor Weihnachten, war Dennis auf eine
große
Sache gestoßen.
    Es war halb sechs. Mary war noch im Büro und würde heute später nach Hause kommen, weil sie – so hatte sie jedenfalls behauptet – Weihnachtseinkäufe erledigen wollte. Was kein Problem für ihn war, Schatz, nimm dir alle Zeit der Welt, weil Dennis gerade ihr gemeinsames Schlafzimmer durchwühlte. Er suchte nach etwas, das schon den ganzen Tag an ihm genagt hatte.
    Heute Morgen, ehe er zur Arbeit aufgebrochen war, hatte Dennis die Schuhe abgestreift und war leise am Schlafzimmer vorbeigegangen, wo Mary sich gerade anzog. Dennis warf einen heimlichen Blick hinein und sah, wie sie einen kleinen roten Gegenstand aus ihrer Aktentasche nahm und ihn schnell in der untersten Schublade ihrer Kommode versteckte. Er hatte einen Moment abgewartet und war dann ins Schlafzimmer getreten. »Wie findest du meine Krawatte?«, fragte er laut.
    Sie war zusammengezuckt und herumgefahren. »Hast du mich erschreckt!« Doch sie hatte sich schnell gefasst, gelächelt und weder auf die geöffnete Aktentasche noch zur Kommode geblickt.
    »Prima«, hatte sie dann erklärt, den Knoten zurechtgerückt und sich dem Kleiderschrank zugewandt, um sich fertig anzuziehen.
    Dennis war ins Büro gefahren. Er hatte ein bisschen Arbeit erledigt, die meiste Zeit allerdings damit zugebracht, über den roten Gegenstand in der untersten Schublade nachzugrübeln. Als sein Boss ihm erklärte, dass in der nächsten Woche ein Treffen mit Kunden in Boston stattfinden sollte und dass er Dennis nach Möglichkeit um seine Teilnahme bäte, verbesserte das seine Laune nicht. Es erinnerte ihn an Marys Reise nach San Francisco und warf für ihn die Frage auf, ob vielleicht auch ihr die Reise freigestellt worden war. Wahrscheinlich hatte sie überhaupt nicht teilnehmen müssen. Dennis war früher aus dem Büro aufgebrochen, nach Hause gefahren und gleich nach oben gelaufen, um die Kommodenschublade aufzureißen.
    Was

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