Todesreigen
stolperte rückwärts, und sein Barhocker stürzte um.
»Ich bin hier,
Schatz
«, brüllte er Mary an, »um etwas zu tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun sollen.«
»Dennis, was redest du da?«
»Wer ist das?«, fragte der pummelige Mann mit vor Panik weit aufgerissenen Augen.
»Mein Mann«, flüsterte Mary. »Dennis, bitte leg die Waffe weg!«
»Wie heißen Sie?«, schnauzte Dennis den Mann an.
»Ich… Frank Chilton. Ich…«
Chilton? Dennis erinnerte sich. Er war mit Patty verheiratet, Marys guter Freundin aus dem Kirchenkomitee. Sie betrog also auch ihre Freundin.
Dennis hob den Revolver.
»Nein, bitte!«, flehte Frank ihn an. »Tun Sie uns nichts!«
Mary stellte sich vor ihren Liebhaber. »Um Gottes willen, Dennis! Bitte leg die Waffe weg. Bitte!«
Er murmelte: »Wenn man jemanden betrügt, dann muss man irgendwann bezahlen. Oh ja, das muss man.«
»Betrügt? Was willst du damit sagen?« Die Schauspielerin in Mary schaffte es, wie ein unschuldiges Kind auszusehen.
Ein Schrei ganz in der Nähe, die Stimme einer Frau: »Frank! Mary!«
Dennis warf einen Blick zur Bar und sah eine junge Frau, die gerade durch die Toilettentür herausgetreten war und jetzt wie angewurzelt stehen blieb. Ihr Gesichtsausdruck verriet Panik. Dann rannte sie auf Frank zu und legte einen Arm um ihn.
Was ging hier vor?
Dennis war verwirrt. Es war Patty.
Mit großen Augen und atemloser Stimme fragte Mary: »Dennis, hast du geglaubt, ich hätte etwas mit Frank?«
Er sagte nichts.
»Ich hab Patty im Einkaufszentrum getroffen«, erklärte sie. »Das hab ich dir auch gesagt. Wir haben uns entschieden, noch etwas zu trinken, und Patty hat Frank angerufen. Ich hab dich auch eingeladen. Aber du wolltest nicht kommen. Wie konntest du bloß denken…?« Sie weinte. »Wie konntest du…«
»Oh, prima Versuch. Ich weiß, was du vorhattest. Vielleicht ist er es nicht. Aber irgendjemand
ist
es.« Er richtete den Revolver auf seine Frau. »Zu viele Diskrepanzen,
Schatz
. Zu viele Dinge passen nicht richtig zusammen,
Schatz
.«
»Oh, Dennis, ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Ich treffe niemanden heimlich. Ich liebe dich! Ich war heute Abend bloß unterwegs, um dir ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen.« Sie hielt eine Einkaufstasche hoch.
»Hast du auch eine Karte für mich gekauft?«
»Eine…«
»Hast du mir eine Karte gekauft?«, brüllte er.
»Ja!« Noch mehr Tränen. »Natürlich.«
»Hast du sonst noch für jemanden eine Karte gekauft?«
Sie wirkte völlig durcheinander. »Nur die, die wir zusammen verschicken. An unsere Freunde. An meine Familie…«
»Und was ist mit der Karte, die du im Kleiderschrank versteckt hast?«
Sie blinzelte. »Du meinst, in meinem Morgenmantel?«
»Ja! Für wen ist sie?«
»Sie ist für
dich!
Es ist deine Karte.«
»Wie kommt es dann, dass sie zugeklebt und unbeschrieben war?«, fragte er mit einem triumphierenden Lächeln.
Sie vergoss keine Tränen mehr. Stattdessen zeigte sich Zorn auf ihrem Gesicht. Ein Anblick, den er nur zwei Mal erlebt hatte. Als er ihr erklärt hatte, er würde sie nicht wieder arbeiten gehen lassen, und als er sie gebeten hatte, die Geschäftsreise nach San Francisco abzusagen.
»Ich hab sie nicht zugeklebt«, platzte sie heraus. »Als ich gestern aus dem Hallmark-Geschäft kam, hat es geschneit. Die Lasche ist feucht geworden und festgeklebt. Ich wollte sie so bald wie möglich öffnen. Und ich hab die Karte versteckt, damit du sie nicht findest.«
Er ließ den Revolver sinken. Unschlüssig. Dann lächelte er kalt. »Oh, du bist ziemlich gut. Aber mich hältst du nicht zum Narren.« Er richtete die Waffe auf ihre Brust und krümmte den Finger am Abzug.
»Nein, Dennis, bitte!«, rief sie und hob hilflos die Hände.
»Keine Bewegung!«, bellte eine Männerstimme.
»Lassen Sie die Waffe fallen! Sofort!«
Dennis wirbelte herum und sah sich zwei uniformierten Polizisten gegenüber, die ihre Waffen auf ihn gerichtet hielten.
»Nein, Sie verstehen das nicht«, begann er. Und bei diesen Worten schwenkte er seinen Revolver versehentlich in Richtung der Polizisten.
Beide zögerten nur den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie schossen.
Dennis verbrachte drei Wochen zur Genesung im Gefängniskrankenhaus. In dieser Zeit unterzogen ihn mehrere Psychiater einer genauen Untersuchung. Sie empfahlen, vor der Verhandlung eine Anhörung bezüglich seiner Zurechnungsfähigkeit anzusetzen.
Bei dieser Anhörung, die an einem kalten, strahlenden Februartag stattfand,
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