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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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die fehlenden Minuten?
    Und kleine Dinge wie die Anrufe.
    Oft kam er nach Hause, wenn Mary gerade telefonierte. Natürlich lächelte sie und warf ihm eine kleine Kusshand quer durchs Zimmer zu. Aber er hatte den Eindruck, als ob sich der Ton ihrer Stimme veränderte, sobald sie ihn bemerkte, und als hängte sie stets kurz darauf ein. Also ging Dennis duschen und tat so, als hätte er vergessen, ein sauberes Handtuch mitzunehmen. Er rief Mary und bat sie, ihm eines zu holen, bitte, Schatz, und sobald sie in der Wäschekammer verschwand, ging er in die Küche, rang einen Moment mit sich und drückte dann die Wahlwiederholungstaste des Telefons. Manchmal meldete sich eine Nachbarin am anderen Ende oder Marys Mutter. Manchmal hob aber auch niemand ab. Ihm fiel ein, wie er einmal in einem Film über Spione oder so etwas gesehen hatte, wie der eine Kerl den anderen anrief, wie sie es zweimal klingeln ließen, ehe der Zweite dann nach exakt einer Minute zurückrief und der Erste wusste, dass es sicher war, an den Apparat zu gehen. Dennis versuchte, aus den Wählgeräuschen die Telefonnummern herauszuhören, aber es ging einfach zu schnell. Er schämte sich, weil er sich so paranoid verhielt. Aber dann passierte die nächste kleine Sache, und er schöpfte wieder Verdacht. Der Wein, zum Beispiel. Manchmal traf er seine Frau an der Tür ihres geräumigen Kolonialhauses im Westchester County, wenn sie weg gewesen war; dann ging er schnell auf sie zu und küsste sie fest. Sie tat überrascht, so viel Leidenschaft und das alles. Aber gelegentlich nahm er Weingeruch in ihrem Atem wahr. Sie behauptete zwar, sie wäre bei Patty oder Kit gewesen, wo eine Spendensammelaktion für die Kirchengemeinde stattgefunden hätte, aber trinkt man bei Treffen der Kirchengemeinde Wein? Dennis Linden glaubte das nicht.
    Dennis’ Verdächtigungen seiner Frau rochen nach Midlife-Crisis. Andererseits ergaben sie auch einen gewissen Sinn. Er war zu großzügig – das war sein Problem –, und die Frauen, mit denen er in seinem Leben zusammengekommen war, hatten ihn ausgenutzt. Er hätte sich nie vorstellen können, dass es auch bei Mary, einer gewieften und erfolgreichen, auf eigenen Beinen stehenden Geschäftsfrau so weit kommen könnte. Aber schon bald nach ihrer Heirat vor fünf Jahren hatte er begonnen, sich seine Gedanken über sie zu machen. Nichts Großartiges, er war bloß vorsichtig. Im Leben ist es manchmal wichtig, schlau zu sein.
    Allerdings hatte er nie einen wirklichen Beweis entdeckt. Bis vor drei Monaten, Ende September – als Dennis sich in White Plains mit seinem besten Freund Sid Farnsworth auf ein paar Drinks getroffen hatte.
    »Ich weiß nicht, ich hab das Gefühl, sie trifft sich mit jemandem«, hatte Dennis über seinen Wodka-Tonic gebeugt gemurmelt.
    »Wer? Mary?« Sid hatte den Kopf geschüttelt. »Du spinnst. Sie liebt dich.«
    Die Männer kannten sich noch aus College-Tagen, und Sid war einer der wenigen Menschen, der Dennis gegenüber völlig direkt und aufrichtig war.
    »Letzte Woche hat sie einen Riesenwirbel um diese Geschäftsreise nach San Francisco gemacht.«
    »Was soll das heißen, Riesenwirbel? Wollte sie nicht hin?«
    »Nein, sie
wollte
hin. Aber ich war mir nicht sicher, ob es eine so gute Idee war.«
    »
Du
dachtest, es wäre keine gute Idee?« Sid hatte ihn nicht verstanden. »Was soll das heißen?«
    »Ich hatte Angst, dass sie in Schwierigkeiten gerät.«
    »Wie kommst du auf so was?«
    »Weil sie eine schöne Frau ist, warum denn wohl sonst? Ständig flirten alle mit ihr und machen sie an.«
    »Mary?« Sid hatte gelacht. »Jetzt mal immer mit der Ruhe. Kerle flirten eben mit Frauen. Wenn sie das nicht tun, sind sie entweder schwul oder tot. Aber sie geht nicht darauf ein, oder? Sie ist einfach… nett. Sie lächelt jeden an.«
    »Die Männer verstehen es aber falsch, und dann, peng, kann es Probleme geben. Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht will, dass sie hinfährt.«
    Sid hatte an seinem Bier genippt und seinen Freund vorsichtig gemustert. »Hör zu, Denny, du kannst deiner Frau nicht einfach sagen, dass du sie irgendwas nicht tun
lässt
. Das sind schlechte Manieren, Mann.«
    »Ich weiß, ich weiß. So weit bin ich auch nicht gegangen. Ich hab bloß irgendwie gesagt, dass ich nicht will, dass sie hinfährt. Und sie hat sich total aufgeregt. Warum musste sie denn unbedingt dorthin? Warum war es so wichtig?«
    »Mann… vielleicht weil sie als Marketingleiterin diese Reise machen musste?«, bemerkte Sid

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