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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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er kann es aber nicht beweisen«, fuhr Hartman auf. »Niemand hat irgendwelche Schusswaffen gesehen. Es gab keine Zeugen.«
    »Es gibt
allerdings
einen Zeugen. Und den können Sie zufälligerweise weder bestechen noch bedrohen.«
    »Wer soll das sein?«
    »Sie selbst.«
    Tribow trat an den Computer heran, auf dem Chuck Wu den größten Teil der Zeugenaussagen festgehalten hatte.
    Er las vor: »Hartman: ›Nein, nach der Kirche hatte ich keine Zeit, nach Hause zu gehen und das Spiel zu holen. Um zwölf Uhr war die Messe vorbei. Zehn Minuten später bin ich im Starbucks gewesen. Ich sagte schon, mein Haus liegt gut zwanzig Minuten von der Kirche entfernt. Das können Sie auf dem Stadtplan überprüfen. Ich bin geradewegs von St. Anthony zum Starbucks gegangen.‹«
    »Worum geht’s hier eigentlich? Was ist mit diesem gottverdammten Spiel?«
    »Das Spiel ist irrelevant«, erklärte Tribow. »Wichtig ist, dass Sie laut Ihrer eigenen Aussage zwischen dem Verlassen der Kirche und Ihrer Ankunft im Starbucks keine Zeit hatten, um noch einmal nach Hause zu gehen. Das bedeutet, dass Sie die Pistole in der Kirche
bei sich
hatten. Und damit in unmittelbarer Nähe der Sonntagsschule.« Der Ankläger fasste zusammen: »Sie haben unter Eid zugegeben, dass Sie gegen Abschnitt achtzehn, Punkt einunddreißig verstoßen haben. Diese Mitschrift ist bei Ihrer nächsten Verhandlung ein zulässiges Beweismittel. Das bedeutet praktisch eine automatische Verurteilung.«
    Hartman sagte: »Na gut, na gut. Lassen Sie mich die Strafe zahlen, und dann nichts wie raus hier. Ich bezahle sofort.«
    Tribow blickte zu dem Verteidiger hinüber. »Wollen Sie ihm den anderen Teil von achtzehn-einunddreißig erklären?«
    Der Anwalt schüttelte den Kopf. »Es ist ein Verbrechen mit obligatorischem Freiheitsentzug.«
    »Was heißt das?«
    »Dass es in jedem Fall eine Gefängnisstrafe nach sich zieht. Minimum sechs Monate, Maximum fünf Jahre.«
    »
Was?
« Schrecken erfüllte die Augen des Mörders. »Aber ich kann nicht ins Gefängnis.«
    Er wandte sich seinem Verteidiger zu und packte ihn am Arm. »Ich hab es Ihnen
gesagt
. Im Knast werden sie mich umbringen. Es geht einfach nicht! Tun Sie was! Verdienen Sie sich zur Abwechslung endlich mal Ihr verdammtes Honorar, Sie fauler Hund!«
    Doch der Anwalt entzog sich Hartmans Griff. »Wissen Sie was, Ray? Warum erzählen Sie die Geschichte nicht Ihrem neuen Anwalt? Ich arbeite gewöhnlich für Klienten auf einem anderen Niveau.« Der Mann drehte sich um und ging durch die Schwingtüren hinaus.
    »Warten Sie!«
    Der Detective und zwei andere Polizisten führten den schreienden Hartman ab.
    Nachdem sie mehrere Glückwünsche von Polizisten und Zuschauern entgegengenommen hatten, traten Tribow und sein Team wieder an den Anklagetisch, um ihre Bücher, Papiere und Laptops zusammenzupacken. Die Menge der Unterlagen war beträchtlich; schließlich besteht das Gesetz aus nicht mehr und nicht weniger als Worten.
    »Hey, Chef, ganz schön raffiniert«, sagte Chuck Wu. »Sie haben ihn dazu gebracht, sich so auf dieses Spiel zu konzentrieren, dass er an die Pistole nicht mehr gedacht hat.«
    »Ja, und wir glaubten schon, Sie hätten es vermasselt«, gab Viamonte zu.
    »Stimmt, aber wir wollten nichts sagen«, erklärte Wu.
    Viamonte schlug vor: »Hey, lasst uns feiern gehen.«
    Tribow lehnte ab. Er hatte in letzter Zeit seine Frau und seinen Sohn kaum zu sehen bekommen und sehnte sich nach seinem Zuhause.
    Als er gerade mit dem Packen seiner großen Prozesstasche fertig war, hörte Tribow die Stimme einer Frau: »Danke.« Er drehte sich um und sah sich José Valdez’ Witwe gegenüber. Er nickte. Sie schien nach weiteren Worten zu suchen und noch etwas hinzufügen zu wollen, schüttelte dem Staatsanwalt dann aber einfach die Hand und verließ zusammen mit einer älteren Frau den inzwischen fast leeren Gerichtssaal.
    Tribow beobachtete sie.
    Ich glaube, dass Leute wie er, wirklich böse Leute, sich nicht an die Regeln halten. Und man kann nichts dagegen tun. Manchmal kommen sie einfach davon…
    Aber manchmal eben auch nicht.
    Danny Tribow griff nach der größten Tasche. Dann verließen die drei Ankläger gemeinsam den Gerichtssaal.

Der Verdacht
    Die kleinen Dinge.
    Wenn sie zum Beispiel das Büro um fünf Uhr verließ, aber vor halb sieben nicht nach Hause kam.
    Er wusste, dass seine Frau eine zügige Autofahrerin war und die Strecke um diese Tageszeit in rund vierzig Minuten schaffen konnte. Wo also verbrachte sie

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