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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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an, und an Fenstern und Türen tauchten Gesichter auf.
    Perfekt, dachte Ron. Sobald er die kleinste Bewegung auf mich zu macht, bring ich ihn um. Ein Dutzend Zeugen wird meine Darstellung bestätigen. Einen halben Meter vor Harle blieb er stehen. Das Grinsen des Jungen war verschwunden. »Ich bin entlassen. Die konnten mir nichts anhängen, stimmt’s? Anhängen, anhängen, anhängen. Also – bin – ich – entlassen.«
    »Hör mir gut zu«, drohte Ron und ballte die Fäuste. »Du bist kurz davor. Verstehst du, was ich meine? Mir ist es egal, wenn sie mich einsperren; mir ist es auch egal, wenn sie mich hinrichten. Wenn du sie nicht in Ruhe lässt, bring ich dich um. Ist das klar?«
    »Ich lieb meine Gwennie, ich lieb sie, lieb sie, liebsie, liebsie, liebsie, liebsieliebsieliebsie. Sie liebt mich, ich lieb sie sie liebt mich ich lieb sie liebt ich lieb sie liebt sie liebt sieliebt sieliebtsieliebtsieliiiieebt…«
    »Komm. Schlag nach mir. Los. Feigling! Hast nicht den Mut, es mit einem Erwachsenen aufzunehmen, oder? Du kotzt mich an.«
    Harle löste die verschränkten Arme.
    Okay, jetzt geht’s los…
    Rons Herz zog sich zusammen, und in seinen Ohren brauste ein Ozean. Er fühlte das kühle Adrenalin durch seinen Körper fließen wie elektrischen Strom.
    Der Junge drehte sich um und lief weg.
    Dreckschwein…
    »Komm zurück!«
    Auf schlaksigen Beinen rannte Harle die Straße hinunter und verschwand in der nebligen Dämmerung. Ron folgte ihm dicht auf den Fersen.
    Einige Blocks weit.
    Sportlich war er, sicher, doch ein dreiundvierzigjähriger Körper hatte nicht die Kondition von jemandem, der halb so alt ist. Nach einem halben Kilometer setzte sich der Junge ab und verschwand.
    Atemlos und mit heftigem Seitenstechen schlich Ron zu seinem Haus zurück und stieg in seinen Lexus. Keuchend rief er: »Doris! Du und Gwen, ihr bleibt hier und verschließt die Türen. Ich werde ihn finden.«
    Er ignorierte ihren Protest und raste über die Auffahrt auf die Straße.
    Eine halbe Stunde später, nachdem er die ganze Nachbarschaft abgesucht hatte, ohne eine Spur des Jungen zu entdecken, kehrte er nach Hause zurück.
    Wo er seine Tochter in Tränen aufgelöst vorfand.
    Doris und Gwen saßen im Wohnzimmer hinter heruntergelassenen Rollos und zugezogenen Vorhängen. Doris hielt ein langes Küchenmesser in ihrer kräftigen Hand.
    »Was ist los?«, fragte Ron energisch. »Was ist passiert?«
    Doris sagte: »Erzähl es deinem Vater.«
    »Oh Daddy. Es tut mir Leid. Ich dachte, es wäre das Beste.«
    »Was?« Mit kräftigen Schritten trat Ron auf sie zu, ließ sich auf die Couch fallen und packte das Mädchen an den Schultern. »Sag es!«, schrie er.
    »Er ist zurückgekommen«, sagte Gwen. »Er war neben dem Busch. Da bin ich rausgegangen, um mit ihm zu reden.«
    »Was hast du getan? Bist du verrückt geworden?«, brüllte Ron. Er zitterte vor Wut und aus Angst vor dem, was hätte passieren können.
    Doris sagte: »Ich konnte sie nicht aufhalten. Ich hab’s versucht, aber…«
    »Ich hatte Angst um dich. Ich hatte Angst, dass er dir etwas antut. Ich dachte, vielleicht könnte ich nett zu ihm sein und ihn einfach bitten, dass er geht.«
    Trotz seiner Angst weitete sich Rons Brust in einem Anflug von Stolz angesichts des Mutes seiner Tochter.
    »Und was ist dann passiert?«, fragte er.
    »Oh Daddy, es war schrecklich.«
    Sein Stolz verflog. Er lehnte sich zurück und starrte in das weiße Gesicht seiner Tochter. Ron flüsterte: »Hat er dich berührt?«
    »Nein… noch nicht.«
    »Was soll das heißen,
noch
?«, bellte Ron.
    »Er sagte…« Ihr tränenüberströmtes Gesicht wandte sich von den zornigen Augen ihres Vaters zu den entschlossen wirkenden ihrer Mutter. »Er sagte, dass beim nächsten Vollmond… dass die Frauen in einen bestimmten Zustand kommen wegen ihrer, du weißt schon, der monatlichen Sache. Beim nächsten Vollmond würde er kommen und mich finden, egal, wo ich bin…« Ihr Gesicht wurde rot vor Scham. Sie schluckte. »Ich kann es nicht aussprechen, Daddy. Ich kann nicht wiederholen, was er gesagt hat, was er dann tun würde.«
    »Mein Gott.«
    »Ich hab solche Angst gekriegt, dass ich zurück ins Haus gerannt bin.«
    Doris wandte ihr Gesicht mit dem kräftigen Kinn zum Fenster und fügte hinzu: »Und er stand einfach da und starrte uns an. Dabei hat er mit dieser kranken Stimme irgendwie gesungen. Wir haben sofort die Türen abgeschlossen.«
    Mit dem Kopf deutete sie auf das Messer und legte es auf den Tisch.

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