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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Einfallsreichtum.
    »Sid!« Der Detective rief nach einem Beamten in Zivil, der an einem mit Stellwänden abgetrennten Arbeitsplatz in der Nähe saß.
    Der gepflegte junge Mann gesellte sich zu ihnen, und Loesser stellte ihn Kari als Sid Harper vor. Loesser schilderte seinem Assistenten den Fall und schloss mit den Worten: »Überprüf diesen Typen, und besorg mir die Akten aus…« Er sah zu Kari hinüber. »Bei welcher Polizeidienststelle könnten seine Akten liegen?«
    Ärgerlich entgegnete sie: »Benutzen Sie den Plural, Detective. Es dürfte sich um mehrere Dienststellen handeln. Ich würde mit Santa Monica, Los Angeles und der kalifornischen Staatspolizei anfangen. Außerdem könnten Sie mit Burbank, Beverly Hills, Glendale und Orange County sprechen. Ich bin häufiger umgezogen, in der Hoffnung, ihm zu entkommen.«
    »Mann, oh Mann!«, bemerkte Loesser kopfschüttelnd.
    Nach wenigen Minuten kehrte Sid Harper zu ihnen zurück.
    »L.A. schickt uns die Akte über Nacht. Die Unterlagen aus Santa Monica kommen übermorgen. Ich hab auch die Grundbuchunterlagen aus der Gegend überprüft.« Er schaute auf einen Zettel in seiner Hand. »David Dale hat vor zwei Tagen eine Wohnung in Grand View gekauft. Sie liegt ungefähr eine Viertelmeile von Miss Swansons Haus entfernt.«
    »Gekauft?«
, fragte Loesser überrascht.
    »Er sagt, dass er sich mir näher fühlt, wenn er ein Haus in derselben Stadt besitzt«, erklärte Kari und schüttelte den Kopf.
    »Wir werden mit ihm reden, Miss Swanson. Und wir werden ein Auge auf Ihr Haus werfen. Sobald er irgendwas Offensichtliches unternimmt, können Sie eine gerichtliche Verfügung erwirken.«
    »Davon wird er sich wohl kaum abschrecken lassen«, spottete sie. »Das wissen Sie genauso gut wie ich.«
    »Uns sind die Hände ziemlich gebunden.«
    Sie schlug mit aller Kraft auf ihr Bein. »Das höre ich schon seit Jahren. Es wird Zeit, etwas zu
unternehmen
.« Karis Augen wanderten im Zimmer herum und blieben an einem Gestell mit Gewehren an der Wand hängen. Als sie sich davon abwandte, stellte sie fest, dass der Detective sie aufmerksam musterte.
    Loesser schickte Sid Harper zurück an seinen Schreibtisch. Dann sagte er: »Hey, ich muss Ihnen etwas zeigen, Miss Swanson.« Loesser griff nach einem Bilderrahmen auf seinem Schreibtisch und reichte ihn ihr hinüber. »Das Foto auf der linken Seite. Was halten Sie davon?«
    Rechts war das Foto eines grinsenden, pickligen Teenagers. Links entdeckte sie eine junge Frau in schwarzem Talar und Doktorhut.
    »Meine Tochter Elaine.«
    »Sie ist hübsch. Wollen Sie wissen, wie ihre Chancen auf eine Karriere als Model stehen?«
    »Nein, Ma’am, darum geht’s nicht. Sehen Sie, mein Mädchen ist fünfundzwanzig Jahre alt, genau wie Sie. Wissen Sie, was: Sie hat ihr ganzes Leben noch vor sich, schöne Dinge, die auf sie warten. Mann, Kinder, Reisen, Jobs.«
    Kari schaute von dem Bild auf und in das ruhige Gesicht des Detectives. Er fuhr fort: »Und Sie können sich auf die gleichen Dinge freuen, Miss Swanson. Ich weiß, dass er Ihnen das Leben zur Hölle gemacht hat und dass es vielleicht noch eine Weile so bleiben wird. Aber wenn Sie anfangen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen – und ehrlich gesagt hab ich den Eindruck, dass Sie zumindest darüber nachdenken –, dann wird Ihr Leben ganz schnell zu Ende sein.«
    Sie tat seinen Rat mit einem Schulterzucken ab und fragte: »Wie sind die Gesetze hier, was Notwehr betrifft?«
    »Warum stellen Sie mir diese Frage?«, entgegnete Loesser flüsternd.
    »Wie lautet die Antwort?«
    Der Detective zögerte. »Die Regeln in unserem Staat sind äußerst strikt. Außerhalb Ihres eigenen Hauses, sogar auf der vorderen Veranda, ist es praktisch unmöglich, auf einen unbewaffneten Menschen zu schießen und sich auf Notwehr zu berufen. Und eines sage ich Ihnen: Als Allererstes überprüfen wir, ob eine Leiche ins Haus gezerrt wurde und ob man ihr zum Beispiel ein Messer in die Hand gedrückt hat.«
    Nach einer Pause fügte der Detective hinzu: »Und ich will ganz offen sein, Miss Swanson. Die Geschworenen würden Sie ansehen und sagen: ›
Natürlich
umschwirren die Männer sie wie die Motten das Licht. Sie hätte ein dickeres Fell haben müssen.‹«
    »Ich gehe jetzt besser«, erklärte Kari.
    Loesser musterte sie einen Moment und ermahnte sie dann in einfühlsamem Ton: »Werfen Sie Ihr Leben nicht weg wegen so einem Stück Dreck wie diesem Verrückten.«
    Sie bellte zurück: »Ich
habe
kein Leben. Das ist

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