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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ja das Problem. Ich dachte, ich könnte es zurückgewinnen, als ich nach Crowell gezogen bin. Das hat leider nicht funktioniert.«
    »Wir alle machen hin und wieder schlimme Zeiten durch. Gott hilft uns über sie hinweg.«
    »Ich glaube nicht an Gott«, sagte Kari, während sie den Regenmantel überzog. »So etwas würde er keinem antun.«
    »Es war nicht Gott, der Ihnen David Dale auf den Hals geschickt hat«, entgegnete Loesser.
    »Das meine ich auch nicht«, antwortete sie ärgerlich. Sie hob ihre zitternde Hand zum Gesicht. »Ich meine, wenn Er existieren würde, dann wäre er sicher nicht so grausam gewesen, mich schön zu machen.«
    Um acht Uhr abends schlug vor Kari Swansons Haus eine Autotür zu.
    Es war Dales Pickup. Sie erkannte das Geräusch.
    Mit zitternden Händen stellte Kari ihr Weinglas ab. Sie schaltete den Fernseher aus, den sie regelmäßig ohne Ton laufen ließ, um vorgewarnt zu sein, falls Dale auf die Idee käme, sich dem Haus zu nähern. Sie lief in den Flur und nahm ihre Pistole aus der Schublade.
    Außerhalb Ihres eigenen Hauses, sogar auf der vorderen Veranda, ist es praktisch unmöglich, auf einen unbewaffneten Menschen zu schießen und sich auf Notwehr zu berufen…
    Kari umklammerte die Pistole und warf einen vorsichtigen Blick durch die Gardine an der Eingangstür. David Dale näherte sich mit einem großen Blumenstrauß langsam ihrem Vorgarten. Er war zu gut informiert, um einen Fuß auf ihr Grundstück zu setzen. Stattdessen blieb er auf der Straße stehen und verbeugte sich, so wie man sich vor Mitgliedern von Königshäusern verneigt, und legte den Strauß zusammen mit einem Umschlag auf das Gras des Parkstreifens. Die Blumen arrangierte er so sorgfältig wie einen Grabschmuck. Schließlich erhob er sich und blickte bewundernd auf sein Werk. Er kehrte zu seinem Wagen zurück und verschwand in der windigen Nacht.
    Mit nackten Füßen ging Kari hinaus in den kalten Nieselregen, hob die Blumen auf und warf sie in den Müll. Dann ging sie zurück zur Veranda, blieb unter der Lampe stehen und riss den Brief in der Hoffnung auf, dass Detective Loesser mit Dale gesprochen und ihm solch einen Schrecken eingejagt hätte, dass er die Stadt verließ. Vielleicht hielt sie Dales Abschiedsbrief in der Hand.
    Doch natürlich war das nicht der Fall.
    Meiner wunderschönen Geliebten…
    Es war eine wunderbare Idee von dir. An die Ostküste zu ziehen, meine ich. In Kalifornien gab es so viele Leute, die mit mir um deine Liebe und Aufmerksamkeit konkerierten (oder so… ha, ich bin halt schlecht im Buchstabieren!!!)
    Und es bedeutet mir so viel, dass du sie loswerden wolltest. Und dass du deine Arbeit als Model aufgegeben hast, damit ich dich nicht mehr mit der Welt teilen muss… Du hast das ALLES für mich getan!!!!
    Ich weiß, dass wir hier glücklich sein werden.
    Ich liebe dich für immer und ewig.
    David
    P.S. Weißt du, was? Ich hab ENDLICH die alte New-York-Scene-Zeitschrift gefunden, wo du diese Lehderröcke vorgeführt hast. Ja, die Ausgabe, nach der ich jahrelang gesucht hab! Kannst du dir das vorstellen!!! Ich war so glücklich! Ich hab dich ausgeschnitten und aufgehängt (um es mal so zu sagen, ha!!!). In meiner neuen Wohnung gibt es ein »Karizimmer«. Genau wie in meiner alten Wohnung in Glendale (wo du mich nie besucht hast, huu-huu!!!), aber diese Bilder hab ich lieber in mein Schlafzimmer gehängt. Ich hab da diese hübsche Beleuchtung, ganz sanft wie Kerzenlicht, und die lasse ich die ganze Nacht über an. Jetzt freue ich mich sogar auf böse Träume, weil ich dann aufwachen und dich ansehen kann.
    Sie trat ins Haus, knallte die Tür zu und legte die drei Sicherheitsriegel vor. Dann sank sie auf die Knie und heulte vor Wut, bis sie völlig erschöpft war und Schmerzen in der Brust spürte. Schließlich beruhigte sie sich, atmete durch und trocknete mit dem Ärmel ihre Tränen.
    Kari warf einen langen Blick auf die Pistole, ehe sie sie zurück in die Schublade legte. Sie ging ins Arbeitszimmer, setzte sich in einen Sessel mit gerader Rückenlehne und starrte hinaus in den vom Wind zerzausten Garten.
    Sie wandte sich ihrem Schreibtisch zu und durchwühlte einen großen Stapel Papiere.
    Die Bar auf der West Forty-second Street war düster und stank nach Lysol.
    Obwohl Kari sich bewusst unauffällig gekleidet hatte – Sweatshirt, Sonnenbrille und Baseballkappe –, starrten drei der vier Gäste und der Barkeeper sie entgeistert an. Ein Mann mit verschwommenem Blick schenkte ihr ein

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