Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
einladendes Lächeln, das mehr Kaugummi als Zähne sehen ließ. Der vierte Gast schnarchte am anderen Ende der Bar vor sich hin. Alle außer dem Schnarcher rauchten.
    Sie bestellte einen typischen Model-Cocktail – Cola Light mit Limone – und nahm an einem Tisch im Hintergrund des schäbigen Lokals Platz.
    Zehn Minuten später betrat ein hochgewachsener Mann mit ebenholzschwarzer Haut, kräftigem Oberkörper und riesigen Händen die Bar. Er blinzelte durch den Zigarettenqualm und machte sich auf den Weg zu Karis Tisch.
    Er nickte ihr zu, setzte sich und musterte die heruntergekommene Bar voller Widerwillen. Seit ihrem ersten Treffen schien er sich überhaupt nicht verändert zu haben. Das war vor einem Jahr in der Dominikanischen Republik gewesen, wo sie sich wegen eines Auftrags für
Elle
aufgehalten und er einen freien Tag von einem Projekt im nahe gelegenen Haiti genommen hatte. Als er ihr, nach einigen Drinks, seinen Beruf verraten und sie gefragt hatte, ob sie nicht jemanden mit seinen speziellen Fähigkeiten an ihrer Seite gebrauchen könnte, hatte sie über diesen absurden Gedanken nur gelacht. Trotzdem hatte sie an David Dale denken müssen und sich seine Telefonnummer geben lassen.
    »Warum wolltest du nicht zu mir nach Hause kommen?«, fragte er.
    »Seinetwegen«, sagte sie mit gesenkter Stimme, als könne auf magische Weise schon die bloße Erwähnung David Dale wie einen Dämon herbeizaubern. »Er folgt mir überallhin. Ich glaube nicht, dass er weiß, dass ich nach New York gekommen bin. Aber ich kann es nicht riskieren, dass er von dir erfährt.«
    »Hey«, rief der Barkeeper mit rauer Stimme. »Wollen Sie irgendwas? Wir bedienen nämlich nicht am Tisch.«
    Der Mann drehte sich um, und der Barkeeper verstummte unter seinem scharfen Blick und wandte sich wieder der Bestandsaufnahme seiner billigen, aber reichlichen Alkoholvorräte zu.
    Der Mann an Karis Tisch räusperte sich. Mit ernster Stimme begann er: »Du hast mir erklärt, was du willst. Aber es gibt noch etwas, das ich dir sagen muss. Erstens…«
    Kari hob die Hand, um ihn zu unterbrechen. Sie flüsterte: »Du willst mir sagen, dass es riskant ist, du willst mir sagen, dass es mein Leben für immer zerstören könnte, du willst mir sagen, ich soll nach Hause gehen und ihn der Polizei überlassen.«
    »Ja, das kommt ziemlich genau hin.« Er blickte in ihre versteinerten Augen. Als sie nichts weiter hinzufügte, fragte er: »Und du bist sicher, dass du es auf diese Art lösen willst?«
    Kari nahm einen dicken weißen Umschlag aus ihrer Handtasche und schob ihn über den Tisch. »Hier sind hunderttausend Dollar. Das ist meine Antwort.«
    Der Mann zögerte einen Augenblick, ehe er den Umschlag nahm und ihn in seine Tasche steckte.
    Knapp einen Monat nach seiner Begegnung mit Kari Swanson saß Detective Brad Loesser in seinem Büro und betrachtete abwesend die Regentropfen, die am Fenster herunterliefen, als eine atemlose Stimme an der Tür ihn aus seinen Gedanken riss.
    »Wir haben ein Problem, Detective«, sagte Sid Harper.
    »Nämlich?« Loesser drehte sich zu ihm um. Probleme an einem Abend wie diesem… das war ja wunderbar. Was es auch sein mochte, er würde wetten, dass er nach draußen musste, um sich darum zu kümmern.
    Harper sagte: »Wir haben einen Treffer bei der Wanze.«
    Nach seinem Treffen mit Kari Swanson hatte Loesser mehrmals mit David Dale gesprochen und ihn eindringlich – und mit kaum verhohlenen Drohungen – aufgefordert, seine Belästigungen endlich einzustellen. Der Mann konnte einen zur Raserei bringen. Er hatte den Eindruck erweckt, dem Detective ganz vernünftig zuzuhören, der Lektion aber offensichtlich nicht die geringste Aufmerksamkeit geschenkt; denn am Ende hatte er mit psychotischem Starrsinn erklärt, wie sehr Kari und er sich liebten und dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie heiraten würden. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Dale Loesser ganz kühl von oben bis unten gemustert und dann begonnen,
ihn
ins Kreuzverhör zu nehmen, offensichtlich in der Überzeugung, der Polizist habe selbst ein Auge auf Kari Swanson geworfen.
    Dieser Vorfall hatte den Detective so entnervt, dass er einen Richter dazu gebracht hatte, die Überwachung von Dales Telefon anzuordnen.
    »Was ist passiert?«, fragte Loesser seinen Assistenten.
    »
Sie
hat
ihn
angerufen. Kari Swanson hat sich bei Dale gemeldet. Ungefähr vor einer halben Stunde. Sie war die Freundlichkeit in Person. Wollte sich mit ihm

Weitere Kostenlose Bücher