Todesreigen
Motel 14 Uhr.
Doug hieß mit Nachnamen Grant.
An jenem Sonntagmorgen versuchte Pete, keine Reaktion zu zeigen, als Mo ankündigte: »Ich bin für eine Weile unterwegs, Schatz.«
»Wohin?«
»Einkaufen. Um fünf bin ich zurück.«
Er wollte sie schon fragen, wohin genau sie fahren wollte, entschied sich dann aber dagegen. Das würde sie bloß misstrauisch machen. Also erwiderte er fröhlich: »Ist gut, bis dann.«
Sobald ihr Auto die Auffahrt verlassen hatte, telefonierte er mit den Motels in der Gegend und fragte nach Douglas Grant.
Ein Angestellter des Westchester Motor Inn sagte: »Einen Moment, bitte. Ich verbinde.«
Pete legte schnell auf.
Er erreichte das Motel in fünfzehn Minuten, und, jawohl, dort stand Mos Auto vor einer der Zimmertüren. Pete schlich sich nahe an das Gebäude heran. Die Jalousie war heruntergelassen, und die Lichter waren gelöscht. Das Fenster allerdings stand ein Stück offen. Pete konnte Gesprächsfetzen mit anhören.
»Mir gefällt das nicht.«
»Das…?«, fragte sie.
»Diese Farbe. Ich will, dass du deine Nägel rot anmalst. Das ist sexy. Diese Farbe, die du jetzt trägst, mag ich nicht. Was ist das überhaupt?«
»Pfirsich.«
»Ich mag Knallrot«, stellte Doug fest.
»Na gut.«
Es wurde gelacht. Danach hörte er lange nichts. Pete versuchte, einen Blick ins Zimmer zu werfen, aber er konnte nichts erkennen. Schließlich erklärte Mo: »Wir müssen reden. Über Pete.«
»Er ahnt etwas«, sagte Doug. »Ich bin ganz sicher, dass er etwas ahnt.«
»In letzter Zeit benimmt er sich wie ein verdammter Spion«, sagte sie mit diesem scharfen Unterton, den Pete hasste. »Manchmal könnte ich ihn erwürgen.«
Pete schloss die Augen, als er diese Worte hörte. Er presste die Lider so fest zusammen, dass er einen Moment glaubte, er würde sie nie wieder öffnen können.
Er hörte das Zischen einer Getränkedose. Bier, nahm er an.
Doug sagte: »Was soll schon passieren, wenn er es herausfindet?«
»Was
passieren
soll? Ich hab dir erklärt, was in diesem Staat mit den Unterhaltszahlungen passiert, wenn man eine Affäre hat. Sie
fallen weg
. Wir müssen vorsichtig sein. Ich hab mich an einen bestimmten Lebensstandard gewöhnt.«
»Was sollen wir also tun?«, fragte Doug.
»Ich hab darüber nachgedacht. Ich denke, du solltest etwas unternehmen.«
»Etwas unternehmen?« Jetzt klang auch Dougs Stimme schärfer. »Ihn auf eine Reise ohne Rückfahrkarte schicken…«
»Also wirklich.«
»Schon gut, Baby, tut mir Leid. Was meinst du denn mit: etwas unternehmen?«
»Ihn kennen lernen.«
»Mach keine Witze!«
»Beweise ihm, dass du nur mein Boss bist!«
Doug lachte und fuhr mit sanfter, leiser Stimme fort: »Fühlt
das
sich so an, als wäre ich bloß dein Boss?«
Sie lachte ebenfalls. »Hör auf damit. Ich versuche, mich ernsthaft mit dir zu unterhalten.«
»Was denn? Soll ich mit ihm ins Sportstadion gehen?«
»Nein, es muss schon mehr sein. Lade ihn ein, dich zu besuchen.«
»Na, was für ein Vergnügen.« Im selben barschen Ton, den Mo manchmal anschlug.
Doch sie fuhr unbeirrt fort: »Mir gefällt die Idee. Lade uns beide zu dir ein – vielleicht an dem Wochenende, an dem ich die Party für meine Nichte gebe. Ich kann dann eben nicht kommen. Vielleicht macht er sich allein auf den Weg. Ihr lasst es euch gut gehen, macht die Stadt unsicher. Tu so, als hättest du eine Freundin oder so was.«
»Das würde er mir nicht abnehmen.«
»Pete hat nur dann etwas im Kopf, wenn es um Sport oder Computer geht. In allen anderen Belangen ist er ein Dummkopf.«
Pete rang verzweifelt mit den Händen und verstauchte sich dabei fast einen Daumen, wie damals, als er sich beim Basketball verletzt hatte.
»Das bedeutet, ich muss so tun, als ob ich ihn mag.«
»Ja.
Genau das
bedeutet es. Es wird dich sicher nicht umbringen.«
»Such dir ein anderes Wochenende aus, an dem du mitkommen kannst.«
»Nein«, sagte sie. »Ich hätte zu große Schwierigkeiten, die Finger von dir zu lassen.«
Pause. Dann sagte Doug: »Oh, verdammt, einverstanden. Ich mach’s.«
Pete, der neben drei ausrangierten Sodakanistern auf einem Streifen aus gelbem Gras hockte, zitterte vor Wut. Er musste seine ganze Willenskraft zusammennehmen, um nicht loszuschreien.
Er machte sich schnell auf den Heimweg, ließ sich aufs Sofa fallen und schaltete das Spiel im Fernsehen an.
Als Mo nach Hause kam – nicht um fünf Uhr, wie sie versprochen hatte, sondern um halb sieben –, tat er so, als wäre er
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