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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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prima.«
    Was nicht bedeutete: prima. Es bedeutete: Ich habe keine Lust, mit dir zu sprechen. Ich habe Geheimnisse vor dir.
    Ich liebe dich nicht mehr.
    Sie kletterten über einige umgestürzte Baumstämme und begannen den Abstieg von einem Hügel. Zwischen dem Gras wuchsen blaue Blumen und Gänseblümchen. Mo liebte die Gartenarbeit und fuhr ständig zur Gärtnerei, um neue Pflanzen zu kaufen. Manchmal allerdings kam sie ohne Pflanzen zurück. In Pete wuchs langsam der Verdacht, dass sie sich bei diesen Ausflügen in Wirklichkeit mit Doug traf. Seine Wut flammte wieder auf. Seine Hände begannen zu schwitzen, und er knirschte mit den Zähnen.
    »Hat sie ihren Wagen reparieren lassen?«, fragte Doug. »Sie hat erwähnt, dass es Schwierigkeiten mit dem Getriebe gäbe.«
    Woher konnte er das wissen? Der Wagen war erst vor vier Tagen kaputtgegangen. War Doug bei ihnen gewesen, ohne dass Pete es wusste?
    Doug warf Pete einen Blick zu und wiederholte seine Frage.
    Pete blinzelte. »Oh, ihr Wagen? Ja, der ist in Ordnung. Sie hat ihn zur Reparatur gebracht.«
    Jetzt fühlte er sich ein bisschen besser, denn Dougs Frage bedeutete, dass sie gestern
nicht
miteinander gesprochen hatten. Sonst hätte sie ihm erzählt, dass der Wagen wieder in Ordnung war.
    Auf der anderen Seite war es auch möglich, dass Doug ihn anlog und nur so
tat
, als hätte sie ihm nichts von dem Wagen erzählt, obwohl es in Wirklichkeit ganz anders gewesen war.
    Pete musterte Dougs pummeliges Gesicht und kam zu keiner Entscheidung, ob er ihm glauben sollte oder nicht. Irgendwie machte Doug einen unschuldigen Eindruck, doch Pete hatte gelernt, dass diejenigen, die unschuldig erschienen, oft die meiste Schuld auf sich geladen hatten. Roy, der Ehemann in
Dreieck
, war Leiter eines Kirchenchors gewesen. Sein lächelndes Gesicht auf dem Foto im Buch hätte keinen auf die Idee gebracht, dass er jemanden getötet hatte.
    Der Gedanke an das Buch führte unweigerlich zum Gedanken an Mord.
    Pete warf einen prüfenden Blick über das Feld. Ja, dort… ungefähr zwanzig Meter entfernt. Ein Zaun. Anderthalb Meter hoch. Es würde prima funktionieren.
    Prima…
    So prima wie Mo.
    Die Doug mehr wollte als Pete.
    »Wonach hältst du Ausschau?«, fragte Doug.
    »Nach etwas, worauf ich schießen kann.«
    Im Stillen dachte er: Zeugen. Danach halte ich Ausschau.
    »Lass uns dort entlanggehen«, sagte Pete und ging auf den Zaun zu.
    Doug zuckte die Schultern. »Klar. Warum nicht?«
    Während sie näher traten, musterte Pete den Zaun. Holzpfosten im Abstand von etwa zweieinhalb Metern. Fünf rostige Drähte.
    Nicht leicht zu überqueren; aber es war auch kein Stacheldraht wie bei anderen Zäunen, an denen sie vorbeigekommen waren. Abgesehen davon sollte es auch nicht
zu
einfach sein. Pete hatte nachgedacht. Er hatte einen Plan.
    Roy hatte wochenlang über den Mord nachgedacht. Er hatte sich in jedem wachen Augenblick damit beschäftigt. Er hatte Tabellen und Diagramme gezeichnet und jedes Detail x-mal geplant. Zumindest in seinem Kopf war es das perfekte Verbrechen…
    Pete fragte: »Wo arbeitet denn deine Freundin?«
    »Ähm, meine Freundin? Sie arbeitet in Baltimore.«
    »Oh. Und was macht sie?«
    »Sie arbeitet im Büro. In einer großen Firma.«
    »Oh.«
    Sie näherten sich dem Zaun. Pete fragte: »Bist du geschieden? Mo sagte, du wärst geschieden.«
    »Richtig. Betty und ich haben uns vor zwei Jahren getrennt.«
    »Siehst du sie noch?«
    »Wen? Betty? Nein. Wir haben getrennte Wege eingeschlagen.«
    »Hast du Kinder?«
    »Nein.«
    Natürlich nicht. Wenn man Kinder hatte, musste man sich Gedanken um andere Menschen machen. Man konnte nicht die ganze Zeit an sich selbst denken.
    Wie Doug es tat.
    Und Mo.
    Pete schaute sich noch einmal um. Nach Eichhörnchen, nach Kaninchen, nach Zeugen.
    Dann blieb Doug stehen und schaute sich ebenfalls um. Pete fragte sich, warum, aber Doug nahm eine Flasche Bier aus seinem Proviantbeutel, trank sie in einem Zug leer und warf sie auf den Boden. »Willst du auch was trinken?«, fragte Doug.
    »Nein«, antwortete Pete. Es war gut, dass Doug ein wenig betrunken sein würde, wenn man ihn fand. Man würde eine Blutprobe nehmen. Das war so üblich. So hatten sie auch entdeckt, dass Hank getrunken hatte, als sie seine Überreste (120 Stundenkilometer, immerhin) ins Colorado Springs Hospital gebracht hatten – sie hatten den Alkoholspiegel in seinem Blut überprüft.
    Der Zaun war nur noch sieben Meter entfernt.
    »Oh, hey«, sagte Pete. »Da

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