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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eingeschlafen.
    In jener Nacht entschied er sich, was zu tun war. Am nächsten Tag ging er in das Antiquariat und stahl das Buch.
    Am Samstag fuhr Mo ihn zum Flughafen.
    »Werdet ihr beide es euch gut gehen lassen?«
    »Darauf kannst du dich verlassen«, sagte Pete. Er klang vergnügt, denn schließlich
war
er vergnügt. »Wir werden viel Spaß haben.«
    Am Tag des Mordes, während seine Frau und ihr Liebhaber in einem Zimmer der Mountain View Lodge zusammen Wein tranken, traf Roy sich mit einem Geschäftspartner zum Mittagessen. Der Mann, der anonym bleiben möchte, berichtet, dass Roy sich in ungewöhnlich aufgeräumter Stimmung befand. Es hatte den Anschein, als hätte seine Depression sich verzogen und neuem Glück Platz gemacht.
    Prima, prima, prima…
    Mo küsste ihn und umarmte ihn. Er erwiderte ihren Kuss nicht, umarmte sie aber ebenfalls und bemühte sich, möglichst überzeugend zu schauspielern.
    »Du freust dich darauf, oder?«, fragte sie.
    »Aber sicher«, antwortete er. Und das war die Wahrheit.
    »Ich liebe dich«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch«, gab er zurück. Und das war nicht die Wahrheit. Er hasste sie. Er hoffte, das Flugzeug würde ohne Verspätung abfliegen, denn er wollte nicht länger als nötig mit ihr zusammen warten.
    Eine hübsche blonde Stewardess blieb mehrmals neben seinem Platz stehen. Das war nichts Ungewohntes für Pete. Frauen mochten ihn. Er hatte Tausende von Malen gehört, dass er süß wäre, gut aussähe und Charme besäße. Frauen hielten sich gern in seiner Nähe auf und sagten ihm solche Dinge, berührten seinen Arm, drückten seine Schulter. Doch heute beantwortete er ihre Fragen bloß mit Ja oder Nein. Und widmete sich der Lektüre von
Dreieck
. Er las noch einmal die Abschnitte, die er unterstrichen hatte. Lernte sie auswendig.
    Er lernte eine Menge über Fingerabdrücke, über Zeugenvernehmungen, über Fußabdrücke und materielle Spuren. Vieles davon verstand er nicht, aber es wurde doch deutlich, wie clever die Ermittler waren und dass er sehr vorsichtig sein musste, wenn er Doug töten und ungestraft davonkommen wollte.
    »Wir werden gleich landen«, sagte die Stewardess. »Zeit zum Anschnallen.« Sie schenkte ihm ein Lächeln.
    Er hakte seinen Gurt ein und wandte sich wieder dem Buch zu.
    Hank Gibsons Körper war vierunddreißig Meter tief gefallen, ehe er auf der rechten Körperseite aufschlug. Von den mehr als zweihundert Knochen im menschlichen Körper waren bei ihm siebenundsiebzig gebrochen. Seine Rippen hatten alle wichtigen inneren Organe durchstoßen, und sein Schädel war auf einer Seite eingedrückt.
    Willkommen in Baltimore…
    Doug holte ihn am Flughafen ab und schüttelte ihm die Hand.
    »Wie geht’s?«, fragte er.
    »Gut.«
    Das alles war sehr merkwürdig. Das Wochenende mit einem Mann zu verbringen, den Mo so gut kannte und den er, Pete, fast gar nicht kannte.
    Mit jemandem wandern zu gehen, den er kaum kannte.
    Jemanden zu töten, den er praktisch überhaupt nicht kannte…
    Er ging neben Doug her.
    »Ich brauch ein Bier und ein paar Krabben«, sagte Doug, als sie in seinen Wagen stiegen. »Hast du Hunger?«
    »Allerdings.«
    Sie hielten am Hafen und betraten eine alte Spelunke. Der Laden stank. Er stank nach dem Reinigungsmittel, das Mo benutzte, wenn Randolf, ihr Labradorwelpe, sein Geschäft auf dem Teppich erledigt hatte.
    Doug pfiff nach der Kellnerin, bevor sie überhaupt Platz genommen hatten. »Hey, Schätzchen. Glaubst du, du kommst mit zwei richtigen Männern klar?« Er bedachte sie mit dem Grinsen, das er in Petes Gegenwart auch Mo einige Male zugeworfen hatte. Pete schaute weg, ein wenig beschämt und ziemlich angewidert.
    Beim Essen beruhigte Doug sich langsam, was wahrscheinlich eher am Bier als an der Mahlzeit lag. So wie abends bei Mo nach ihrem dritten Glas Gallo.
    Pete sagte nicht viel. Doug mühte sich, fröhlich zu wirken. Er redete und redete, doch es kam nur Müll heraus. Pete hörte nicht zu.
    »Vielleicht ruf ich meine Freundin eben mal an«, sagte Doug plötzlich. »Mal sehen, ob sie uns begleiten will.«
    »Du hast eine Freundin? Wie heißt sie?«
    »Ähm, Cathy«, antwortete Doug.
    Auf dem Namensschildchen der Kellnerin stand:
Hi, ich heiße Cathleen
.
    »Das wäre schön«, sagte Pete.
    »Vielleicht ist sie übers Wochenende aber gar nicht in der Stadt.« Er wich Petes Blick aus. »Ich rufe sie lieber später an.«
    Pete hat nur dann etwas im Kopf, wenn es um Sport oder Computer geht. In allen anderen Belangen ist

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