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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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Tisch, der mit einem typisch italienischen Tuch mit rot-weißen Karos gedeckt war.
    „Anna, ich muss gleich mal mit dir reden, geht das?“ Enzo war ihnen gefolgt und sprach leise, er flüsterte fast.
    „Annabell, mein Name ist Annabell. Freunde dürfen mich Anna nennen. Jetzt nicht, Enzo, ich habe endlich Freizeit und will meine Ruhe haben“, erwiderte Annabell ungeduldig.
    Sie hasste die ewigen Avancen des jungen Italieners, das wusste Charlotte. Dieses unterwürfige Verhalten nervte ihre Freundin und für gewöhnlich ignorierte sie ihn völlig, doch aus einem ihr unbekannten Grund zögerte Anna.
    Vielleicht war es der Blick, den er ihr zuwarf, ein Blick, den Charlotte nicht deuten konnte und zu ihrer Überraschung hörte sie ihre Freundin missmutig sagen:
    „Also los dann, rede schon, ich habe nicht den ganzen Abend Zeit, und Lust habe ich schon gar nicht.“ Sie blickte dabei Charlotte an, die jedoch völlig unbeeindruckt so tat, als ob sie intensiv die Speisekarte studierte.
    „Alleine, ich muss mit dir alleine reden, gleich.“ Diesmal sah auch er Charlotte an, so als ob er ihr Einverständnis suchte. Er drehte sich um und verschwand in Richtung Küche, ohne ihre Bestellung aufgenommen zu haben.
    „Was soll denn das nun wieder werden? Ich sag dir, Charlotte, wenn der Typ mich nicht bald in Ruhe lässt, komme ich nicht mehr hierher. Irgendwie wird der mir langsam unheimlich. Ich höre mir jetzt von dem das letzte Mal an, was er Wichtiges zu sagen hat, dann ist Schluss. Bin gleich zurück.“
    Annabells Laune war auf den Nullpunkt gesunken, als sie nach kurzer Zeit wiederkam, hingegen Charlotte nur lachte und etwas von einem kleinen unbedeutenden Wurm murmelte, der sich manchmal ein wenig zu wichtig nahm.
    „Wir wissen doch alle, was er macht. Er versucht halt ein ganz Großer zu sein, dabei ist er nur ein winziger Wicht, völlig bedeutungslos, also komm, lass uns Spaß haben. Ich war so froh, als meine Mutter mir sagte, dass sie zu müde wäre, nach dem anstrengenden Tag auf dem Flohmarkt mit uns herzugehen. Ich weiß, ich bin eine schlechte Tochter, nur manchmal geht sie mir gewaltig auf die Nerven mit ihrem Gejammer.“ Charlotte wirkte entspannt und fröhlich, wie sie eigentlich immer war. „So und jetzt lass uns bestellen, ich habe einen Bärenhunger.“
    Sie legten die Speisekarten beiseite, denn sie hatten sich längst – wie schon so oft in der Vergangenheit – für die Tortellini alla pana entschieden. Dazu tranken sie eine Flasche Chianti.
    „Erzähl, wie war es denn so auf dem Flohmarkt? Hast du viel verkauft?“ Annabell nahm ihren letzten Bissen und wischte sich anschließend den Mund mit einer Serviette ab. Ohne auf Charlottes Antwort zu warten, fuhr sie fort: „Ich hatte heute einen wahrhaftig beschissenen Tag im Fitness-Studio. Manche Leute sind so bescheuert, die denken tatsächlich, wenn sie an zwei Tagen trainieren, würde das Fett, das sie sich seit Jahren angefuttert haben, einfach so wieder verschwinden. Ich finde so dicke Leute ziemlich unmöglich, obwohl ich mir natürlich denken kann, wie schwer es für manch Moppel ist, dem Teufelskreis zu entfliehen. Warum ich mir das antue, weiß ich auch nicht, aber mein Vater meint, ich müsste mir etwas von meinem Taschengeld dazuverdienen. Also habe ich die Wahl zwischen Fitness-Studio oder unter Papas Fittichen in der Kneipe, und da habe ich überhaupt keinen Bock drauf.“
    „Na komm, Annabell. Du kannst dich ja wohl kaum beklagen. Dein Papa küsst doch den Boden, auf dem du stehst und gehst, und deine Mutter wickelst du auch ständig um den Finger.“
    Charlotte war amüsiert, sie wusste zu genau, wie sorglos Annabells Leben im Gegensatz zu ihrem eigenen war. Annabell musste sich nicht stundenlang auf den Flohmarkt setzen und alten Krempel verkaufen, damit sie es sich überhaupt leisten konnte, hier ab und zu essen gehen zu können. Annabell hatte keine depressive Mutter zu Hause, die kaum noch aus dem Haus und unter Menschen ging, die sich Abend für Abend mit Rotwein tröstete und sich in ihrem Selbstmitleid suhlte. Und es tat Charlotte wirklich weh, ihre Mutter so zu sehen. In manchen Augenblicken erschien sie ihr wie früher, bevor das Entsetzliche passierte, jedoch immer nur von kurzer Dauer. Wenigstens gab es ihr ab und zu ein wenig Hoffnung, dass irgendwann alles einmal wieder gut sein würde. Ihr Bruder war ihr keine große Hilfe. Es hatte den Anschein, dass er irgendwie in seiner Entwicklung stehen geblieben war. Für einen

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