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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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im Nacken, den der bullige Polizist ihnen hinterherwarf, und sie ahnte, dass es nur ein kleiner Aufschub war, bis die Polizei an ihrer Tür klopfte.
    Annabell kochte vor Wut. Was bildete sich dieser nichtsnutzige Zwerg überhaupt ein? Glaubte diese Kreatur wirklich, mit seinen dummen Äußerungen, ihre Sympathie zu gewinnen? Obwohl ihr jegliche Art von Gewalt zutiefst zuwider war, musste sie sich beschämt eingestehen, einen Hauch von Befriedigung verspürt zu haben, als Sebastian Enzo so gnadenlos auf die Bretter geschickt hatte. Sie fand, er hatte es durchaus verdient. Es war ein offenes Geheimnis, was Enzo in seiner Freizeit trieb, dennoch schien es niemanden ernsthaft zu interessieren. Bis jetzt. Bei dem Gedanken an Christophs Tod fühlte sie einen kleinen Stich in ihrem Herzen. Warum musste er sterben? Hatte Enzo wirklich etwas mit seinem Tod zu tun? Sie musste es herausfinden und sie musste Enzo davon abhalten, Dinge über sie und ihre Familie zu verbreiten, die andere Menschen in keiner Weise etwas angingen.
    Verärgert machte sie sich auf den Weg zu ihrem MiniCabrio und grübelte darüber nach, was sie als nächstes unternehmen sollte.
    Es war nicht von Belang, dass Enzo über sie und Phillip Bescheid wusste. Das wussten viele. Diese unbedeutende Tatsache jedoch an die große Glocke zu hängen und aufzubauschen, konnte Phillip in Zeiten des Wahlkampfes mit Sicherheit nicht gebrauchen. Auch wenn es ihr ein wenig leid tat und sie viel Spaß miteinander gehabt hatten, würde sie Phillip den Laufpass geben. Zu seinem eigenen Schutz natürlich.
    Sie öffnete das Verdeck ihres Cabrios per Knopfdruck, nahm einen tiefen Atemzug und blickte versonnen in den sternenbedeckten Himmel. Erst dann ließ sie den Motor an und lenkte ihr Auto zur Straße.
    Sie hoffte, dass der kühle Fahrtwind ihre verwirrten Gefühle beruhigen würde. Vielmehr als alles andere hatte es sie zutiefst bestürzt und verunsichert, was Enzo ihr über ihre Mutter erzählt hatte. Konnte es wirklich wahr sein? Sie hatte es sich nicht anmerken lassen, wie zerrissen sie sich fühlte. Vor Enzo würde sie niemals ihr Gesicht verlieren.
    Sollte sie ihre Mutter zur Rede stellen? Schon als kleines Kind hatte Annabell geahnt, dass ihre Eltern nicht glücklich miteinander waren. Auch wenn beide versuchten, es vor ihr zu verbergen, hatte sie die unterschwellige Abneigung ihrer Mutter und ihres Vater gegeneinander gespürt. Wie erleichtert hatte sie sich gefühlt, als sie nach dem Abitur für ein Jahr in die Staaten verschwinden durfte. Jetzt war sie wieder da und nichts hatte sich geändert. Oder doch? Hatte ihre Mutter sich einen jugendlichen Liebhaber genommen, der jetzt tot in seiner Garage lag?
    Sie musste es ihr sagen. Ihre Reaktion würde ihr die Bestätigung geben, die sie brauchte. Und dann? Was dann? Sie wusste es nicht.
    Wieder lenkte sie ihre Gedanken zu Enzo und es schüttelte sie vor Ekel. Ein pochender Schmerz kroch in ihren Kopf und verweilte dort hartnäckig, als das Haus ihrer Eltern immer näher kam. Sie öffnete das Gitter, schloss das Verdeck des Autos und näherte sich schweren Herzens der Eingangstür.

D ichter Rauch erfüllte den Raum. Phillip Richter atmete noch einmal tief durch, bevor er eintrat, denn für die nächsten Stunden hieß es Abschied nehmen von der frischen, kühlen Luft des Abends.
    Hubert hatte ihn angerufen, seine Stimme klang müde und gereizt, als er ihn bat, in den Steinhof zu kommen.
    Kurzerhand hatte sich Phillip auf den Weg gemacht. Es machte ihm nichts aus, am Abend noch einmal auszugehen, er liebte Spaziergänge bei jedem Wind und Wetter und er war immer froh, seinem Haus zu entkommen.
    Die Ehe und Vaterschaft zerrten an seinen Nerven. Er fühlte sich gefangen und hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nach getaner Arbeit eine kleine Runde um die Häuser zu ziehen, den Tag ausklingen zu lassen und seine Gedanken zu sortieren.
    Für ihn als Politiker und jüngsten Anwärter eines Bundestagsmandates gab es kaum Gelegenheiten zu entspannen, der Wahlkampf hatte begonnen und er war mittendrin.
    Sein Ehrgeiz fraß ihn auf, einen Skandal konnte er sich nicht leisten. Die Wähler vergessen und verzeihen niemals, das wusste Phillip.
    Das Telefonat mit Hubert beunruhigte ihn. Er konnte es nicht genau beschreiben, es war ein ungutes Gefühl. Warum zitiert er mich an einem Samstagabend hierher? Und warum sagt er mir nicht am Telefon, was passiert ist, obwohl ich ihn mehrmals darum gebeten habe? Er sagte einfach nur: Komme

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