Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)
Mistkerl kriegen und du wirst mir dabei helfen.“
Julian konnte es kaum glauben. Sein Vater hatte tatsächlich gesagt, er wäre stolz auf ihn. Unfassbar. Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. Aber die passenden Worte fielen ihm nicht ein. Deshalb nickte er nur und lächelte Simon mit einem glücklichen breiten Grinsen an.
Ihr weiterer Weg führte sie vorbei an den verbrannten Bäumen, ein trauriger Anblick, denn das Feuer hatte ganze Arbeit geleistet.
„Es wurde ein Brandbeschleuniger benutzt, das konnten wir feststellen, und dank unserer Miss Marple, auch bekannt unter dem Namen Mrs. Hazelwood, sind wir in Besitz einer auf ihrem Grundstück verlorenen Mitgliedskarte des Fitnessstudios, ausgestellt auf den Namen Sebastian Witt. Mrs. Hazelwood ist sich ziemlich sicher, dass sie den Ausweis erst gefunden hat, nachdem sie an diesem betreffenden Tag den Rasen gemäht hatte. Und für wahr, Julian, ich bin gewillt, dieser Dame in Zukunft alles zu glauben. Leider können wir nicht beweisen, dass Hubert Stein hinter dieser Sache steckt, obwohl wir relativ sicher sind, denn er zieht den größten Vorteil daraus, aber er hat definitiv ein Alibi.“ Simon wirkte gefrustet. „Unsere Recherchen haben ergeben, dass Sebastian Witt den einen oder anderen Job für Hubert Stein erledigt hat.“ Der Schweiß lief Simon über den ganzen Körper. „Witt ist nicht wichtig für uns. Er ist nur der Handlanger. Wir wollen Stein. Du kennst Witt doch ganz gut, Julian. Kannst du in der Richtung ermitteln? Sprich mit ihm, vielleicht erzählt er dir etwas, was er uns nicht erzählt.“
Julian war verwirrt. Sein Vater sprach mit ihm, als wäre er einer von ihnen. Konnte es sein, dass er wirklich seine Hilfe suchte? Völlig verschwitzt erreichten sie Burgmühle. Am idyllisch gelegenen Mühlensee tummelten sich weit über fünfzig Kanadagänse, mehrere Graugänse und Enten, die sehr zum Leidwesen der Spaziergänger und Jogger recht rabiat werden konnten, wenn man ihnen zu nahe kam. Zwei von den Kanadagänsen spazierten direkt an ihnen vorbei und zischten sie drohend an. Als sie merkten, dass sie nicht beachtet wurden, zogen sie schnatternd von dannen.
„Ich kann es versuchen“, antwortete Julian, „doch ich weiß nicht, ob er mich oder überhaupt schon jemanden sehen möchte. Er war ziemlich geschockt von den Ereignissen. Seine Mutter befindet sich wohl im Krankenhaus und ist nicht ansprechbar.“ Er machte eine kleine Pause, bevor er weitersprach: „Ich werde ihn morgen mal besuchen, vielleicht lässt er mich ja zu sich.“
„Mach das.“ Simon pfiff mittlerweile aus dem letzten Loch und keuchte schwer. „Hast du etwas von Annabell gehört?“ Julian hatte die Frage erwartet, aber trotzdem erschreckte sie ihn. Inzwischen hatten sie das Lokal in Burgmühle erreicht und setzten sich abgekämpft und durstig auf die Terrasse mit Blick über den See. Julian antwortete erst, als der Kellner die Bestellung entgegengenommen hatte.
„Nein, ich habe sie noch nicht erreicht“, log er und fühlte sich miserabel dabei. Doch er wollte nicht, dass sein Vater wieder dachte, er sei ein Feigling. Niemals mehr wollte er das. „Vielleicht sollte ich einfach mal bei ihr vorbeischauen, um zu sehen, wie es ihr geht. Das war ja ganz schön heftig, was ihr alles passiert ist. Was hatte Charlotte ihr eigentlich gespritzt?“
„Ein Babiturat, jedoch in einer kleinen Menge. Hätte sie nachgespritzt, so wie sie es vorgehabt hatte, wäre es wohl tödlich ausgegangen. Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen, Julian.“
„Wie furchtbar muss sie gelitten haben, all diese Jahre, um so etwas Schreckliches zu tun. Ich kann es immer noch nicht glauben.“ Julians Blick schweifte nachdenklich in die Ferne. Er beobachtete ein Liebespaar, das Hand in Hand verliebt am See spazieren ging. Ab und zu hielten sie an und küssten sich. Auch Simon hatte sie gesehen.
„Mensch, das ist doch Reiser“, sagte er, als das Pärchen langsam näher kam. „Ich werde verrückt, und Maike.“ Er sprang auf und fuchtelte aufgeregt mit seinen Armen. „Der Schwerenöter“, lachte er.
„Dad, lass das. Vielleicht wollen sie nicht gesehen werden.“ Julian war das peinlich.
„Meinst du?“, antwortete dieser und setzte sich prompt wieder hin, doch zu spät, Reiser und Maike hatten sie längst entdeckt und kamen händchenhaltend auf sie zu. Sie schienen keineswegs peinlich berührt, sondern sahen glücklich aus und lächelten sie an.
„Was macht ihr denn hier?
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