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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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schleierhaft, denn er war pleite. Aus diesem Grund war er froh gewesen, als Hubert ihm mitgeteilt hatte, dass er etwas für ihn erledigen solle. Dringend, wie er sich ausgedrückt hatte. Seinen letzten Auftrag, Hubert alle Dokumente über die Bürgerinitiative aus Christophs Haus zu besorgen, hatte er sich großzügig bezahlen lassen wollen, doch Hubert hatte ihn, sehr zu seinem Verdruss, mit lächerlich wenig abgespeist. Das Geld war schnell verbraucht gewesen.
    Der Weg zum Steinhof führte ihn vorbei an der Heiligenburger Einkaufsstraße. Er blickte sehnsüchtig in die teuer dekorierten Schaufenster der Boutiquen. Wenn nicht bald etwas geschah, würde er sich so etwas niemals leisten können.
    Er betrachtete sein Spiegelbild in einem der schicken Schaufenster. Sein gutes Aussehen war schon lange nicht mehr sein Kapital, obwohl er erst fünfundzwanzig Jahre alt war. Gute Models gab es wie Sand am Meer, das wusste er, jeder wollte ein Stück vom Kuchen. Den ganz großen Durchbruch hatte er, trotz der harten Arbeit und Quälerei an seinem Körper, nicht geschafft. Das ärgerte ihn maßlos und machte ihn zu Huberts Spielball. Sebastian verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und streckte seinem Spiegelbild die Zunge raus. Schwitzend setzte er seinen Weg fort und der Gedanke an ein kühles Bier im Steinhof beflügelte seine Schritte.
    Etliche Leute, durch das gute Wetter hervorgelockt, flanierten in leichter Sommerbekleidung und schicken Sonnenbrillen an ihm vorbei. Die Cafés und Gaststätten lockten zum Verweilen. Zahlreiche Leute saßen trotz sengender Hitze auf den Terrassen oder in den Biergärten. Junge Menschen sonnten sich im prallen Sonnenschein, während die ältere Generation den Schatten unter den vielen bunten Sonnenschirmen suchte. Nur die drückende Schwüle ließ erahnen, dass der Sommer ein kurzes Intermezzo eingelegt hatte. Der Wetterbericht hatte Regen und Sturm vorausgesagt. All die gutgelaunten und scheinbar glücklichen Menschen verursachten bei Sebastian ein Gefühl der Beklemmung. Fetzen von Gesprächen hallten zu ihm hinüber, es gab niemanden, der ihn beachtete. Er hätte auch unsichtbar sein können.
    Vielleicht bin ich das auch , dachte er, unsichtbar .
    Er fing an, das sonnendurchflutete Straßenbild zu verabscheuen und setzte seinen Weg übellaunig fort. Sein Leben lang ewiger Handlager zu sein, konnte er nicht mehr ertragen.
    „Beeil dich“, hatte Hubert zu ihm gesagt, „das Gewitter wartet nicht. Es steht vor der Tür.“ Sebastian hatte nicht den blassesten Schimmer, was Hubert damit gemeint hatte, aber er erkannte, dass Eile Not tat.
    Jetzt stand er vor dem Steinhof. Auch hier bot sich ihm das gleiche Bild wie im Stadtzentrum. Der Biergarten der Gaststätte war überfüllt mit sonnenhungrigen Menschen, die schnatternd und fröhlich den frühen Abend genossen. Er entschied sich, nicht den Haupteingang zu benutzen, sondern schlenderte mitten durch den Biergarten zum Nebeneingang. Auf dem Weg entdeckte er seine Mutter, die an einem der Tische Dieter Hoffstedt geradezu anhimmelte. Sie hatten ihn nicht bemerkt, so beschäftigt waren sie miteinander. Es wunderte ihn, dass es ihn wurmte, als er die rote Rose auf dem Tisch bemerkte. Ein kleiner Stachel der Eifersucht machte sich in ihm breit und bestürzt drehte er dem turtelnden Paar seinen Rücken zu und betrat das Lokal.
    Angenehme kühle Luft empfing ihn, und als er sich umschaute, entdeckte er nicht einen einzigen Gast, sondern nur Hubert, der wie immer hinter der Theke stand und ein Bier nach dem anderen zapfte. Die Mädchen, die hier bedienten, liefen unentwegt hektisch hin und her, mit vollen Gläsern nach draußen, mit den leeren wieder zurück.
    Was muss der ein Geld scheffeln , überlegte Sebastian bitter. Der Dagobert Duck aus Heiligenburg.
    „Da bist du ja endlich!“, schnauzte Hubert ihn an, als er ihn bemerkte. „Ich hatte dringend gesagt.“
    „Ich bin sofort gekommen, allerdings musste ich zu Fuß gehen. Leider besitze ich kein Auto.“ Das Wort »kein« betonte Sebastian besonders deutlich, doch Hubert ignorierte den Einwand völlig, brüllte einem der Mädels zu, die Theke zu übernehmen und zog ihn an einen der leeren Tische.
    „Höre mir jetzt gut zu, Sebastian. Das hier ist eine nicht ganz einfache Aufgabe, die du, hoffe ich, mit Bravur meistern wirst. Wenn dir das gelingt, werde ich dich gut bezahlen.“ Seine Stimme senkte sich zu einem Flüsterton. „Vielleicht ist ein kleines gebrauchtes Auto sogar drin. Ich

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