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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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zahlreiches Erscheinen. Bevor ich und im Anschluss der Abgeordnete Herr Phillip Richter …“ Die Benennung dieses Namens löste sofortige Buhrufe und Beschimpfungen seitens des Publikums aus, sodass Frau Klein erneut um Ruhe bitten musste. „Bitte, wir sind heute hier, um zu diskutieren und die Vertretung der Stadt mit unseren Argumenten zu überzeugen, aber niemand sollte hier beschimpft werden. Also“, nahm sie den Satz wieder auf, bevor sie unterbrochen wurde. „Bevor wir, Herr Richter und ich, unsere Argumente vorbringen, möchte ich Herrn Niewels vom Bergischen Naturschutzverein bitten, ein paar Worte der Erläuterung an uns zu richten. Bitte, Herr Niewels, wenn Sie so nett wären.“
    Ein junger Mann, ebenfalls in der ersten Reihe sitzend, stand auf und betrat die Bühne unter großem Beifall und Applaus. Phillip Richter war nicht überrascht. Er hatte mit solch einer Aktion gerechnet und hörte dem jungen Mann nur mit halbem Ohr zu. Er dachte an Annabell. Sie hatte ihm den Laufpass gegeben und es schmerzte ihn. Sie hatte einfach gesagt, sie hätte keine Lust mehr.
    Auf einmal horchte er auf. Er hörte noch, wie Herr Niewels folgende Worte sagte:
    „Und deshalb muss, ich sage mit Nachdruck muss , geprüft werden, ob diese drei Eichen unter die »Verordnung über den Schutz von Einzelschöpfungen« fallen. Und bevor das nicht geschehen ist, bitten wir die Stadt, keinerlei Rodungen vorzunehmen.“ Doch diese Bitte hörte sich eher wie eine Drohung an.
    Überraschtes Gemurmel im Publikum und zustimmender Beifall begleiteten Herr Niewels Abgang von dem Podium.
    Habe ich da etwas verpasst? Fragend schaute er in Huberts wütendes Gesicht neben sich.
    „Ich dachte, du hättest deine Hausaufgaben gemacht!“, zischte er. „Ich glaube das alles nicht, irgend so ein Wisch soll mir jetzt einen Strich durch die Rechnung machen. Verdammt, alles muss man selber machen, was bist du bloß für ein Idiot, Phillip.“
    „Da habe ich noch nie etwas von gehört, so etwas gibt es nicht.“ Phillip schüttelte den Kopf. „Das ist nur wieder heiße Luft, Hubert. Einzelschöpfungen, so ein Quatsch. Sei unbesorgt, ich hab den Stadtrat in der Tasche, und den Bürgern“, grinste er breit, „denen muss ich nur begreiflich machen, dass ich auf ihrer Seite stehe und mich ihnen solidarisch zeige. Schließlich will ich ja noch einmal gewählt werden.“
    Hubert war jedoch nicht zu besänftigen.
    „Ich kann mir das hier nicht mehr anhören. Ich haue ab. Und du halt mich auf dem Laufenden und vor allem sieh zu, wie du das hier hinkriegst, sonst verlieren wir eine Stange Geld!“
    Hubert verließ den Raum, gerade als Frau Klein dazu ansetzte, die Argumente der Initiative gegen die Abholzung und für den Erhalt ihrer Wohnqualität zu präsentieren. Er hatte die Argumente schon tausendmal gehört und sie hingen ihm zum Hals heraus. Mit so einer Gegenwehr hatte niemand gerechnet. Himmel, wegen so ein paar Bäumchen! Alles die Schuld von Christoph , dachte er, und dieser Idiot von Richter wird es noch vermasseln . Er ging vorbei an der Beifall klatschenden Men- schenmenge, nickte dem Kommissar in der hinteren Reihe zu und trat hinaus in die feuchtschwüle Luft. In weiter Ferne sah er die grellen Blitze am Himmel und das Grollen des Donners erschien ihm wie ein Vorbote einer sich nähernden Gefahr. Gierig zog er an seiner Zigarette, die er sich mit hektischen Bewegungen angezündet hatte. Er war nervös. Die Schritte hinter ihm nahm er kaum wahr.
    „Es scheint mir, die Geister zürnen“, hörte er eine spöttische Stimme sagen. Überrascht blickte er um sich. Nicht auf den ersten Blick erkannte er die Frau, die so plötzlich neben ihm stand, denn eine Art Strohhut mit breiter Krempe bedeckte zur Hälfte ihr Gesicht. Ein schlichtes cremefarbenes Leinenkleid, gepaart mit einem um die Hüften gebundenen buntgedruckten Tuch, und weiße kurze Söckchen in hellblauen Turnschuhen rundeten das Bild ab. Es war nicht so sehr ihre merkwürdige Erscheinung, die ihn stutzig machte, sondern der Akzent in ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. „Die Zeit ist aus den Fugen geraten, wie mir scheint“, fuhr sie fast flüsternd fort und es schien, als ob sie mit sich selber sprach. Doch dann blickte sie ihm direkt in die Augen. „Es wird Zeit, sie wieder zurechtzurücken, nicht wahr?“
    Plötzlich erinnerte er sich an die ältere Dame, die vor wenigen Tagen sein Gasthaus aufgesucht und kurzerhand wieder verlassen hatte. Ja, er erinnerte sich, wie

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