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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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Hoffstedt auf einem überdimensionalen Foto verzierte eine glatte, im hinteren Teil des Büros befindliche Stahltür und blickte sie an. Sein nackter Oberkörper mit den aufgepumpten Muskeln schimmerte glänzend und seine Pose war die eines Bodybuilders bei einem Wettkampf. Julian grinste und meinte amüsiert:
    „Puh, ich glaube, er starrt uns direkt an. Alter Schwede. Ärger mit ihm würde ich lieber aus dem Weg gehen.“
    „Na, wenn das nicht der Weg ins Paradies ist, dann weiß ich es auch nicht. Komm, lass uns nachschauen.“ Annabell drückte erneut die Klinke, auch in diesem Fall gab die Tür nicht nach. Sie war verschlossen. Julian reichte Annabell die Lampe, holte sein Werkzeug und öffnete die Tür mit gekonnten Griffen innerhalb kürzester Zeit.
    „Ich würde es eher als Hölle bezeichnen denn als Paradies, wenn wir das finden, was wir denken zu finden.“
    „Tja, für manche ist es das Paradies und für manche die Hölle auf Erden, so wie bei vielen Dingen im Leben. Nehm zum Beispiel die Ehe. So viele unglückliche Ehen und doch glauben die meisten von uns, es würde das reinste Paradies werden, wenn dann erst einmal der Richtige vorbeigeschaut hat. Welch ein Trugschluss. Ich sehe das bei meinen Eltern, sie erleben beide ihre persönliche Hölle, aber gaukeln der Menschheit das reinste Paradies vor.“ Ihre Stimme klang mit einem Mal sehr traurig und bedrückt und in diesem kleinen Moment fühlte Julian, dass hinter der kalten und kratzigen Fassade eine verletzte Seele schlummerte. „Warte, bevor du die Tür öffnest.“ Annabell huschte zurück zum Schreibtisch. „Schauen wir, ob er so etwas hier hat.“ Und sie begann, eine Schublade nach der anderen zu durchwühlen. „Ha!“ Triumphierend hielt sie einen Stift in die Höhe und er erkannte, dass es sich um einen dicken Filzstift handelte. „Das wollte ich schon immer einmal machen.“ Und bevor er überhaupt realisieren konnte, was sie vorhatte, geschweige denn, sie davon abhalten zu können, flitzte sie zurück zu Rainer Hoffstedts Foto und verpasste seinem grimmigen Gesicht einen Zwirbel. Julian glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    „Annabell, bist du verrückt geworden, jetzt weiß er doch, dass jemand hier war!“ Julian klopfte seine Handfläche auf die Stirn. „Ich fass es einfach nicht.“ Bei genauerer Betrachtung des Bildes musste er sich aber eingestehen, dass es ziemlich witzig aussah und er anfing, Annabell zu mögen. Diese Einsicht machte ihm bedeutend mehr Angst als die Situation, in der sie sich momentan befanden.

P hillip Richter beendete seine Rede, doch leider, das musste er sich eingestehen, war es ihm nicht gelungen, die Menschen hier im Saal auf seine Seite zu ziehen.
    Sie waren über ihn hergefallen wie die Wölfe über ihre Beute. Auch die Versicherung seinerseits, ein unabhängiges Gutachten in Auftrag zu geben, hatte die aufgebrachten Bürger nicht beruhigt. Sie glaubten ihm nicht, zu Recht, er hatte nie vorgehabt, dies in die Praxis umzusetzen, allerdings konnten sie das nicht wissen. Er seufzte, Politiker rangierten auf dem Beliebtheitsgrad ganz weit unten.
    Die Diskussion war für ihn beendet, die Würfel waren eh schon gefallen, auch wenn die Menschen aus diesem Kaff das nicht wahrhaben wollten. Gerade als er das Podium verlassen wollte, lief ein kleines Mädchen auf ihn zu und reichte ihm ein Blatt Papier. Ungläubig las er die wenigen Sätze auf dem Zettel und rief aufgebracht hinter dem Kind her:
    „Warte, wer hat dir das gegeben?“ Das Mädchen war jedoch verschwunden. Beunruhigt und verwirrt steckte er den Zettel in sein Jackett und setzte sich zurück auf seinen Platz. Was jetzt folgte, war in seinen Augen reine Zeitverschwendung. Ein Redner folgte dem anderen. Als Frau Klein endlich die Diskussionsrunde eröffnete, hatten viele der Zuhörer den Saal bereits verlassen. Jedoch diejenigen, die blieben, heizten die Stimmung erst richtig an und sie schienen keine Eile an den Tag zu legen. Ob er wollte oder nicht, als Gesandter des Stadtrates musste er bleiben. Draußen wütete der Sturm.
    Als die Menschen endlich begannen, den Saal zu räumen, atmete Phillip erleichtert auf. Er beschloss zu warten, bis der größte Teil das Gebäude verlassen hatte. Auf weitere Diskussionen legte er keinen Wert. Das Gewitter hatte die unerwartete Hitze des Tages endgültig verdrängt. Er atmete tief ein und seine Lungen füllten sich mit der klaren gereinigten Luft. Er hob den Kopf und spürte den leichten Nieselregen auf

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