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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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zwischen den Wolken über ihm entdeckte er eine kleine Lücke, die einen strahlend blauen Himmel offenbarte. Die spätsommerliche Hitze war unerträglich. Im Saal, mutmaßte er, erwartete ihn die Hitze des Gefechts. Er musste sich diesem Mob stellen. Das Bürgerzentrum Felsbreche war bis auf den letzten Platz besetzt, ein großes Plakat mit der Aufschrift:
    Rettet den Wald in Heiligenburg – Gewerbegebiet NEIN DANKE!
    hing vorne am Eingangsbereich. Als er durch die Tür schritt, drehten sich einige hundert Augenpaare zu ihm um und die Abneigung, die ihm entgegenschlug, nahm ihm den Atem. Buhrufe empfingen ihn und er wünschte sich weit weg an einen anderen Ort.
    Diese massive Gegenwehr der Bürger wäre niemals zustande gekommen und so weit eskaliert, wären da nicht Christoph Stein und dieser verrückte Alte gewesen, die die Menschen in Heiligenburg dazu anstachelten, eine in seinen Augen überflüssige Initiative zu gründen, bunte lächerliche selbst erstellte Protest-Tücher zu entwerfen, die jetzt mit Slogans wie „Wald statt Geld“ oder „Unsere Kinder brauchen Wald“ oder „Hände weg vom Wald“ überall an jeder Ecke, an jedem Zaun und jeder Wand in Heiligenburg zu finden waren. Unterschriften wurden gesammelt, die Presse informiert, all das war das Werk von Christoph Stein. Doch der war nun tot. Vielleicht konnte er dies zu seinem Vorteil nutzen. Mit dem Alten werden wir bestimmt fertig werden.
    Langsam schritt Phillip Richter durch die wütende Menge. Er sah, dass manche Mütter ihre schreienden Kinder im Schlepptau und kaum unter Kontrolle hatten, dass alte und junge Menschen, vereint in ihrem Unmut, heftig miteinander diskutierten, und er erkannte, dass er mitten im brodelnden Sturm angekommen war. Jetzt hieß es nur noch zu verhindern, dass ein Orkan daraus wurde.
    Als Redner und Gesandter des Stadtrates hatte man ihm in der ersten Reihe einen Stuhl freigehalten. Dort entdeckte er auch Hubert, der ihm mit ernstem Gesichtsausdruck zunickte. Ebenso schien das halbe Altersheim anwesend zu sein. Der alte Mann, ebenfalls ganz vorne platziert, saß umringt von seinen Altersgenossen, die es sich trotz Hilfsmittel, sei es Stock, Rollator oder Rollstuhl, nicht hatten nehmen lassen, seinen Kopf fallen zu sehen.
    Phillip setzte sich auf den ihm zugewiesenen Platz direkt neben Hubert und wartete auf die Eröffnung der Versammlung. Bei diesen Tumulten würde es schwierig für Frau Klein, die Vorgesetzte der Bürgerinitiative, werden, die sich auf der Bühne hinter das Mikrofon gestellt hatte und erst einmal hilflos mit den Armen ruderte. Umso besser , dachte er, dann können wir hier einfach wieder verschwinden . Der Lärm und die stickige Luft im Saal waren unerträglich.
    „Meine Damen und Herren, wenn ich um Ruhe bitten dürfte!“, schrie Frau Klein plötzlich ins Mikrofon. Ein pfeifendes knacksendes, sehr lautes Geräusch ertönte aus den Lautsprechern und die Besucher hielten sich instinktiv die Ohren zu. Hubert schubste Phillip unsanft von der Seite an und flüsterte so leise, dass er ihn kaum verstand:
    „Schau einmal nach hinten, die Polizei ist auch da, bei mir waren sie gestern auch schon und haben versucht, mich auszuquetschen. Wenn sie bei dir auf der Matte stehen, halt bloß den Mund. Noch mehr Ärger als diesen“, er drehte seinen Kopf leicht nach hinten, „können wir nicht gebrauchen. Du weißt, um was es geht. Ich kann den Investor nicht ewig lang vertrösten.“
    „Mach dir keine Sorgen, ich habe alles im Griff.“ Mit der rechten Hand klopfte Phillip sachte auf die Unterlagen, die er auf seinem Schoß abgelegt hatte. „Ihre Argumente zerreiß ich in der Luft. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht, glaube mir.“ Auch wenn er vor Hubert Zuversicht und Stärke zeigte, in seinem Innersten fühlte er sich schwach und unsicher.
    Frau Klein war es immer noch nicht gelungen, sich bemerkbar zu machen und sie bat wiederholt um die Aufmerksamkeit des Publikums.
    Ganz langsam, nach einer gefühlten Ewigkeit, kehrte ein wenig Ruhe ein. Hier und da flüsterte noch jemand, ein anderer hustete und die Kinder plapperten leise weiter.
    „Meine sehr verehrten Damen und Herren.“ Frau Klein machte ihrem Namen alle Ehre. Sie war höchstens 1,58 m groß und leider war es ihr nicht gelungen, das Mikrofon auf ihre Größe einzustellen, sodass sie ihren Kopf weit nach oben strecken musste. In dieser Haltung wirkte sie wie eine Ertrinkende.
    „Ich danke Ihnen, auch im Namen der Bürgerinitiative, für Ihr

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