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Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition)

Titel: Todesreim : Hachenberg und Reiser ermitteln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Wilhelmy
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haben. Auch wenn sie uns erwischen sollten, bräuchten wir nur zu sagen, dass wir ein ruhiges Plätzchen für“, Annabell lachte leise, „für unser Tȇte à Tȇte suchten. Also kann uns gar nichts passieren.“
    „Sehr witzig“, erwiderte Julian. Doch irrsinnigerweise, auch wenn diese Aussage ziemlich absurd und abwegig klang, beruhigte es ihn, eine Ausrede parat zu haben, falls das hier irgendwie schiefgehen sollte. Besser auf jeden Fall als: Es tut uns leid, aber wir wollten einmal schauen, was Sie so in Ihren Schränken verstecken.
    „Entspann dich, Jule“, hauchte Annabell und streifte wie unbeabsichtigt sanft seine Hand. Julian zuckte leicht zusammen, obwohl er die Berührung als sehr angenehm empfand und, verdammt noch mal, dachte er, als ziemlich erotisch. Annabell lachte wieder leise, so als ob sie seine Gedanken lesen könnte und es das natürlichste der Welt wäre, wenn er ihr verfallen würde. Einige Sekunden lang stellte er sich vor, wie er ihren wunderschönen Mund küssen würde, doch der Moment verflog, als Annabell sich abrupt umdrehte und weiter den Gang hinunterschlich. Ausgeträumt, Julian fühlte sich enttäuscht, aber es bestätigte wiederum nur seine Meinung über diese Art von Frauen, so war Annabell … und so war auch seine Mutter.
    „Hier ist es.“ Annabell blieb vor einer geschlossenen Tür stehen. „Das ist Rainers Büro.“ Sie drückte die Türklinke.
    „Halleluja! Verschlossen, wie ich gesagt habe, aber wir sind ja vorbereitet. Hast du den Dietrich? Jetzt bist du dran, Jule. Ich hoffe, du hast etwas bei der Polizei gelernt.“
    Es war nicht gerade das, was er bei der Polizei beigebracht bekam, aber mit verschlossenen Türen wusste Julian umzugehen. Das Wissen hatte er sich als Kind schon angeeignet. In seinen kindlich naiven Gedanken musste ein toller Polizist so etwas können. Er hatte seinen Vater, wenn er denn einmal anwesend war, so lange genervt, bis dieser schließlich nachgegeben und ihm gezeigt hatte, wie es funktionierte. Fortan war es seine Lieblingsbeschäftigung gewesen, Schlösser zu knacken. Auch heute noch war dies eine seiner großen Leidenschaften und als aktives Mitglied in einem Lockpicking Verein nahm er regelmäßig an den Wettkämpfen teil. Ziel war es, in kürzester Zeit das Schloss zu knacken, ohne es zu beschädigen. Tatsächlich wusste von diesem Hobby kaum jemand und das sollte auch so bleiben.
    Julian ging vor der Tür in die Hocke und begann, während Annabell hinter ihm kauerte und mit der Taschenlampe leuchtete, mit gekonnten Griffen und dem passenden Werkzeug, das Schloss zu öffnen.
    Spätestens jetzt, dachte Julian, wäre ihre Ausrede Liebesnest unglaubwürdig und seine Hände zitterten vor Nervosität. Das hier war kein Spiel, sondern Einbruch, und er wusste, es könnte ihm ziemlich viel Ärger bescheren, wenn jemand sie erwischen würde. Da nützte es auch nichts, einen Vater als Polizisten zu haben.
    Durch die jahrelange Übung bereitete das Schloss keinerlei Mühe und nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür.
    „Klasse.“ Annabell schubste ihn fast zur Seite und verschwand mit der Taschenlampe in Rainer Hoffstedts Büro. Auch Julian betrat das Zimmer und versuchte dem unruhigen, sich schnell hin und her bewegenden Lichtstrahl mit den Augen zu folgen.
    „Was machst du denn da?“, fragte Julian genervt. „Halt das Ding jetzt endlich einmal still, da wird man ja verrückt.“
    „Meinst du, wir könnten es wagen, das Licht anzuknipsen? Es ist, glaube ich, gar kein Fenster hier drinnen.“
    „Bist du wahnsinnig“, Julian konnte so viel Dreistigkeit nicht fassen, „auf gar keinen Fall.“
    „Was bist du nur für ein Angsthase! Bist du sicher, dass du dir den richtigen Beruf ausgesucht hast?“ In Annabells Stimme lag ein Hauch von Ironie und Julian fing an, sich maßlos über sie zu ärgern. Wütend ging er zu ihr und entriss ihr grob die Taschenlampe.
    „Wir schauen uns kurz hier um und dann verschwinden wir so schnell wie möglich.“
    Die Luft in dem kleinen Büro war drückend und Julian hatte das beklemmende Gefühl zu ersticken. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn und fragte sich zum hundertsten Mal, was er sich bei dieser Aktion eigentlich gedacht hatte.
    „Jule, schau, dort drüben, da ist noch eine Tür.“
    Sie kicherte und Julian, der sich darüber wunderte, erkannte im Lichtstrahl der Taschenlampe den Grund ihrer plötzlich auftretenden Heiterkeit. Rainer

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