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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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Flugmaschinen, die nicht schwerer sind als Luft, Ballons genannt werden. Und schon in Kürze wünscht er sich, dass im Osten und in Europa herumschwirrende ›Aeroplane‹ ganz einfach nur ›Flugzeuge‹ heißen. Sorgen Sie also dafür, dass er auch bekommt, was er haben will. An die Arbeit!«
    Während des Vortrags sah sich Isaac Bell um und kam zu der Einschätzung, dass sich Joseph Van Dorns erhabener »Thronsaal« in Washington, D. C., neben Whiteways Privatbüro eher bescheiden ausnahm.
    Der Verleger nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und verkündete: »Gentlemen, Sie sollen als Erste erfahren, dass ich mich entschlossen habe, die Teilnahme eines eigenen Kandidaten am Great Whiteway Atlantic-to-Pacific Cross-Country Air Race um den Whiteway Cup und das Preisgeld von 50000 Dollar zu unterstützen.«
    Er machte eine dramatische Pause.
    »Ihr Name – ja, Sie haben richtig gehört, Gentlemen – ihr Name ist Josephine Josephs.«
    Isaac Bell und Joseph Van Dorn wechselten einen Blick, den Whiteway fälschlicherweise als erstaunt und nicht als die Bestätigung einer getroffenen Entscheidung interpretierte.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken, Gentlemen. Ich bin entweder ein mutiger Kerl, der eine Frau unterstützt, oder ein Narr. Keins von beidem, sage ich. Es gibt keinen Grund, weshalb eine Frau kein Überlandluftrennen gewinnen könnte. Es braucht eher Mut als Muskelkraft, um eine Flugmaschine zu lenken, und der Mut dieser jungen Frau reicht für ein ganzes Regiment.«
    Isaac Bell fragte: »Sprechen Sie von Josephine Josephs Frost?«
    »Wir werden den Namen ihres Ehemanns nicht nennen«, erwiderte Whiteway knapp. »Der Grund dafür dürfte ein enormer Schock für Sie sein.«
    »Josephine Josephs Frost?«, fragte Van Dorn. »Die junge Frau, deren Mann im letzten Herbst in New York State ihre Flugmaschine beschossen hat?«
    »Wo haben Sie das gehört?« Whiteway war sichtlich verärgert. »Ich habe es aus den Zeitungen herausgehalten.«
    »In unserem Gewerbe«, erwiderte Van Dorn ruhig, »neigen wir dazu, Dinge zu hören, lange bevor sie an Ihre Ohren gelangen.«
    Bell fragte: »Und weshalb haben Sie es aus den Zeitungen herausgehalten?«
    »Weil meine Presseleute für Josephine trommeln, um das Interesse an dem Rennen zu steigern. Sie werben mit einem neuen Lied für sie, das ich in Auftrag gegeben habe, mit dem Titel ›Come Josephine, in My Flying Machine‹. Sie pappen ihr Bild auf Notenblätter, Edison-Walzen, Klavierrollen, Magazine und Plakate, damit die Leute dem Ausgang des Rennens gespannt entgegenfiebern.«
    »Ich hätte angenommen, dass sie sich auf jeden Fall für das Rennen interessieren werden.«
    »Wenn Sie dem Publikum nicht ständig etwas Neues anbieten, langweilt es sich sehr schnell«, erwiderte Whiteway verächtlich. »Um das Interesse der Leute an dem Rennen wachzuhalten, wäre es das Beste, die Hälfte der männlichen Konkurrenten würde noch vor der Ankunft in Chicago abstürzen.«
    Bell und Van Dorn wechselten einen weiteren Blick, und Van Dorn meinte daraufhin missbilligend: »Wir nehmen an, dass dies eine vertrauliche Mitteilung war.«
    »Eine natürliche Reduzierung des Teilnehmerfeldes steigert das Rennen zu einem Duell, in dem sich nur noch die besten Flieger mit der jungenhaften, unbekümmerten Josephine messen«, erklärte Whiteway, ohne sich für seine Bemerkung zu entschuldigen. »Zeitungsleser begeistern sich erfahrungsgemäß für Außenseiter oder scheinbar Unterlegene. Kommen Sie mit! Ich zeige Ihnen, was ich meine.«
    Mit einer ständig wachsenden Entourage von Redakteuren, Sekretärinnen, Rechtsanwälten und Managern als Nachhut geleitete Preston Whiteway die Detektive zwei Stockwerke tiefer in die Grafikabteilung, einen hallenartigen Raum, durch große Fenster nach Norden erhellt und mit Künstlern vollgestopft, die sich über Zeichentische beugten und die Tagesereignisse illustrierten.
    Bell zählte zwanzig Männer, die sich nach dem Verleger hereindrängten, einige mit Bleistiften und Füllfederhaltern in den Händen, jedoch alle mit nackter Panik in den Augen. Die Künstler duckten sich tiefer und zeichneten schneller. Whiteway schnippte mit den Fingern. Zwei Männer eilten mit Titelblattentwürfen für Notenhefte herbei.
    »Was haben Sie für mich?«
    Sie hielten eine Zeichnung von einer jungen Frau hoch, die in einer Flugmaschine über einer Kuhweide kreiste. »›Das fliegende Bauernmädchen‹.«
    »Nein!«
    Sichtlich beschämt hielten sie eine zweite Zeichnung hoch.

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