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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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begann zu bröckeln, und sie spürte, wie ihre Lippen bebten. Das Feuer sah aus, als brenne es unter Wasser. Erst in diesem Augenblick begriff sie, dass sie am ganzen Leib zitterte und zu weinen begonnen hatte – und dass sich ihre Augen mit Tränen füllten. Sie konnte noch nicht einmal mit letzter Sicherheit entscheiden, ob sie wegen Marco oder wegen ihres eigenen Schicksals weinte.
    »Mrs. Frost«, wiederholte der Butler. »Sind Sie unversehrt?«
    Noch nie war sie dem Tod in einem Flugzeug derart nahe gewesen.
    Sie wollte ein Taschentuch aus dem Ärmel ziehen, schaffte es jedoch nicht. Zuerst musste sie den Handschuh ausziehen. Dabei sah sie, dass ihre Haut schneeweiß war, als hätte sich sämtliches Blut daraus zurückgezogen. Alles hatte sich grundlegend verändert. Jetzt wusste sie, wie es war, wenn man Angst hatte.
    »Mrs. Frost?«
    Alle starrten sie an. Als sei sie soeben dem Tod entronnen oder als stünde sie wie ein Geist vor ihnen.
    »Ich bin okay.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Mrs. Frost?«
    Ihre Gedanken rasten. Sie musste irgendetwas tun. Sie presste das Taschentuch gegen ihr Gesicht. Tausend Männer und Frauen hatten gelernt zu fliegen, seit Wilbur Wright den Michelin Cup in Frankreich gewonnen hatte, und bis eben, bis zu diesem Moment hatte Josephine Frost nie daran gezweifelt, dass sie ein Flugzeug ebenso schnell und weit lenken konnte wie alle anderen. Von nun an müsste sie aber jedes Mal, wenn sie wieder in eine Flugmaschine stieg, mutig und tapfer sein. Na ja, es war allemal besser, als auf dem Erdboden herumzukrebsen.
    Sie wischte sich die Wangen ab und putzte sich die Nase.
    »Ja«, sagte sie. »Fahren Sie bitte in die Stadt und informieren Sie Constable Hodge, dass Mr. Frost soeben Mr. Celere erschossen hat.«
    Dem Butler verschlug es den Atem. »Wie bitte?«
    Sie musterte ihn streng. Wie konnte es ihn überraschen, dass ihr gewalttätiger Mann jemanden getötet hatte? Und das schon ein zweites Mal.
    »Sind Sie sich dessen ganz sicher, Mrs. Frost?«
    »Ob ich mir dessen ganz sicher bin?«, wiederholte sie die Frage. »Ja, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    Der zweifelnde Gesichtsausdruck des Butlers erinnerte sie auf erschreckende Weise daran, dass es Harry war, der sein Gehalt zahlte, dass es Harry war, der für alles aufkam, und dass Mrs. Frost nun eine Frau war, die sich auf niemand anders verlassen konnte als auf sich selbst.
    Die Leibwächter wirkten ganz und gar nicht überrascht. Ihre langen Gesichter sagten, dass sie ihrem mehr oder weniger gemütlichen Job wohl würden adieu sagen müssen. Auch der Butler schien sich allmählich damit abzufinden und fragte so gleichmütig, als hätte sie soeben ein Glas Eistee bestellt: »Haben Sie noch weitere Wünsche, Mrs. Frost?«
    »Bitte tun Sie, um was ich Sie gebeten habe«, sagte sie mit leicht zitternder Stimme, während sie ins Feuer starrte. »Setzen Sie den Konstabler davon in Kenntnis, dass mein Mann Mr. Celere getötet hat.«
    »Jawohl, Madam«, erwiderte er in neutralem Tonfall.
    Josephine wandte sich vom Feuer ab. Ihre braunen Augen pflegten je nach Anlass zu Grün oder Grau zu wechseln. Sie brauchte nicht erst in einen Spiegel zu schauen, um zu wissen, dass sich in diesem Moment eine farblose Angst in ihnen spiegelte. Sie war allein und verletzlich. Da Marco Celere tot und ihr Ehemann ein wahnsinniger Mörder war, hatte sie niemanden in ihrer Nähe, an den sie sich wenden konnte. Dann fiel ihr Preston Whiteway ein.
    Ja, er würde sie beschützen.
    »Eine Sache noch«, sagte sie zu dem Butler, während er bereits Anstalten machte, sich zu entfernen. »Schicken Sie Mr. Preston Whiteway beim San Francisco Inquirer ein Telegramm. Teilen Sie ihm mit, dass ich ihn in der nächsten Woche besuchen werde.«

2
»Hoopla!«
    Isaac Bell, Chef-Ermittler der Van Dorn Detective Agency, donnerte in einem feuerwehrroten benzingetriebenen Locomobile-Rennwagen mit – zwecks Leistungssteigerung – weit geöffnetem Auspuff-Bypass durch die Market Street von San Francisco. Bell war ein hochgewachsener Mann von dreißig Jahren mit einem buschigen Schnurrbart, der genauso golden glänzte wie sein sorgfältig frisiertes blondes Haar. Er trug einen fleckenlosen weißen Anzug und einen weißen Hut mit flacher Krone und breiter Krempe. Abgerundet wurde seine vollendete äußere Erscheinung durch seine drahtige Statur.
    Während er den Wagen lenkte, bedienten seine sorgfältig gepflegten und auf Hochglanz polierten Stiefel

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