Todesrennen
Drohend schüttelte Whiteway die Faust. »Das ist mein Platz!« Als ehemaliger Collegefootballstar, der allmählich etwas aus dem Leim ging, war er immer noch eine imposante Erscheinung. Den Kopf hochmütig gereckt, ließ er keinen Zweifel daran, dass er nach wie vor attraktiv wirkte, ein Anrecht auf alles hatte, das er sich wünschte, und auch stark genug war, um es sich zu nehmen.
Isaac Bell schwang sich aus seinem Automobil und streckte dem Verlierer des Parkplatzduells mit freundlichem Lächeln eine kräftige Hand entgegen.
»Oh, Sie sind es, Bell. Das ist mein Parkplatz!«
»Hallo, Preston, lange nicht gesehen. Als ich Marion erzählte, wir würden Sie besuchen, bat sie mich, Sie von ihr zu grüßen.«
Whiteways mürrische Miene hellte sich bei der Erwähnung von Isaac Bells Verlobter, Marion Morgan, einer bildschönen Frau, die im Filmgeschäft tätig war, schlagartig auf. Marion hatte früher für Whiteway gearbeitet und sein Picture-World-Projekt aufgebaut und geleitet, das dem breiten Publikum mit großem Erfolg Filmsequenzen von wichtigen Ereignissen in Varietétheatern und Musikautomaten zugänglich machte.
»Bestellen Sie Marion, ich verlasse mich darauf, dass sie von meinem Luftrennen tolle Filme drehen wird.«
»Sicher kann sie es kaum erwarten. Dies ist übrigens Joseph Van Dorn.«
Der Pressezar und der Gründer der führenden Privatdetektei der Nation taxierten einander, während sie sich die Hand schüttelten. Van Dorn deutete zum Himmel. »Wir haben gerade Ihr Werbebanner bewundert. Das sollte ein Riesenereignis werden.«
»Deshalb habe ich Sie zu mir gebeten. Kommen Sie doch mit hinauf in mein Büro.«
Ein Kommando uniformierter Türsteher salutierte, als sei ein Admiral auf einem Schlachtschiff eingelaufen. Whiteway schnippte mit den Fingern. Zwei Männer rannten sofort los, um den gelben Rolls-Royce zu parken.
Im Foyer erwarteten Whiteway weitere salutierende Angestellte.
Ein vergoldeter Fahrstuhlkäfig trug sie in die oberste Etage hinauf, wo sich im Foyer eine Schar Redakteure und Sekretärinnen bereithielt, bewaffnet mit Bleistiften und Notizblöcken. Whiteway bellte Befehle und schickte einige los, um dringende Aufträge auszuführen. Andere rannten hinter ihm her und schrieben eifrig mit, während der Verleger die letzten Absätze des Leitartikels für die Nachmittagsausgabe diktierte, mit dessen Formulierung er bereits vor dem Mittagessen begonnen hatte.
»Der Inquirer prangert den erbärmlichen Entwicklungsstand der amerikanischen Luftfahrt an. Europäer haben sich einen festen Platz am Himmel erobert, während wir weiterhin auf der Erde herumkriechen und allenfalls den Staub der Innovation zusammenkehren dürfen. Aber der Inquirer prangert nicht nur an, der Inquirer handelt auch! Wir laden jeden amerikanischen Flieger und jede amerikanische Fliegerin mit entsprechendem Mumm in den Knochen ein, unsere Fahne am Himmel zu hissen und den amerikanischen Kontinent im Rahmen des Great Whiteway Atlantic-to-Pacific Cross-Country Air Race innerhalb von fünfzig Tagen zu überqueren. Sofort drucken.
Und nun …« Er zog einen Zeitungsausschnitt aus seinem Jackett und las laut vor. » › Der mutige Pilot dippte seine Tragflächen, um die Zuschauer zu grüßen, ehe das Horizontalruder und die rotierende Luftschraube die Schwerer-als-Luft-Flugmaschine des Aeronauten in den Himmel steigen ließen.‹ Wer hat das geschrieben?«
»Das war ich, Sir.«
»Sie sind gefeuert.«
Vierschrötige Angehörige der Vertriebsabteilung geleiteten den Unglücklichen zur Treppe. Whiteway zerknüllte den Zeitungsausschnitt in der Faust und funkelte seine Angestellten wütend an.
»Der Inquirer wendet sich an den Durchschnittsbürger, nicht an einen Techniker. Schreiben Sie sich Folgendes auf oder hinter die Ohren: Auf den Seiten des Inquirer werden ›Flugmaschinen‹ und ›Aeroplane‹ von ›Piloten‹, ›Vogelmännern‹, ›Aviatoren‹ und ›Aviatricen‹ ›gefahren‹ oder ›gelenkt‹ oder ›geflogen‹. Nicht von ›Lotsen‹, die die Lusitania an einen Kai bugsieren, und auch nicht von ›Aeronauten‹, was ja so klingt, als seien sie Griechen. Sie und ich, wir mögen wissen, dass ›Tragflächen‹ Komponenten von Flügeln und ›Horizontalruder‹ Höhenruder sind. Der Durchschnittsbürger möchte aber, dass seine Flügel auch Flügel sind, dass sich seine Ruder drehen und seine Höhenruder für den Aufstieg sorgen. Seine Luftschrauben sind ›Propeller‹. Er weiß sehr wohl, dass
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