Todesrennen
an Bord, rannte durch den Mittelgang und rief: »Großes Luftrennen kommt immer näher!«
Marco Celere kaufte ein Exemplar der Hannibal-Courier-Post und blätterte sie auf der Suche nach einer Meldung über den Mord, die auch eine Beschreibung seiner Person einschloss, schnell durch.
Das Rennen beherrschte die halbe Titelseite. Preston Whiteway, als »gerissener, hellwacher Geschäftsmann« beschrieben, wurde in großen Lettern mit den Worten zitiert: »So bedauernswert der kürzliche Tod Mark Twains – Hannibals berühmten Dichtersohns – auch sein mag, noch bedauernswerter ist die Tatsache, dass Mr. Twain nicht mehr erleben durfte, wie die Flugmaschinen, die am Great Whiteway Atlantic-to-Pacific Cross-Country Air Race um den Whiteway Cup teilnehmen, in seiner geliebten Heimatstadt Hannibal, Missouri, landeten.«
Celere suchte nach den kurzen Meldungen von außerhalb, die diese regionalen Zeitungen gewöhnlich direkt vom Telegrafen übernahmen. Der erste Artikel, den er fand, war ein Interview mit einem »prominenten Luftfahrt-Experten«, der erklärte, dass Eddison-Sydney-Martins kopflose Curtiss Pusher die Flugmaschine der Stunde sei und besiegt werden müsse. »Sie ist das bei weitem stabilste und schnellste Modell, und ihr Motor wird von Tag zu Tag weiter verbessert.«
Diese Verbesserung würde nun, da Ruggs aus dem Verkehr gezogen war, um einiges langsamer vonstattengehen, dachte Celere. Aber der berühmte fliegende Baronet würde keine Schwierigkeiten haben, hervorragende Mechaniker anzulocken, die nur zu gerne bereit wären, für einen Sieger zu arbeiten. Demnach war die kopflose Pusher noch immer die Maschine, die Josephine am gefährlichsten werden konnte.
Auf der Suche nach seiner Personenbeschreibung blätterte Celere weiter. Die staatliche Miliz wurde mobilisiert. Sein Herz blieb fast stehen, bis er las, dass sie einen Arbeiterstreik in der Zementfabrik von Hannibal beenden sollte. Organisiert hätten den Streik »Ausländer«, die von »Italienern« angestachelt wurden, denen das italienische Konsulat in St. Louis Schutz gewährte. Gott sei Dank war er als Russe verkleidet, dachte Celere, nur um plötzlich in die grimmigen Gesichter der Geschäftsleute zu blicken, die ihre Zeitungen gesenkt hatten, um ihn quer über den Mittelgang drohend anzustarren. Er machte in seiner Platow-Aufmachung zwar überhaupt keinen italienischen Eindruck, aber es war nicht zu leugnen, dass er damit genauso aussah wie die meisten ausländischen Passagiere im Salonwagen. Oder hatten sie bereits eine Meldung über den Mord gelesen, zusammen mit einer Beschreibung seines lockigen Haars und seines Backenbarts, seines allgegenwärtigen Rechenschiebers und seines flotten Strohhuts mit dem eleganten roten Hutband?
Der Geschäftsmann, der ihm am nächsten saß, lehnte sich über den Mittelgang. »Heh, Sie da!«, redete er ihn ganz offen an. »Sie da … Mister?«
»Meinen Sie mich, Sir?«
»Gehören Sie auch zu diesem streikfreudigen Gesindel?«
Celere wog die Risiken, ein ausländischer Arbeitskampfagitator oder ein Mörder auf der Flucht zu sein, gegeneinander ab und entschied sich schließlich, der unmittelbareren Bedrohung auszuweichen. »Ich bin Luftmaschinenmechaniker beim Whiteway Cup Cross-Country Air Race.«
In ihren misstrauischen Mienen ging die Sonne auf.
»Sie sind beim Rennen? Respekt, Respekt, Sir!«
Weiche rosige Hände wurden über den Mittelgang gestreckt und schüttelten seine Hand ausgiebig.
»Wann kommen Sie alle nach Hannibal?«
»Wenn sich die Gewitterfront verzogen hat.«
»Hoffentlich folgen keine Tornados.«
»Sagen Sie mal, wenn Sie wetten würden, auf wessen Sieg würden Sie setzen?«
Celere hielt die Zeitung hoch. »Hier steht, dass die Pusher des Engländers die beste Maschine sein soll.«
»Ja, das habe ich auch schon in Chicago gelesen. Aber Sie sind doch mittendrin. Was ist mit Josephine? Liegt die Kleine noch immer hinten?«
Celere erstarrte. Sein Blick war auf eine telegrafierte Meldung ganz unten auf der Seite gefallen.
MORD UND RAUB IM SCHATTEN
DES UNWETTERS
»Liegt Josephine noch immer zurück?«
»Sie holt auf«, murmelte Celere und las, so schnell er konnte:
AUF DEM FESTPLATZ VON COLUMBIA WURDE DIE LEICHE EINES MECHANIKERS, DER ZUM TECHNISCHEN PERSONAL DES LUFTRENNENS GEHÖRTE, MIT DURCHSCHNITTENER KEHLE AUFGEFUNDEN. OFFENBAR WURDE ER DAS OPFER EINES RAUBÜBERFALLS. LAUT SHERIFF LYDEM KÖNNTE DER TÄTER EIN STREIKPOSTEN AUF DER FLUCHT VOM STREIK IN DER
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