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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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der von einem intriganten kleinen Schmarotzer wie dir herbeigeführt wurde.«
    Marco Celere schaute sich noch einmal um und vergewisserte sich, dass sie nach wie vor allein auf weiter Flur waren. Der Regen hatte zugenommen und trommelte laut auf das Blechdach. Die Sicht reichte keine zwei Meter weit. Er sagte: »Du vergisst, dass ich Werkzeugmaschinen baue.«
    »Wie kann ich das vergessen? Das hat uns der alte Herr beigebracht. Er hat uns ein Dach über dem Kopf geschenkt. Hat uns Frühstück, Mittagessen und Tee gegeben. Hat uns ein lukratives Handwerk beigebracht. Und du hast dich revanchiert, indem du ihm seinen Traum gestohlen hast. Und hast ihn dann auch noch ruiniert, weil du zu verdammt faul und zu ungeduldig warst, um ihm den letzten Schliff zu geben.«
    Celere griff unter sein Regencape und zog den Rechenschieber aus seiner Jacke. »Weißt du, was dies hier ist?«
    »Das ist der Rechenschieber, den du immer als Tarnung mit dir herumschleppst.«
    »Meinst du, dass mein Rechenschieber nicht auch noch etwas anderes sein könnte als nur ein Rechenschieber?«
    »Ich habe gesehen, wie du ständig damit herumfuchtelst. Was soll er sonst sein?«
    »Ich zeig’s dir.«
    Celere hob das Instrument ins schwache Licht, das durch die offene Tür hereindrang. Ruggs folgte ihm mit den Augen, und Celere zog es zurück wie einen Geigenbogen. Ruggs ächzte und fasste sich an den Hals, um das Blut zurückzuhalten.
    »Dies ist ein Rasiermesser und nicht das Ding, mit dem ›Dmitri Platow‹ herumhantiert. Ein Rasiermesser – nur für den Fall der Fälle, und dieser Fall ist jetzt eingetreten.«
    Ruggs’ Augen quollen hervor. Er ließ seinen Hals los und packte Celere. Aber in seiner Hand war schon keine Kraft mehr, und er brach zusammen, während sein Blut auf den Italiener spritzte.
    Celere sah zu, wie er vor seinen Füßen starb. Es war erst das zweite Mal, dass er einen Menschen getötet hatte, und es wurde nicht einfacher, selbst wenn es die Mühe lohnte. Seine Hände zitterten, und er spürte, wie Panik seinen Körper erfasste und sein Gehirn zu einem Klumpen zusammenzupressen drohte, der nicht mehr denken oder handeln konnte. Er musste fliehen. Es gab keine Möglichkeit, sich der Leiche zu entledigen, keinen Ort, wo er sie hätte verstecken können. Der Regen würde aufhören, und er würde ertappt werden. Er versuchte sich vorzustellen, wie er rannte. Der Regen würde das Blut, das auf seinen Regenmantel gespritzt war, abwaschen. Aber sie würden trotzdem Jagd auf ihn machen. Er blickte auf das Rasiermesser und stellte sich plötzlich vor, wie es Stoff zerschnitt.
    Hastig ging er auf die Knie hinunter und schnitt Ruggs’ Taschen auf, holte Münzen und eine Rolle Papiergeld sowie eine lederne Brieftasche heraus, die noch mehr Papiergeld enthielt. Er stopfte sich alles in die Taschen, zerschnitt Ruggs’ Weste und nahm die billige Taschenuhr aus Nickel an sich. Dann ließ er den Blick über den Körper schweifen, sah ein goldenes Blinken und nahm dem Toten auch noch den Trauring ab. Danach rannte er in den Regen hinaus.
    Jetzt war keine Zeit für Sabotage. Wenn er durch ein Wunder mit diesem Mord davonkommen sollte, würde er später zurückkehren und es noch einmal versuchen.
     
    Einhundertzwanzig Meilen von Columbia, Illinois, entfernt, aber immer noch kurz vor dem Mississippi, wurde der nach Westen fahrende Personenzug langsamer und wechselte auf ein Nebengleis. Marco Celere hoffte inständig, dass sie nur anhielten, um Wasser nachzutanken. Auf seiner panikartigen Flucht hatte er sich an die völlig sinnlose Hoffnung geklammert, dass sie ihn nicht schnappen würden, wenn er es schaffte, den Mississippi zu überqueren. Ein Stoßgebet zum Himmel schickend, dass sie sich nur auf einem Gleis befinden mochten, das dem Auftanken der Lokomotive mit Wasser diente, presste er das Gesicht gegen das Fenster und verrenkte sich den Hals auf der Suche nach dem großen Wassertank neben dem Gleis. Aber warum hielten sie so dicht vor der nächsten Stadt noch einmal an?
    Zwei Geschäftsleute, die auf der anderen Seite des Mittelgangs in dem luxuriösen zuschlagpflichtigen Salonwagen saßen, von dem Celere annahm, dass er für eine Flucht sicherer wäre als ein gewöhnlicher Personenwagen, starrten ihn offenbar an. Auf der Plattform am Wagenende herrschte Unruhe. Celere erwartete jeden Moment, dass ein massiger Sheriff mit einem Stern auf seiner Jacke und einer Pistole in der Hand den Wagen betrat.
    Stattdessen sprang ein Zeitungsjunge

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