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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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eine Villa als »Hütte« zu bezeichnen. Die Wohnung des Torwächters, ein großzügiger, hübscher Bungalow, war daran angebaut. Niemand meldete sich, als er laut rief und an die Tür klopfte.
    Er fuhr durch den Steinbogen und gelangte auf eine breite Zufahrt. Sie war mit grobem Schiefersplitt bedeckt und weitaus gepflegter als die morastige, mit Schlaglöchern übersäte öffentliche Straße, die aus der Stadt dorthin führte. Sich meilenweit durch dichte Wälder windend, grub sich die ebene Straße durch Berghänge und wurde auf Steinwällen und Brücken, die von Hand bearbeitet und im Arts-and-Crafts-Stil gestaltet waren, über zahllose Flüsse und Bäche getragen.
    Bell fuhr fünf Meilen über Harry Frosts Land, ehe er den See erreichte. Am gegenüberliegenden Ufer stand ein ausladendes Haus aus Holzbalken, Schindeln und Stein. Größere ländliche Häuser und Nebengebäude umgaben das Haupthaus, und in weiterer Entfernung waren die Scheunen und Silos der Molkerei zu erkennen. Während er seinen Leihwagen über den dunklen Splitt der Straße lenkte, die dem Verlauf des Seeufers folgte, und sich der Gebäudeansammlung näherte, schoben sich noch zahlreiche andere Bauten in sein Blickfeld: eine Schmiede, eine Räucherkammer, eine Wäscherei und, am Ende einer weiten Rasenfläche, ein Flugzeughangar – ein großer und breiter Schuppen, dessen Verwendung an den Höhenrudern eines Doppeldeckers zu erkennen war, der seine Nase aus dem Tor in der Giebelfront am Ende des Schuppens herausstreckte.
    Isaac Bell stoppte den Ford unter dem Vordach des Haupthauses, gab ein wenig Gas und legte dann den Schalter für den Spulenkontakt um. Das Anwesen wirkte völlig verlassen. Nachdem der Motor ausgeschaltet war, konnte er nur noch das leise Knacken des heißen Metalls hören, als es erkaltete, und außerdem das leise Säuseln einer kühlen Brise, die vom See herüberkam.
    Er klopfte an die Vordertür. Niemand reagierte. Er versuchte sein Glück an der Tür. Sie war nicht abgeschlossen und ziemlich massiv.
    »Hallo!«, rief Bell mit lauter Stimme. »Ist jemand zu Hause?«
    Doch er erhielt keine Antwort.
    Dann trat er über die Schwelle. Das Foyer öffnete sich zu einer großen Vorhalle, einem imposanten Raum, der durch das Tageslicht, das durch hohe Fenster hereindrang, hell erleuchtet wurde. Hohe offene Kamine befanden sich an jedem Ende. Rustikale Sessel und Sofas gruppierten sich auf gewebten Teppichen. Dunkle Ölgemälde mit europäischen Motiven hingen in matt glänzenden goldenen Rahmen an den Wänden. Mächtige Balken spannten sich von Wand zu Wand. Die Wände und die Decke waren mit Birkenrinde tapeziert.
    Der hochgewachsene Detektiv wanderte von einem opulent eingerichteten Raum zum nächsten.
    Heiß loderte der Zorn in seiner Brust auf. Als Nachkomme einer Bostoner Bankiersfamilie – und von seinem Großvater als Erbe eines Vermögens eingesetzt – war Isaac Bell an die Annehmlichkeiten großen Reichtums gewöhnt. Luxus war ihm also nicht unbekannt. Aber dieses sogenannte Camp war mit Reichtümern finanziert worden, denen das Elend unschuldiger Frauen, Männer und Kinder zu Grunde lag. Harry Frost hatte beim Aufbau seines Wirtschaftsimperiums so viele Verbrechen begangen, dass es nahezu unmöglich wäre, ein einzelnes herauszugreifen, wenn es seinerzeit nicht einen Bombenanschlag auf ein Zeitungslager in Chicago gegeben hätte, den er inszeniert hatte, um einen konkurrierenden Händler auszuschalten. Frosts Dynamitladung hatte drei Zeitungsjungen getötet, die lediglich auf ihre Zeitungen gewartet hatten. Der älteste war gerade mal zwölf Jahre alt gewesen.
    Bells Schritte hallten in einem leeren Flur und einem Treppenhaus wider.
    Am Fuß der Treppe befand sich eine wuchtige, mit Nägeln beschlagene Eichentür.
    Bell öffnete das Schloss mit einem Dietrich und gelangte in einen großen Weinkeller, der aus dem massiven Fels herausgehauen worden war. Er ging an den Regalen entlang und entdeckte hervorragende Weine aus den letzten zwanzig Jahren, eine Anzahl der edlen 69er und 71er Rotweine sowie einige erstaunlich seltene Flaschen 1848er Lafite, die, fast zwanzig Jahre bevor Baron Rothschild das Weingut im Médoc erwarb, abgefüllt worden waren. Frost hatte sogar eine lange Reihe Château-d’Yquem-Flaschen des 1811er Kometenweins erworben. Wenn er allerdings die mindere Qualität der Gemälde oben im Haus betrachtete, tippte Bell bei den Flaschen eher auf eine Variante gefälschter Akademiekunst, die von einem

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