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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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fensterlose Bau stets zwischen ihm und dem unsichtbaren Sprecher auf der anderen Seite befand. Neben dem Gebäude blieb er stehen. Eine Stimme redete in einem fort. Sie klang nach einem Mann mittleren oder höheren Alters, der irgendeinen wehrlosen Zuhörer unausgesetzt zuquatschte. Bell fiel der Akzent sofort auf. Der Redner sprach alle A -Laute flach und fast tonlos aus, wie es für die Adirondack-Region typisch war. Aber er war kein einheimischer Upstate-New Yorker, nicht mit den unverwechselbaren D- und den zischelnden S- Lauten, die für Chicago typisch waren.
    Das Thema seines Monologs kennzeichnete ihn als Bewohner des berüchtigten Levee District, wo Verbrechen und Laster an der Tagesordnung waren.

4
    »Wenn du einen Haufen Geld machen willst, musst du dir ein Bordell einrichten … Wie bitte? Nein, nein, nein. Nicht hier! Wer sollen denn hier deine Kunden sein? Rinder? Du musst nach Chicago gehen! Am besten auf die West Side. Kaufst dir ein Haus für sechstausend. Holst einen Schreiner, der für zweihundert Bucks ein paar Zwischenwände einbaut. Dann suchst du dir zehn Girls. Zwanzig Besuche pro Nacht. Der Besuch für einen Dollar – schließlich hast du keinen billigen Fünfzig-Cent-Schuppen –, den Mädchen lässt du die Hälfte. In zwei Monaten hast du das Haus abbezahlt. Und von da an machst du dreitausend im Monat. Reingewinn! «
    »Ich muss meine Arbeit erledigen«, sagte eine jüngere, langsamere Stimme.
    Bell nahm seinen breitkrempigen Hut ab, um einen schnellen Blick um die Ecke zu riskieren. Der Redner mittleren Alters saß auf einem Fass mit dem Rücken zu ihm. Er hatte eine Flasche Bier in der Hand und kam offenbar aus der Stadt, denn er trug eine Melone, eine Weste und war ansonsten in Hemdsärmeln. Sein Zuhörer war ein typischer Farmerjunge mit einem Strohhut auf dem Kopf. In der Hand hatte er einen Eimer und eine Harke.
    »Und vergiss nicht, was du damit verdienst, wenn du den Besuchern Schnaps verkaufst. Und die Mädchen verballern ebenfalls ihr Geld für ihr Vergnügen. Sie wollen Morphium, Kokain, Wein, und du bekommst von allem deinen Anteil. Wenn jemand kommt und ihnen neue Kleider verkauft, kommst du ebenfalls auf deinen Schnitt.«
    »Ich muss gehen, Mr. Spillane.«
    Der Junge schlurfte außer Sicht in Richtung Molkerei.
    Als Bell um die Ecke der Räucherkammer bog und der Mann auf dem Fass zu ihm herumwirbelte, erkannte er den grauhaarigen Fünfzigjährigen sofort von einem Steckbrief wieder.
    »Sammy Spillane.«
    Spillane musterte ihn lange und aufmerksam und versuchte, ihn irgendwo einzuordnen. Schließlich war es zehn Jahre her. Er deutete auf Bell, wackelte mit dem Finger und nickte. »Ich kenne Sie doch.«
    »Was treibst du denn hier, Sammy? Hat Harry Frost etwa ein Altersheim für pensionierte Schläger eingerichtet?«
    »Sie sind ein gottverdammter Van Dorn, genau. Das sind Sie.«
    »Wie bist du aus Joliet rausgekommen?« Sammys bleiche Haut sagte ihm, dass er noch bis vor kurzem eingesperrt gewesen war.
    »Man hat mir Zeit geschenkt – wegen guter Führung. Zeit, um Ihnen die hübsche Nase ein wenig zurechtzurücken.«
    »Meinst du nicht, du bist ein bisschen zu alt, um dich auf solche Dinge einzulassen, Sammy?«
    »Das bin ich sicher«, räumte Sammy ein. »Aber meine gute alte Sadie hat mich mit zwei strammen Söhnen gesegnet. Kommt raus, Jungs!«, rief er laut. »Sagt hallo zu einem echten Van-Dorn-Detektiv, der vergessen hat, seine Kumpel mitzubringen.«
    Zwei jüngere und größere Versionen von Sammy Spillane kamen heraus, traten in die Sonne, gähnten und rieben sich den Schlaf aus den Augen. Beim Anblick von Isaac Bell stürzten sie ins Haus zurück. Als sie wieder erschienen, brachten sie Hackenstiele mit und ließen deren dicke Enden drohend in die offenen Hände klatschen. Bell bezweifelte nicht, dass sie ihr Handwerk als Streikbrecher gelernt und schon so manches Gewerkschaftsmitglied eingeschüchtert hatten. Ihr Vater hatte mittlerweile einen Smith-&-Wesson-Revolver gezückt und zielte damit auf Bell.
    »Was halten Sie von meinen Jungs, Detective?«, fragte Spillane kichernd. »Ganz der Vater, nicht wahr?«
    »Ich hätte sie überall erkannt«, sagte Isaac Bell und betrachtete die beiden jungen Männer von Kopf bis Fuß. »In den kleinen blinzelnden Schweineaugen ist die Ähnlichkeit am größten. Obwohl man in ihren flachen Stirnen auch die Mutter wiedererkennen kann. Sag mal, Sammy, hast du Sadie eigentlich irgendwann geheiratet?«
    Diese Beleidigung

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