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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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betrügerischen Weinhändler seinem Kunden untergejubelt worden war.
    Als er schon im Begriff war, den Weinkeller wieder zu verlassen, blieb er plötzlich stehen, gefesselt vom Anblick eines Hochzeitsfotos auf einem Tisch in der Mitte des Weinkellers. Es zeigte Harry Frost, bekleidet mit Zylinderhut und Cut, wie er trotzig in die Kamera blickte. Selbst die aufwendigste Maßschneiderei konnte seine massige Gestalt nicht kaschieren, und der Zylinder ließ ihn noch imposanter erscheinen. Bell betrachtete die Fotografie eingehend. Frost, so erkannte er, war nicht der fette Mann, den man auf den ersten Blick vor sich zu sehen glaubte. In seiner Haltung lag durchaus etwas Geschmeidiges und sogar Flinkes. Er war offensichtlich ein Mann auf dem Sprung. Gefährlich wie ein Longhornbulle, hatte Joe Van Dorn ihn beschrieben. Und auch genauso schnell, vermutete Bell. Und ebenso stark.
    Josephine stand wie ein Kind neben ihm, in ihrem jugendlichen Gesicht ein Ausdruck von Mut und Tapferkeit, dachte Bell, und dann noch etwas anderes – eine Art gespannter Ungewissheit, als sei sie im Begriff, zu einer Fahrt ins Unbekannte aufzubrechen, und als hoffe sie, dass alles gut gehen werde.
    Aufgereiht hinter dem Brautpaar stand eine Familie, die – wie es aussah – vom Land kam, herausgeputzt für den sonntäglichen Kirchgang. Bell erkannte den gemauerten offenen Kamin hinter ihnen. Demnach hatten sie in diesem riesigen widerhallenden Raum im Camp geheiratet. In allen Gesichtern war eine deutliche Ähnlichkeit zu erkennen, aber Frosts Gesicht verriet Bell, dass niemand außer Josephines Familie an der Hochzeitsfeier teilgenommen hatte.
    Er ging hinaus, umrundete das Haus und inspizierte die Nebengebäude. Ein Kutscherhaus war in einen Schießstand umgewandelt worden, mit einem Arsenal von Pistolen und Gewehren in einer abschließbaren Glasvitrine. In ähnlichen Glaskästen wurden ganze Kollektionen von Degen, Säbeln, Entermessern, Springmessern und Dolchen aufbewahrt.
    In der Garage standen teure Automobile – eine Packard Limousine, ein Palmer-Singer Skimabout, ein Lancia Torpedo – und mehrere Motorräder. Der Stall voller Fahrzeuge passte zu dem Bild eines ruhelosen Einsiedlers, das sich Bell von Harry Frost machte. Er lebte wie ein König, aber auch wie ein Gesetzloser. Das Camp war gleichermaßen ein Versteck wie auch ein Landgut, und Frost, wie alle erfolgreichen Kriminellen, war immer darauf vorbereitet gewesen, schnell von dort wegzukommen. Es schien, als ob Harry Frost wusste, dass es trotz seines Reichtums und seiner Macht nur eine Frage der Zeit wäre, ehe er wieder eine Schreckenstat beging, die ihn zum Flüchtling machte.
    Bell warf einen Blick in die Schmiedewerkstatt. Die Esse war kalt. Im Schrotthaufen des Schmieds sah er Hufeisen, die völlig verbogen waren. Das war Harry Frosts Chicagoer Visitenkarte, erinnerte sich Bell. Frost hatte sie mit bloßen Händen verformt, um seine fast übermenschliche Kraft zu demonstrieren. Danach wurden sie von seinen Schlägern durch die Fenster seiner Konkurrenten geworfen. Unter den Trinkern in den Saloons auf der West Side kursierte das Gerücht, dass Frost einmal ein Clydesdale-Pferd mit bloßer Faust getötet hatte.
    Über den verbogenen Hufeisen hing, rußgeschwärzt, eine gerahmte Urkunde, die Frost als Anerkennung für eine Geldspende an eine bürgerliche Interessengruppe erhalten hatte. Bell machte auf dem Absatz kehrt und ging in den Sonnenschein hinaus. Dabei flüsterte er die Namen der Zeitungsjungen: Wally Laughlin, Bobby Kerouac, Joey Lansdowne. Es war ein feierliches Begräbnis gewesen, da ihre Gefährten und Kollegen die Tradition der Zeitungsjungen aufrecht erhalten und Leichenwagen und Trauernde gemietet und Zeitungsschreiber dafür bezahlt hatten, dass sie Nachrufe und Kondolenzbriefe schrieben. Wally Laughlin, Bobby Kerouac, Joey Lansdowne, kaum den Kinderschuhen entwachsen, von Priestern zu Grabe getragen, die ihren Müttern versicherten, dass sie im Himmel einen bevorzugten Platz fänden.
    Bell betrat das Bootshaus am Seeufer. Darin fand er Flachboote, Kanus und ein Segelboot mit umgelegtem Mast. Vom Bootshaus stapfte er durch hohes Gras zum Flugzeughangar. Er enthielt genug Einzelteile, um mehrere Flugmaschinen zusammenzubauen. Aber der Maschine, die er am offenen Ende des Hangars hatte stehen sehen, fehlten Motor und Propeller.
    Aus der Richtung der Räucherkammer hörte er Stimmen.
    Bell ging leise darauf zu und achtete darauf, dass sich der gedrungene

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