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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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zwischen die Beine, anstatt seine Pistole hervorzuholen. Die harte Spitze seines Stiefels fand ihr Ziel.
    Der junge Spillane erstarrte zur Statue. Er reckte die Arme in die Luft. Der Hackenstiel rutschte ihm aus den erstarrten Fingern. Ehe die Schlagwaffe einen Zentimeter neben Bells Kopf auf den Erdboden traf, taumelte der Junge rückwärts und stieß einen Schrei aus.
    Isaac Bell stand auf, klopfte seinen Anzug ab und trat auf Sammys Hand, als er nach der hingefallenen Smith & Wesson greifen wollte.
    »Benimm dich. Es ist vorbei.«
    Er vergewisserte sich, dass der andere Bruder, auf den er geschossen hatte, nicht aus einer Arterie blutete und überleben würde. Der Mann, den er getreten hatte, schnappte in tiefen Zügen nach Luft. Er betrachtete wütend seinen Vater und seinen Bruder, die neben ihm lagen, und starrte dann zu dem hochgewachsenen Detektiv hoch. Während er rasselnd einatmete, knurrte er: »Sie haben nur Glück gehabt.«
    Isaac Bell schlug seine Jacke zurück, um die Browning-Pistole in seinem Schulterhalfter zu zeigen. »Nein, Sonny, du hast Glück gehabt.«
    »Sie hatten noch eine zweite Pistole? Warum haben Sie die nicht benutzt?«
    »Mr. Van Dorn ist ein Geizhals.«
    »Wie bitte? Wovon reden Sie?«
    »In der Agentur gelten strenge Regeln, was das Verschwenden von Blei an trottelige Stinktiere betrifft. Wir haben es uns auch zur Gewohnheit gemacht, mindestens ein Stinktier bei Bewusstsein zu lassen, damit es unsere Fragen beantworten kann. Wo ist Harry Frost?«
    »Weshalb zur Hölle sollte ich Ihnen das verraten?«
    »Weil ich dich, wenn du es mir verrätst, nicht der Polizei übergeben werde. Aber wenn du es mir nicht erzählst, dann wird dein Dad, weil er mich mit einer Schusswaffe bedroht hat, nach Joliet zurückkehren, und du wanderst mit deinem Bruder nach Elmira, weil ihr mich mit Hackenstielen angegriffen habt. Und ich wette, dass diese New Yorker Gauner für Typen aus Chicago nicht viel übrig haben.«
    »Die Jungen haben keine Ahnung, wo Harry ist«, knurrte Sammy Spillane.
    »Aber du weißt es.«
    »Harry hat das Weite gesucht. Warum sollte er mir erzählen, wohin er will?«
    »Er erzählt es dir«, erwiderte Bell betont geduldig, »damit du weißt, wohin du gehen musst, um ihm zu helfen, Sammy, mit Geld, Waffen und mit deinen Gaunerfreunden. Also, wo ist er?«
    »Von mir braucht Harry Frost kein Geld. Und er braucht auch keine ›Gaunerfreunde‹.«
    »Ein Mann kann nicht auf der Flucht sein, ohne Hilfe zu haben.«
    »Sie begreifen es nicht, Mr. Detective. Harry hat in jeder Bank im Land Geld deponiert. Wenn Sie ihn in New York aufstöbern, holt er sich in Ohio Geld. Wenn Sie ihm nach Ohio folgen, trifft er sich mit einem Bankangestellten in Kalifornien.«
    Bell musterte den verletzten Gangster mit zusammengekniffenen Augen. Spillane beschrieb einen Flüchtigen, der genau wusste, wie groß und zerstückelt Amerika im Grunde war, und der genau jene Art von modernem Kriminellen darstellte, den sogar eine amerikaweit operierende Institution wie die Van Dorn Detective Agency nur unter großen Schwierigkeiten über Staatsgrenzen und durch zahllose gerichtliche Zuständigkeitsbereiche verfolgen konnte. Er machte sich im Geiste eine Notiz, die Außenstellen der Van Dorn Agency anzuhalten, an jeden Bankmanager in ihrem Einzugsbereich Steckbriefe zu verteilen. Zugegebenermaßen hatte eine solche Maßnahme eher wenig Aussicht auf Erfolg, da die Anzahl der Banken im Land sicherlich in die Zehntausende ging.
    »Ich nehme an, er hat auch überall seine Kumpel sitzen, oder?«
    »Nicht unbedingt ›Kumpel‹ im Sinne von Freunden. Aber Kerle, denen er mal geholfen hat und die jetzt ihm helfen. Was meinen Sie, wie ich nach Joliet hierhergekommen bin? Harry hielt Ausschau nach Leuten, die ihm helfen konnten, wenn es nötig war. Und zwar immer. Seit dem ersten Zeitungsmann, den ich verprügelt hab, seit dem ersten Tag, den ich in seiner Verkaufsabteilung gearbeitet hab – immer war Harry Frost für mich da.«
    »Wenn er weiß, dass du ihm hilfst, dann muss er dir auch gesagt haben, wohin er wollte. Wo ist er?«
    »Daddy weiß es nicht, Mister«, meinten Sammys Söhne im Chor.
    »Mr. Frost hatte Angst, dass sie ihn wieder ins Irrenhaus einsperren.«
    »Also hat er es niemandem verraten.«
    Isaac Bell sah, dass seine Bemühungen zu nichts führten. »Wie ist Frost von hier weggekommen?«
    »Mit einem Güterzug.«
    Die Gleise, die durch North River führten, verliefen nach Norden und nach Süden. Im

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