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Todesrennen

Todesrennen

Titel: Todesrennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cussler
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Lieferwagens, und zwar so eng, dass sie stehen mussten, waren ein Dutzend Angehörige von Rod Sweets Kampftruppe. Bekleidet mit Anzügen und Hüten, waren sie eindeutig eine Klasse besser als die üblichen Schlägertypen, die eingesetzt wurden, um den ungehinderten Strom von Opium und Morphium zu den Ärzten und Apothekern in Gang zu halten. Sie warteten in angespanntem Schweigen und hofften, dass ihre äußere Aufmachung dazu beitrug, dass sie sich zwischen den zahlenden Besuchern verloren, sobald ihr Einsatz beendet war. Niemand wollte mit den Van Dorns aneinandergeraten, aber das Honorar, das Harry Frost jedem von ihnen gezahlt hatte, war zu reichlich gewesen, um es zurückzuweisen. Sie würden sicherlich einiges einstecken müssen. Einige von ihnen würden bestimmt verhaftet werden. Aber diejenigen, die halbwegs intakt wieder nach Brooklyn zurückkehrten, müssten für einige Monate nicht arbeiten.
    Harry Frost befand sich bei ihnen und beobachtete Sir Eddison-Sydney-Martins blaue Farman-Maschine durch ein Guckloch in der Seitenwand des Lieferwagens. Dabei empfand er eine seltsame Ruhe. Sein Plan würde funktionieren.
    Sir Eddison-Sydney-Martin stieg in den Himmel und kämpfte verbissen, um auf einem ovalen Kurs, der durch zwei Masten im Abstand von fünfzehnhundert Metern markiert wurde, einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Die Strecke war drei Meilen lang. Um den bestehenden Rekord zu brechen, musste er zwanzig Runden in weniger als einer Stunde hinter sich bringen, und er schnitt die Kurven, so knapp es ging, indem er die Maschine äußerst geschickt eindrehte. Doch der Engländer ahnte nicht, dass jede scharfe Kursänderung, zu der er die Farman zwang, seine letzte sein konnte. Wenn der von den Jonas-Brüdern montierte Aluminiumanker unter der enormen Belastung nachgab, würde die unter hoher Spannung stehende Drahtverstrebung von der Tragfläche abreißen, die sie fixierte, und der Flügel würde abbrechen. In diesem tödlichen Moment wären sämtliche Augen auf der Tribüne und dem Innenfeld auf die abstürzende Maschine gerichtet.
    Frost hatte sie schon früher vom Himmel fallen sehen. Aus einhundertfünfzig Metern Höhe dauerte es bemerkenswert lang, ehe sie auf dem Boden aufschlugen. In dieser Zeit würde niemand – nicht einmal die Van Dorns – mitbekommen, wie seine Kampftruppe aus dem Lieferwagen stieg. Waren die Männer erst einmal draußen, wäre es zu spät, um sie noch aufzuhalten. Wie ein lebendiger Angriffskeil beim Football würden sie im Gedränge auf dem Innenfeld eine Schneise schaffen, durch die er ungehindert ganz nah an Josephine herankäme.
     
    Isaac Bell bewunderte, wie eng Eddison-Sydney-Martin die Kurven nahm, als sich nach etwa einer halben Stunde des Rekordversuchs eine Tragfläche löste. Es war fast wie eine Sinnestäuschung. Der Motor röhrte, und der Doppeldecker raste weiter durch die Luft. Der abgebrochene Flügel zerfiel in zwei Teile, die obere und die untere Tragfläche, die durch Drahtverstrebungen lose zusammengehalten wurden. Der Rest des Luftfahrzeugs taumelte auf einem steilen Abwärtskurs an ihnen vorbei.
    Tausenden auf der Tribüne verschlug es den Atem. Wie auf ein Zeichen hin sprangen alle gleichzeitig auf, erbleichten und starrten zum Himmel. Die Mechaniker auf dem Innenfeld verfolgten entsetzt das Geschehen. Eine Frau schrie – es war Eddison-Sydney-Martins Ehefrau, wie Bell sehen konnte. Das angeschlagene Flugzeug stellte sich auf den Kopf und geriet gleichzeitig ins Trudeln. Enorme Kräfte zerrten an der Stoffbespannung, und dann zerfaserte sie zu langen Streifen, die hinter dem Wrack wie eine Haarmähne herflatterten.
    Bell konnte erkennen, wie Sir Eddison-Sydney-Martin hektisch an den Kontrollen herumhantierte. Aber es war hoffnungslos. Der Doppeldecker ließ sich nicht mehr steuern. Er schlug mit einem lauten Krachen auf dem Boden auf. Bell spürte noch in einer Viertelmeile Entfernung, wie die Erde erzitterte. Ein lautes Stöhnen lief über das Innenfeld und wurde von den Zuschauern auf der Tribüne in gleicher Weise beantwortet.
    In diesem Augenblick hörte Bell einen weiteren Schrei.
    Ein eisiger Schreck durchfuhr den hochgewachsenen Detektiv und setzte ihn explosionsartig in Bewegung. Die Frau des Engländers rannte zu der abgestürzten Maschine hinüber, aber nicht Abby hatte geschrien, sie presste beide Hände auf den Mund. Der Schrei, ein Signal nackten Grauens, war hinter ihm erklungen.
    Josephine.

Buch zwei

»Balance yourself like a bird

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