Todesrennen
kompliziert genug für zwei Detektivagenturen. Wenn das, was Sie nun andeuten, auch nur halbwegs zutreffen sollte, sollten wir noch eine weitere hinzuziehen.«
»Besorgen Sie mir lieber dieses Remington-Selbstladegewehr.«
Van Dorn schickte einen Lehrling mitsamt dem Gewehr und frischen Kleidern aus Bells Zimmer im Yale Club mit der Weehawken Ferry hinüber. Eine Stunde später traf Andy Moser mit einem der Tourenwagen ein, beladen mit Werkzeug, Spanndrähten und einem nagelneuen, drei Meter langen Propeller, der mit Gurten an den Kotflügeln befestigt war.
»Gut, dass Sie so reich sind, Mr. Bell. Dieses Schätzchen kostet einhundert Bucks.«
»Gehen wir an die Arbeit. Ich möchte, dass diese Maschine bei Tagesanbruch wieder fliegt. Die geborstene Strebe habe ich bereits entfernt.«
Andy Moser stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter! Ich habe Roeblin-Draht noch nie reißen sehen.«
»Dabei wurde von Harry Frost nachgeholfen.«
»Es ist erstaunlich, dass der Flügel nicht abgefallen ist.«
Bell erwiderte: »Die Maschine ist robust. Die anderen Streben haben die zusätzliche Last mitgetragen.«
»Ich habe schon immer gesagt, dass Mr. Di Vecchio seine Apparate besonders stabil baut, so dass sie lange halten.«
Sie ersetzten den Propeller und die zerbrochene Strebe und flickten die Löcher, die Frosts Kugeln im Stoff der Tragfläche hinterlassen hatten. Dann kürzte Bell mit der Säge den Kolben der Remington Automatik um dreißig Zentimeter, und Andy bastelte eine Drehlafette und versprach, sich eine dauerhaftere Lösung einfallen zu lassen, während er in seinen Werkstattwagen zurückkehrte. »Und zwar mit einem Stopp, damit Sie Ihren eigenen Propeller nicht zerschießen.« Wenn Harry Frost das nächste Mal auf ihn schoss, würde er feststellen, dass der Eagle scharfe Zähne gewachsen waren.
21
Vier Meilen flussabwärts, am Fuß der Freiheitsstatue, bemühte sich Josephine zur gleichen Zeit, ihre Flugmaschine zu reparieren. Geblendet von den Scheinwerfern, die das Gelände von Preston Whiteways Dampfjacht aus beleuchteten, vor Kohlenqualm ständig hustend und von Reportern belagert und verfolgt, die ihr am laufenden Band dumme Fragen zuriefen, untersuchten sie und ihre Van-Dorn-Detektiv-Mechaniker, die mit einem Boot herübergekommen waren, den demolierten Flügel. Doch der Schaden überstieg ihre technischen Fähigkeiten und den Anwendungsbereich der wenigen Werkzeuge, die sie bei sich hatten, und die junge Aviatrice verlor schon fast die Hoffnung, als mit der letzten Person, die sie erwartet hätte, plötzlich Hilfe erschien.
Dmitri Platow sprang von einer Barkasse der Harbor Patrol von Manhattan Island herunter, schüttelte den Polizisten, die ihn gebracht hatten, die Hand und begrüßte sie, indem er mit seinem Rechenschieber fröhlich winkte. Jeder sagte, dass der attraktive Russe der beste am Rennen beteiligte Mechaniker sei, aber er hatte sich ihrer Maschine niemals auch nur genähert oder ihr seine Dienste angeboten. Sie war ziemlich sicher, auch ganz genau zu wissen weshalb.
»Was tun Sie denn hier?«, fragte sie.
Er tippte gegen die Krempe seines Strohhuts. »Platow will helfen.«
»Befürchtet Steve Stevens nicht, dass ich ihn schlage, wenn Sie mir helfen?«
»Steve Stevens isst Siegermahlzeit in Yonkers«, antwortete Platow und ließ seine weißen Zähne unter seinem Schnurrbart aufblitzen. »Platow sein eigener Mann.«
»Ich brauche einen wundertätigen Retter, Mr. Platow. Der Schaden ist größer, als ich dachte.«
»Wir reparieren, keine Sorge«, sagte Platow.
»Ich weiß nicht. Sehen Sie mal, diese Hülse – hallo, können Sie mal die Lampen da holen?«
Die Van-Dorn-Agenten beeilten sich, elektrische Lampen zu verschieben, die sie an den Dynamo der Freiheitsstatue angeschlossen hatten.
»Sehen Sie? Diese Hülse, die den Zapfen des alettone aufnimmt, ist nicht stark genug. Sie sitzt auch nicht allzu fest im Rahmen. Am anderen Flügel ist es noch schlimmer. Reines Glück, dass die Klappe nicht auch noch herausgefallen ist.«
Platow betastete die Hülse wie ein Tierarzt, der ein Kalb untersucht. Er wandte sich an den nächsten Mechaniker in seiner Nähe. »Bitte, würden Sie zweite Werkzeugtasche aus Boot holen?«
Der Van-Dorn-Detektiv eilte zum Kai.
Platow wandte sich an einen anderen Detektiv: »Bitte, mehr Licht.«
Josephine sagte: »Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Der Mann, der diese Maschine gebaut hat, hat wohl nicht begriffen, welchen Belastungen dieses Teil
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