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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einen elektrischen Schlag mit dem Föhn bekommen hat. Sie behauptet, es sei ein Anschlag gewesen, der ihr gegolten habe.” Flimms
schleppte die
Akten in die hinterste Ecke des Büros . „ Vor ein paar Tagen hat man sie nachts aus dem Meer gefischt, weil sie unbedingt allein tauchen musste. Offenbar ist ihr beim Füllen der
Presslu
f
t
flaschen ein Fehler unterlaufen.” Er schüttelte den Kopf. “Ich sag ja, je reicher, desto
wichtiger nehmen sie sic
h .” Flimms richtete sich auf und bog seinen Rücken durch . „ So, Ihr Schreibtisch ist einsetzbar, der Computer funktioniert auch. Wenn Sie mich brauchen - ich hab noch drüben in Martin Butlers Büro zu tun.”
    Tamara
runzelte verstimmt die Stirn
. „ Noch so ein Typ wie Al! Fällt dir das denn nicht auf?”
    „ Er kennt mich eben, deshalb redet er mehr mit mir”, versuchte Shane, sie zu beschwichtigen, und schaltete den Computer ein.
    „ Er redet ausschließlich mit dir , Shane !”
    „ Tamara, bitte, können wir uns jetzt auf unseren Job konzentrieren, ja?”
    „ Der Job, ja, richtig. Hätte ich fast vergessen.” Sie
lächelte ironisch
. „ Ist dir eigentlich klar, dass wir es in der Hand haben, ob Weinheimer endlich Ruhe finden kann?” Sie wandte sich von ihm ab und trat zum Fenster. Das glühend rote Licht der untergehenden Tropensonne umgab sie wie einen Schein.
Ihm
fiel ein, dass sie noch nie über ihr Leben gesprochen hatte. Doch jetzt w ar ganz sicher nicht der richtige Zeitpunkt dafür . Er zwang sich, sich die Eindrücke der letzten Stunden noch einmal in Erinnerung zu rufen. Der Tote, Nick Imeri-Fisher, war der Mann auf dem Tauchvideo - seltsam genug. Er wählte Kims Handy-Nummer, doch sie meldete sich nicht. Dann versuchte er die Nummer des Motels, in dem Pam und Kim wohnten.
    Mit der Antwort, die er erhielt, hatte er nicht gerechnet: Sie seien abgereist. Dabei hatten sie doch noch mindestens vier Tage bleiben wollen.
    „ Sicher haben sie es sich kurzfristig anders überlegt”, meinte Tamara.
    „
Kann sein
”, murmelte er
nachdenklich
. Doch
er hatte ein
unangenehmes Gefühl.

91
    Seitdem der Mann auf der Fähre ihn so lange angestarrt hatte, fühlte er sich unwohl. Als er beim Herunterfahren von der Rampe ans Ufer dann auch noch im Rückspiegel gesehen hatte, dass der Mann ihm nachblickte, war ihm klar gewesen, dass die Polizei ihm bald auf der Spur wäre. Offenbar sah er dem Phantombild, das ständig im Fernsehen gezeigt wurde, doch ähnlich. Der Mann auf der Fähre hatte sich bestimmt das Autokennzeichen gemerkt.
    Auf der Straße vor ihm fuhr ein Toyota Camper von Britz. Darin saßen zwei Frauen. Sie waren ihm bereits auf der Fähre aufgefallen. Mutter und Tochter vielleicht. Sie hatten ähnliche
Gesichter
, und das gleiche dunkle Haar .
    Der Holden hinter ihm bog gerade in einen Seitenweg ein. Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte, bevor es zu spät wäre, als die Fahrerin des Toyota Camper vor ihm den Blinker nach links setzte und in einen schmalen Weg einbog, der laut Beschilderung zu einem Picknick-Platz führte.
    Er hielt einen Moment am Straßenrand, bis der Wagen außer Sicht war, dann folgte er ihm langsam. Es dämmerte bereits, und die trockenen Eukalyptusblätter zerbrachen knackend unter den Reifen.

92
    Durch die geöffnete Verandatür des Schlafzimmers drang das Rauschen des Pazifiks. An der zugeschobenen Fliegentür drängten sich Moskitos. Das warme Licht der Nachttischlampe
ließ
sein Gesicht weicher erscheinen.
    Annabel strich über seine Brust. Ihr Kopf lag in seiner Armbeuge. Er starrte zur Decke hinauf, wo der Ventilator unablässig rotierte. Trotzdem war es heiß. Sie streichelte sein Gesicht, seine Wangen und legte ihre Hand auf sein Haar,
atmete seinen Geruch ein
.
    „ Nach alldem, was ich getan habe, verabscheust du mich nicht?”, fragte er.
    „Ich wollte die Polizei rufen, ja.“
    „Warum hast du es dann nicht getan?“
    „Irgendetwas war stärker ... und ... ich glaube ...“
    „Ja?“
    „... Ich glaube, dass man bereuen kann, dass man ein besserer Mensch werden kann ... du hättest mich erschießen können. Aber du hast es nicht getan.“
    Sie sah nun auch zur Decke und wünschte, der rotierende Ventilator wäre eine Zeitmaschine. Dann müssten sie sich nur ihrem Sog überlassen und würden irgendwo in einer anderen Zeit wieder aufwachen, in der das, was geschehen war, nicht mehr zählen würde. Sie drehte ihren Kopf und betrachtete Steves Profil, seine Lippen und die Nase, deren

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