Todesriff
mich in der Hand.” Shane ahnte bereits, wie.
„ Sie haben die Lodge zu einem sehr günstigen Preis erworben”, begann er , worauf Mary kaum merklich den Kopf einzog. „ Sie waren einverstanden mit dem Deal. Dem Brand. Deshalb hatte Nick Sie in der Hand.”
Einen Moment noch hielt Mary das Schweigen aus, dann aber brach
es
aus ihr heraus, als hätte s ie monatelang darauf gewartet: „ Andrew und Nick hatten die Idee, nachdem ich immer wieder davon erzählt hatte, die Lodge kaufen zu wollen, sie mir aber nicht leisten zu können. Sie sind hergefahren und haben Feuer gelegt. Die Versicherung konnte keine Anzeichen von Brandstiftung entdecken. Und ich habe dann die Lodge gekauft.” Sie legte das Taschentuch zu den anderen neben sich. „ Ich ha
be
im Leben schon so oft auf etwas verzichte
n müssen
, diesmal wollte ich das haben, was ich mir schon so lange wünschte.” Sie setzte ein
bitter
es Lächeln auf. „ Tja, jetzt hab ich es doch wieder verloren! Sie werden mich verhaften, nicht wahr?”
„ Sie
müss
en sich zur Verfügung halten. Darum
werden
sich die Kollegen
kümmern
.” Shane stand auf. „ Wer ist das nächste Opfer, Mrs. Fisher?”
„Ich weiß es nicht. Oh Gott! Es ist alles zu viel.”
„ Haben Sie Kathy Handtücher des Lagoon geschenkt?”,
fragte Tamara noch, bevor sie gingen.
Mary Fisher sah sie
erschöpft
an. „ Ja, sie brauchte welche , und ich hatte doch so viele übrig und wusste nicht, wohin damit.“
Die Journalisten der lokalen Zeitung und des Fernsehsenders
drängten sich am Tor der Lodge. Kaum näherten sich Shane und Tamara dem Eingang, stürzten sie mit ihren Mikros, Tonbändern und Kameras auf sie zu.
„ Detective Shane O’Connor von der Homicide Squad in Brisbane ermittelt im Fall des Messermörders”, sprach eine Journalist in in ihr Mikro. „ Detective, wie weit sind Sie mit Ihren Ermittlungen? ”
„ Wir suchen einen Mann, der in Gefahr ist. Wir gehen davon aus, dass e r wie die anderen drei Opfer Mitglied einer paramilitärischen Gruppe im Kosovo, im ehemaligen Jugoslawien , war . Er
muss
sich umgehend bei der Polizei melden! Er ist in Lebensgefahr. ”
„Das heißt, der Mörder sucht gerade sein nächstes Opfer? Wie heißt es? Wissen Sie denn nicht den Namen des nächsten Opfers?“
Ohne zu antworten bahnte sich Shane einen Weg durch die Menge und kletterte in den dröhnenden Helikopter, in dem schon Tamara und Flimms warteten.
Die Büsche und fingerartigen Blätter der Regenwaldbäume schüttelten sich unter dem Wind der Rotorblätter. Keinen der drei Morde hatten sie verhindern können. Ungeduldig begann Shane, in der Übersetzung von Nick Imeris Aufzeichnungen zu lesen.
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Immer wieder überprüfte er im Rückspiegel, ob ein Polizeiwagen hinter ihm auftauchte, aber er konnte keinen entdecken. Dem Kerl, diesem Nick Imeri, waren fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als d er auf seinen Anruf hin mit einem Mechanikerkoffer in die Cabin getreten war, um den angeblich tropfenden Wasserhahn zu reparieren, und plötzlich im Spiegel Weinheimer gesehen hatte, der hinter ihm erschienen war und ihm das lange Messer an die Gurgel gedrückt hatte. Imeri wusste, warum er sterben musste. Weinheimer hingegen hatte damals nicht gewusst, weshalb man ihn hatte töten wollen.
Als Nick Imeri tot in der Cabin lag, zog Weinheimer seine Jacke über, nahm die Reisetasche und ging hinaus. Die Tür zog er hinter sich zu, schloss den Wagen auf, warf die Tasche in den weißen Subaru-Jeep und fuhr über die rindenbedeckten Wege durchs Tor der Fire Wheel Tree Lodge auf die Straße. Vor dem Pub am Strand hielt er an und rief Nicks Frau Mary in der Lodge an. Er behauptete, ein Freund Nicks zu sein und in seinem Auftrag anzurufen. Sie seien versumpft, und Nick könne nicht mehr mit dem Wagen nach Hause fahren; er werde bei ihm übernachten. Mary nahm es
hin
, ohne nachzufragen . Weinheimer wusste, dass Nick gern trank. Die Nacht verbrachte er im Auto auf einem einsamen Parkplatz.
Diesmal war es ihm noch leichter gefallen. Nick hatte ihm vor seinen Tod verraten, das s Steve sich in eine reiche Erbin verliebt hatte - Annabel Bailor. Er lenkte den Wagen aus der Parkbucht und folgte der Straße zur Küste, fuhr in Richtung Mossman. Mühelos würde er es in ein paar Stunden nach Port Douglas schaffen.
Er begann
freudlos
zu lachen. Steve, dachte er, dich kriege ich auch noch ...
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Den ohrenbetäubenden Lärm im Hubschrauber vernahm Shane nicht mehr. Zu sehr hatten ihn
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