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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Nick Imeris Aufzeichnungen erschüttert. Schon nach der dritten Seite musste er eine Pause einlegen. Shane war schon oft Zeuge großer Grausamkeiten geworden, und es nahm ihn jedes Mal mit, aber was er hier lesen musste, konnte er kaum ertragen. Diese unmenschliche Lust, mit der die Ge walttaten beschrieben wurden.
    Am Flughafen stiegen Flimms, Tamara und Shane in einen Polizeiwagen, der sie zurück in die Polizeistation Cairns bringen sollte.
    Tamara
legte das Heft weg
, das Shane ihr gegeben hatte.
    „ Es hat ihnen Spaß gemacht, all die Menschen zu töten, ihre Häuser in die Luft zu jagen! Wa
s sind das nur für Bestien?

Die Ampel spran g auf Rot. Der Fahrer bremste.
    „Weißt du was, Shane, i ch will Weinheimer nicht
mehr
fassen .”
    „ Es spielt keine Rolle, was wir wollen”, e
ntgegnete
Shane nüchtern. Sie wandte sich ihm zu, und er bemerkte ihren überraschten Ausdruck.
    „ Wir müssen unsere Gefühle da raushalten! Wenn du dazu nicht in der Lage bist, dann solltest du dich schleunigst nach einem anderen Job umsehen!”, herrschte er sie an.
    Tamara
warf
ihm einen verächtlichen Blick
zu
. Auch Flimms hatte sich umgedreht. Nur der Blinker tickte, ansonsten war alles still. Sie wusste nicht,
dass er ähnlich fühlte
wie sie.

89
    Sein blondes Haar war verklebt, und seine Züge wirkten kantiger als sonst. Die Spiegel des Badezimmers zeigten sein Gesicht in unendlicher Wiederholung.
    „ Bl eib, wo du bist!”, schrie sie. „ Geh. Sofort! Oder ich rufe die Polizei!” Sie hatte die
T
asse doch nicht am Morgen in der Spüle stehen lassen! Wie hatte sie ihren eigenen Wahrnehmungen nur so misstrauen können?
    Er streckte den Arm nach ihr aus.
    „ Rühr mich nicht an!”
    Seine Augen glänzten fiebrig. „ Komm mit, ich will dir was zeigen.”
Er
drehte sich um u nd ging voraus ins Wohnzimmer. „ Annabel!”
    Mit dem Kinn wies er auf den Bildschirm.
    „ Heute Morgen”, sagte die Moderatorin soeben, „ wurde in der Nähe von Cape Tribulation im Fire Wheel Tree Resort die Leiche eines Mannes gefunden.” Es folgte ein Schnitt. Man sah eine Reporterin vor Ort : “Der Tote ist der fünfundvierzigjährige Nick Imeri. Mit seiner Frau Mary Fisher führte er seit einem Jahr das Resort . Offenbar fiel auch er einem Racheakt zum Opfer, der schon zwei anderen Menschen das Leben gekostet hat. Wie die beiden ersten Toten, wies Imeri eine Narbe am linken Oberarm auf. Dabei handelt es sich laut Polizeiangaben um die Spuren eines entfernten Tattoos, das einen Doppeladler zeigte. Die Hinweise verdichten sich, dass die Opfer einer paramilitärischen Rebellengruppe im ehemaligen Jugoslawien angehörten. Detective Sergeant Shane O’Connor von der Homicide Squad in Brisbane leitet die Ermittlungen.” Es schloss sich ein kurzes Statement des Detectives an, der die Bevölkerung um Mithilfe bat und einen vierten Mann, der offenbar noch auf der Todesliste des Mörders stand, aufforderte, sich bei der Polizei zu melden.
    Steve drückte auf die Fernbedienung.
    „ Setz dich”, befahl er, und diesmal gehorchte sie, ohne zu zögern. Er nahm ihr gegenüber auf einem Sitzkissen Platz.
    „ Wir waren vier. Unsere Gruppe hieß Skanderbeg. Und wir arbeiteten im Auftrag eines gewissen Leke von der UCK. Er verfolgte seine eigenen Ziele, und er bezahlte gut. Wir haben im Kosovo Bomben unter Brücken gelegt, über die Flüchtlingstransporte fuhren. Sie sollten in die Luft fliegen, damit man den Serben die Schuld an diesen Anschlägen geben konnte. Wir haben Serben erschossen, und wir haben Kosovo-Albaner erschossen, um Stimmung gegen die Serben zu machen, den Hass zu schüren. Wir haben Journalisten, die sich negativ über einen Politiker äußerten, den Leke unterstützte, in Hinterhalte gelockt und ermordet. Wir haben seine politischen Gegner getötet, wir haben Lebensmittel- und Munitionsdepots überfallen, Läden geplündert, Menschen aus ihren Häusern getrieben, liquidiert.” Er machte eine Pause.
    Die Gräuel, von denen er erzählte, waren zu schrecklich, um sie zu begreifen. Fassungslos hörte sie ihn fo rtfahren: „ Eines Tages erhielten wir den Auftrag, eine Frau zu töten, die die UCK verraten habe. So stellte Goran es uns gegenüber dar. Sie kämpfe nicht mehr für die UCK und habe sich der UN sogar als Dolmetscherin zur Verfügung gestellt und zu allem Überfluss auch noch ein Verhältnis mit einem UN-Polizisten angefangen. Ich merkte, dass irgendwas anders war als bei unseren sonstigen Aufträgen. Goran war

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