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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Politisches! Da gibt es immer Probleme.” Er erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und ging auf und ab. Shane wusste, dass man ihn dabei nicht stören durfte. Er stellte sich wieder einmal vor, wie Al vor Jahrzehnten als Boxer vor einem Kampf in seiner Umkleidekabine auf und ab gegangen war, um sich auf den Gegner zu konzentrieren, sich dessen Schwächen vor Augen zu halten und sich seiner eigenen Stärke zu vergewissern. Plötzlich blieb Al mitten im Raum stehen.
    „ Shane, zeig mir noch mal dieses Phantombild und das Foto von Amann, das bei seiner Festnahme gemacht wurde.”
    Tamara hatte die Unterlagen zu diesem Fall in einer Mappe mitgebracht. Al betrachtete die Bilder .
    „Also, ich sag euch, ich hab diesen Typen schon mal gesehen. Und zwar in d er Nacht nach unserer Feier im Breakfast Creek . Shane, du weißt doch, das Auto auf dem Parkplatz. Und noch etwas weiß ich genau: Er saß nicht in einem roten Toyota Land Cruiser.”
    „Es war ein kleiner Wagen“, sagte Shane nachdenklich.“
    „Genau. Ein kleiner heller.“ Al nickte.
    „Trotzdem. Vielleicht hat Amann zwei Autos. W ir müssen ihn festnageln.”
    Al klopfte ihm auf die Schulter. „Lass dir verdammt noch mal was einfallen, du weißt ja, wie diese verdammten Anwälte .. . “ Er verzog das Gesicht und hielt sich die Wange. „D iese verdammten Zahnschmerzen !”

    „ Gut”, seufzte Tamara auf dem Weg zurück in ihr Büro, „ dann fährt er also keinen Toyota.”
    Shane stöhnte. Während ihres Besuchs bei Al waren zwei weitere rote Toyota Land Cruiser, deren Fahrer dem Gesuchten ähneln sollten, der Po lizei gemeldet und anschließend überprüft worden, doch beide hatten sich nachweislich zur jeweiligen Tatzeit an völlig anderen Orten aufgehalten. Immerhin war Green, der Portier aus Barbers Apartmenthaus, ins Headquarter s unterwegs.
    „ Jetzt sitzen wir hier rum und warten auf den nächsten Mord ... ”,
Tamara
hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als Shanes Telefon klingelte. Tamara sah ihn
an. Er holte Luft.
    Auf dem Display erkannte Shane die Telefonnummer der Zentrale. Ein Arbeiter an einer Tankstelle in Bli Bli, einem Ort, etwa hundert Kilometer von Brisbane entfernt, meldete, dass ein Mann, der mit einem deutschen Akzent sprach und dem Gesuchten auf dem Phantombild ähnlich sah, gerade bei ihm getankt habe. Allerdings fuhr er einen weißen Patrol. Ein Streifenwagen war bereits zur Tankstelle unterwegs.
    „ Mein Gott!” Tamar a schüttelte genervt den Kopf. „ Ein weißer Patrol! Ich fürchte, plötzlich sieht das ganze Land den Mann auf unserem Phantombild in irgendeinem Auto sitzen!”
    Endlich rief Maree herein, dass Mister Green eingetroffen sei.

53
    Das Motel war eines der “Budget”-Kette und besonders preiswert. Fünfunddreißig Dollar. Er entschied sich
dafür, weil er bemerkt hatte, dass er sich seit kurzem in den heruntergekommenen Zimmern besser fühlte als in den sauberen, renovierten, die nach Vanille rochen und nach heiler Welt. Morgen würde er Mackay erreichen, dachte er, als er sich auf das Bett warf. Ohne etwas zu essen, ohne sich zu duschen, ohne sich auszuziehen. Er wurde immer gleichgültiger und empfindungslos
er
. Fast wäre es aus gewesen, dachte er, als er die Augen schloss und den schwarzen Truck auf sich zurasen sah. Die Kopfschmerzen setzten wieder ein. Die Erinnerungen waren sein Gefängnis, das von Tag zu Tag enger wurde.

54
    Insgeheim hatte Shane das Debakel, das schließlich eintrat, befürchtet, und er machte sich Vorwürfe, die Sache nicht besser geplant zu haben. Nach langwierigen Verhandlungen mit Jürgen Amanns Anwalt war es endlich zu einer Gegenüberstellung zwischen Green und Amann gekommen.
    Eugen
e
Green, neunzehnhundertzweiunddreißig als Sohn eines Kolonialwarenhändlers in einem Vorort von Sydney geboren, brachte eine Brille mit dicken Gläsern mit und zitterte, als Shane ihn zu der Scheibe führte, durch die er sechs verschiedene Männer, darunter auch Jürgen Amann, nebeneinander stehend sehen konnte. Er atmete tief, und Shane beobachtete, wie Green jeden der Männer genau musterte, um, am Ende der Reihe angekommen, wieder von vorn zu beginnen. Als er zum
viert
en Mal erneut ganz links anfing, unterbrach Shane ihn.
    „ Mister Green?”
    Eugen Green
räusperte sich
und sah Shane durch die Brille hilflos an.
    „ Wenn die mal ein paar Worte sprechen würden ...” Als Shane nichts erwiderte, sank er in sich zusamm en und sagte niedergeschlagen: „Tut mir l eid.

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