Todesriff
schließlich.
Greg erzählte ihr, dass er noch am Hafen spazieren gegangen war, weil er nicht hatte schlafen können. Da sah er, wie ihre Yacht auslief. Er glaubte, jemand habe die Yacht gestohlen, und verständigte die Po lizei , die dann mit ihm zusammen hinausfuhr.
„ Miss Bailor”, begann der Po lizist noch einmal, „ wer könnte diesen Anschlag begangen haben?
H
aben Sie irgendeinen Verdacht?”
Annabel starrte an die weiße Krankenhausdecke, erinnerte sich an Steves Narbe am Oberarm - und schüttelte den Kopf.
„Warum sagst du es nicht, Annabel!“, schrie Greg sie an.
51
Nachdem er Mira kennen gelernt und ein Zimmer in ihrem Haus gemietet hatte, telefonierte er seltener mit Jennifer. Einmal die Woche, hatten sie anfangs vereinbart. Das Telefonieren war teuer. Zuerst konnte er die Zeit zwischen den Anrufen kaum ertragen, sehnte den Moment herbei, wollte endlich wieder ihre Stimme hören. Doch nachdem Mira in sein Leben getreten war, wurden ihm
diese Gespräche
zur Qual und zur Last. Und Jennifer klang von Mal zu Mal besorgter, weil er so einsilbig war.
„ Hast du was? Du bist so anders? Deine Stimme klingt so fremd.”
Er be
ruhigte
sie. Hätte er ihr am Telefon eröffnen sollen, dass er sich in eine andere Frau verliebt hatte und zu ihr gezogen war? Hätte sie es verstanden, wenn er ihr erklärt hätte, dass er ohne die menschliche Wärme diese Hölle nicht überstehen würde? Und so erzählte er von Stromausfällen, davon, wie er mit Kerzen und Streichhölzern vorsorgte, wie er sich mit Mineralwasser wusch, wenn es tagelang kein Wasser aus der Leitung gab. Werner, den kannte sie doch auch, hatte sich eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Ja, weil der Kühlschrank in der Kneipe ausgefallen war - und er hatte Fleisch bestellt. Nein, er selbst aß hier kein Fleisch, ganz bestimmt nicht. Erst wieder, wenn er zu Hause wäre ...
„ Versprich es mir”, hatte sie gesagt, und er hatte es ihr versprochen. „Komm wieder heim”, bat sie, „ ich habe Angst um dich. Es ist doch nur Geld.”
Sie wusste ja nicht, dass es inzwischen nicht mehr
nur
das Geld war ...
52
Jürgen Amann war blass und schwitzte. Immer wieder fuhr er sich mit der Hand durch den schwarzen Vollbart. Er trug ein graues T-Shirt mit der Aufschrift Tasmania Australia , ausgewaschene Jeans und Trekkingschuhe. Constable Jeff Hendricks hatte seinen Reisepass in der Hand, als Shane und Tamara in den Raum mit dem Tisch und drei Stühle traten . Shane schickte Hendricks hinaus.
„ Sie brauchen keinen Dolmetscher , sind Sie sicher ?”, fing Shane an .
„ Nein”, Amann
winkte ab
, „ ich spreche täglich Englisch.” Sein Akzent war zwar hart, doch seine Ausdruckswe ise gut. „ Aber ich will sofort einen Anwalt, wenn man mir nicht auf der Stelle erklärt, warum ich hier gegen meinen Willen festge halten werde!” Er war wütend. „I mmerhin ist das mein Urlaub!” Am Handgelenk trug er eine wuchtige Casio-Taucheruhr, so eine, wie Pam sie sich wünschte.
Die Anwesenheit eines Anwalts würde alles komp lizieren . Shane musste sein Gegenüber also schon jetzt mit konkreten Fragen bei der Stange halten. Unbeeindruckt von Amanns Protest fragte er freundlich:
„Und, g efällt es Ihnen in Australien?”
Jürgen Amann schaute ihn skeptisch an, analysierte die Frage nach verborgenen Fallen, fand offenbar keine und nickte.
„ Was unternehmen Sie so in Ihrem Urlaub?”
„ Ich seh mir d
as Land
an”, erwiderte er ein wenig entspannter. Er lehnte sich vors ichtig in seinem Stuhl zurück. „ Gehe fischen ...”
„ Sie haben eine Firma für Wachpersonal.”
Amann nickte
wachsam.
„ Da haben Sie
doch
sicher manchmal auch mit schweren Jungs zu tun, Leuten mit einschlägiger Erfahrung, die die Seiten wechseln wollen, oder?”, fuhr Shane fort.
Amann sah Tamara einen Moment
an, konnte nichts Verdächtiges erkennen und meinte
zurückhaltend
:
„ Ja, manchmal schon.”
Shane lächelte und legte die Fotos der beiden Toten auf den Tisch. „ Kennen Sie die Männer?”
Jürgen Amann warf
einen kurzen Blick d arauf und schüttelte den Kopf. „ Ne
in, noch nie gesehen.
”
„Kennen Sie das Dalmatia in Brisbane?”
„ Was soll das sein? Ein Bordell?” Amann
s Schultern sackten herab.
„Ein Restaurant. ”
Jür gen Amann schüttelte den Kopf. „ Nein, kenne ich nicht. Wollen Sie mich vielleicht mit Drogenschmuggel in Verbindung bringen?”
„ Wieso? Habe n Sie denn etwas damit zu tun?”
„
Natürlich
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