Todesriff
nachzuschenken.
Shane goss ihm aus der Flasche ein, die er unterwegs gekauft hatte.
Lewis roch an seinen Glas, trank. Erst dann sah er zu Shane hinüber, der sich auf die Couch schräg hinter Lewis
gesetzt hatte
. „ So wie’s aussieht, verlieren wir das verdammte Spiel.” Er trank weiter. „ Was willst du wissen?”
Shane berichte te vom Stand der Ermittlungen. „ Der Mörder sucht John Palmer auf und fragt ihn nach dem Aufenthaltsort von Markus Auer. Er tötet Markus Auer. Kurz darauf tötet er einen Mann, der sich Andrew Barber nennt, was jedoch nicht sein richtiger Name ist. Auer und der falsche Barber kennen sich, hatten die gleiche Tätowierung: einen auf einem Gewehr sitzenden Doppeladler mit der Unterschrift SKANDERBEG, dem Namen eines albanischen Befreiungskämpfers aus dem fünfzehnten Jahrhundert.” Er machte eine Pause, um festzustellen, ob Lewis, der in den Fernseher starrte , ihm überhaupt zuhörte.
„ Und? W eiter?”, brummte Lewis . Shane wunderte sich jedes mal wieder, dass Lewis immer noch s ein Elefantengedächtnis hatte.
„
Beide Opfer
haben sich
die Tätowierungen
entfernen lassen. Ein Andrew Barber besuchte in Surfer’s Paradise das Spielcasino, sein Name
wurde
am zehnten Oktober dort registriert. Ob es sich dabei um den echten oder den falschen Barber handelte, wissen wir noch nicht.” Shane trank einen Schluck Wasser zwischendurch. Er wollte ganz bestimmt nicht hier übernachten . „ Der falsche Barber hatte zwei Bootsmagazine in seinem Apartment. In einem wird die Seagull , Jonathan Bailors Boot, das jetzt explodiert ist, zum Verkauf angeboten - von einem Agenten, auf dessen Werft John Palmer arbeitet. Der wiederum kannte Markus Auer von dem Automechaniker Ron Schuster, dessen Werkstatt in die Luft flog. Dieser Umstand sorgte dafür, dass Schuster seinen Kompagnon loswurde, und brachte ihm eine satte Versicherungssumme ein. Vor einer Woche wäre beinahe Annabel Bailor von Haien gefressen worden. Heute explodiert die Yacht ihres ... Wie sind die beiden genau verwandt?”
„ Er ist ihr Halbbruder”, antwortete Lewis, ohne vom Bildschirm aufzusehen. Die Australier machten einen Punkt. „ Wurde ja auch Zeit!” Lewis, noch immer den Blick auf die Mattscheibe gerichtet, hielt Shane das leere Glas erneut hin. Der füllte nach.
“Halbbruder?”
„ Jonathan Bailors Vater starb, als Jonathan vier oder fünf Jahre alt war. Seine Mutter heir atete dann erst William Bailor. Hab ich vorhin recherchiert.“
„ Verstehe.”
„ Also”, sagte Lewis – seine Au ssprache war noch immer klar – „ was machen wir mit all den netten kleinen Zufälligkeiten?
Und was willst du von mir?”
„ Du hattest immer gute Ideen.”
„Ja!” Er lachte bitter. „ Besonders damals, als ich diesem Wichser hinterherlief und der sich umdrehte und aus seiner MG feuerte. Das war mein letzter Lauf.” Er erwähnte jedes Mal, wie e r sein Bein verloren hatte. Shane konnte es ihm nicht verdenken.
„Pass auf, Shane: Jonathan Bailor soll ein verdammter Spieler sein. Er liebt schnelle Autos, schöne Frauen, Luxus, die ganze Speisekarte rauf und runter, sozusagen.” Er schwieg, schien seine Aufmerksamkeit wieder ausschließlich dem Spiel zu widmen. „ Ich erinnere mich”, spr ach Lewis unvermittelt weiter, „ dass hier schon mal ein Boot in die Luft geflogen ist. Nicht in Surfer’s, aber hier, vor Broadbeach. War eine Explosion draußen auf dem Meer. Es hieß, dass in der Küche ein Brand ausgebrochen sei. Liegt bestimmt schon ein Jahr zurück.”
„ Wann war das genau?”
Lewis holte tief Luft. „ Der Alkohol hat mir ein paar Löcher ins Hirn gefressen - früher hätte ich dir so was noch nach zehn Jahren sagen können. Stimmt’s?“
„Stimmt, Lewis, du hast noch nach zehn Jahren den Namen des Haustiers eines Verdächtigen gewusst.“
„Genau.“
Shane sprang auf. „ Kommst du mit, oder willst du hier weiter rumhängen?”
Lewis sah ihn an. „ Wo, verdammt, willst du hin?”
„ Ich will wissen, wie die Yacht hieß, die du gerade erwähnt hast.”
Lewis zögerte
einen Moment
, dann stellte er sein Glas ab. „ Dieses Spiel gewinnen sowieso die
se elenden Pakistanis
, gib mir mal die verdammten Krücken!”
56
Während Annabel auf ihrer Veranda stand und über das Meer blickte, das heute unter dem bedeckten Himmel wie flüssiges Blei waberte, kreisten ihre Gedanken nur um eine einzige Frage
.
Hatte Steve etwas mit dem Kohlenmonoxid in ihrer
Presslu
f
t
flasche zu
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