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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Spur. Hatten sie alle Angst, die nächsten Opfer zu sein?
    Shane legte die Miles Davis C D ein und überlegte Pam und Kim in Cairns anzurufen, doch dann sah er auf die Uhr und b esann sich eines Besseren. Die Wohnungen in den hohen Apartmenthäusern, die die begehrte Aussicht auf Bucht und Pazifik boten, leuchteten als gelbe Vierecke im schwarzen Himmel. Er könnte Lewis noch besuchen, fiel ihm ein, aber dann entschied er sich dagegen. Heute würde Lewis‘ Anblick ihn deprimieren.

    Im selben Moment ras t en die Rücklichter des Vord erwagens auf ihn zu. Shane trat auf die Bremse. Der Wagen schlingert e auf der seifig gewordenen Straße. Der Knall folgt e unmittelbar da rauf, und Shanes Gedanken mündeten in der Dunkelheit.

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    Sie wusste selbst nicht, warum sie Gregs Vorschlag zugestimmt hatte, zum Fischen hinauszufahren. Aber sie kannte Greg nun schon mal sehr lange, es war einfach so etwas wie Vertrautheit. Sie würde Greg vielleicht auch von dem Foto erzählen, das sie in Steves Wohnwagen gefunden hatte.
    Ausgestattet mit einer Kühltasche und zwei Angelruten, ging sie über den Holzsteg. Die Köder-Krabben hatte sie tiefgefroren an der Tankstelle gekauft. Es war elf Uhr morgens, und über dem Asphalt der Straße flimmerte die Luft. Sie trug ein langärmeliges, weites hellblaues Hemd und eine luftige, naturfarbene Leinenhose. Ihr Gesicht hatte sie mit einer dunklen Sonnenbrille und einem weißen Baumwollhut geschützt.
    „ Hi, Annabel!” Der Hafenmanager tippte an s einen Strohh ut mit breiten Krempe. „ Wieder auf dem Damm?”
    „ Ja, keine Sorge, Ton
y
!” Sie l
ächelte
, obwohl sie sich deprimiert
fühlte. Seine Frage hatte sie wieder die diffuse Bedrohung spüren lassen, die auf ihr lastete und gegen die sie machtlos war.
    „ Hat die Po liz ei wegen der
Pressluft
flasche schon was rausgefunden?”, wollte er wissen.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „ Na, das w
erden sie
schon noch!” Er versuchte, zuversichtlich zu klingen.
    Das Wasser schwappte träge an die dunkelgrüne Bordwand der Anemone . Die Hitze dämpfte alle Geräusche und Bewegungen. Die Quicksilver- Boote waren schon ausgelaufen und die Fischerboote längst zurück. Drei Liegeplätze weiter schrubbte ein Mann das Deck seiner Segelyacht, und auf der Terrasse am Kai hatten sich ein paar Touristen unter die großen Sonnenschirme geflüchtet. Von den Mangroven drangen hin und wieder Vogelrufe herüber. Ab und zu schnappte ein Fisch an der Wasseroberfläche nach Luft und tauchte mit einem leise platschenden Geräusch wieder unter. Es klingt, wie wenn ein Tropfen ins Wasser fällt, dachte Annabel. Alles war friedlich; nichts deutete auf eine Störung hin. Dennoch spürte sie, wie in ihrem Innern eine Angst aufstieg, die sie die Umgebung mit argwöhnischen Blicken mustern ließ.
    War der Mann, der sein Deck schrubbte, tatsächlich der, der er vorgab zu sein, oder war es nur eine Tarnung? Lauerte irgendwo jemand, um sie ins Wasser zu stoßen und zu ertränken? Würde sie eine Explosion auslösen, wenn sie auf die Bootsplanken trat oder den Motor anließ? Als sie die Kühltasche auf das blank geputzte Deck stellte, hatte sie für einen Moment das Gefühl, dass das Boot, das vor ihr lag, gar nicht ihre Anemone war.
    Vertrauen Sie wieder, Annabel! , klang Max Oppels Stimme in ihr nach.
Hören Sie auf Ihre innere Stimme
!
    Sie holte tief Luft, dann machte sie einen großen Schritt an Bord der Anemone . Nichts geschah. Die Explosion blieb aus; der Mann schrubbte weiter; das Wasser schwappte an den Bootsrumpf; Vogelstimmen erklangen. Annabel stand auf ihrer Yacht, und alles war in Ordnung. Gleich würde Greg erscheinen, und sie würden wie schon so oft ablegen, hinausfahren und einen wunderschönen Tag im Paradies verbringen.
    Alles hatte mit den Haien angefangen - es war Zeit, dass es wieder aufhörte und so wurde wie früher. Steves Gesicht erschien in ihrer Erinnerung, aber sie versuchte, das Bild zu verdrängen. Mit jedem Mal wurde es inzwischen blasser. Bald würde sie ihn vergessen haben ...
    Annabel wollte eben die Kajütentür öffnen, als sie bemerkte, dass die Tür gar nicht abgeschlossen war. War Greg schon an Bord? Sie stieß die Tür auf und erschrak. Vor ihr, im Ledersessel, saß Steve
.
Sie ließ sich rückwärts gegen die Tür fallen.
    „ Was
willst
du hier?” Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wie Stroboskoplichter blitzten Bilder in ihrem Hirn auf - das Auto, der Wohnwagen, das schlagende blutige Fischherz, die Narbe, die

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