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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Tamara:
    „ Warum hast du ihm nicht gesagt, was du von Kowalick wusstest? Die Verbindungen, die Versicherungsbetrügereien?”
    „ Er hätte es abgestritten und uns mit dem Anwalt gedroht.” Shane ging voraus zum Wagen.
    „ Damit hat er uns jetzt auch gedroht, und unter Druck hätte er vielleicht die Namen der anderen Kosovo-Leute verraten!” Sie schloss die Autotüren auf. Shane schüttelte den Kopf.
    „ Dann hätte er ja zugegeben, dass er mit den Explosionen was zu tun hatte. Nein, solange wir keine Beweise, sondern nur Kowalicks Aussage haben, haben wir nichts gegen ihn in der Hand.”
    Sie stiegen ein und schlugen die Türen zu.
    „ Ich wette sogar, Tamara, dass es ihm ganz recht ist, wenn die Leute umgebracht werden.”
    „ Du meinst ...”
    „ Dann gibt es weniger Mitwisser.

    Die Halskrause schnürte ihm fast die Luft ab. Lange würde er das nicht mehr aushalten.

66
    Als sie die Mangroven von Port Douglas nur noch als dunkelgrünen Schatten wahrnahm, der auf dem schimmernden Wasser schwamm, stellte sie die Maschinen ab. Steve stand unten auf Deck am Heck und starrte auf die weißen parallel laufenden Gischtspuren der Annemone die auf dem Wasser trieben und allmählich verwischten . In diesem Moment sah er so aus, als überlegte er, einfach ins Wasser zu springen und nie wieder aufzutauchen. Das Boot, nun nicht mehr von der Fahrt stabilisiert, begann, im Rhythmus der Wellen sanft zu schaukeln.
    Sie hatte eine Entscheidung gefällt: Sie wollte endlich wissen, welches Spiel Steve trieb, wie die Dinge zusammengehörten, ob sie überhaupt zusammengehörten oder ob das, was geschehen war, nur eine Reihe unglücklicher Zufälle gewesen war.
    Das Boot schaukelte still m Wasser, harmlose Wolken schwebten am Himmel . Ein Fisch sprang aus dem Wasser, tauchte sofort wieder unter und hinterließ kleine Kreise auf der Oberfläche, die sich immer mehr ausdehnten und schließlich ganz verschwanden. Ich bin nur ein winziger Teil des Universums, dachte sie. Wie jedes Leben ist meines eine Ansammlung von Fragen und Antworten, Konflikten und Entscheidungen. Egal, welche Entscheidungen ich treffe - am Ende kommt es nur darauf an, dass ich vor mir selbst die Achtung behalte.
    Annabel stieg zu Steve hinunter. Erst als sie so nah neben ihm stand, dass sie auf seinen bloßen Armen die feinen Härchen sah, die sich im kühlen Wind aufgestellt hatten, drehte er sich zu ihr um.
    „ Also Steve, was hast du mir zu sagen?”
    Sein Blick
wich
ihr
aus
, glitt über das Meer zu den nur noch zu ahnenden Umrissen der Küste. Dann holte er Luft, und Annabel fragte sich, was sie schockieren würde.
    „ Wie viel ist dir die Wahrheit wert?” , fragte er schließlich.
    Greg hatte also doch Recht gehabt: Steve hatte es nur auf ihr Geld abgesehen! Er gehörte zu den Leuten, die für Geld alles tun würden.
    „ Du wil lst also Geld ” , sagte sie mit deutlicher Verachtung.
    „ Geld ? Denkst du immer nur an Geld?” , fuhr er sie an.
    Sie zuckte zurück. Sie spürte plötzlich die Aggression, die er in seinem Inneren einschloss wie ein gefährliches Tier.
    „ Wahrheit kann töten”, die Augen auf den Horizont gerichtet, als kön nte er sich an ihm festhalten. „ Wahrheit kann dich selbst töten, kann Gefühle töten, Hoffnung, Freude, Zuversicht – Liebe ...” E r sah sie noch immer nicht an. „ Wahrheit ist oft schlimmer als Lüge. Ist die Wahrheit dir das wert?”
    Sie wollte über seinen Arm streichen, ihn irgendwo berühre n, um ihn zu sich zurückzuholen . Doch zugleich fürchtete sie die Berührung, als könnte sie wie ein elektrischer Funke etwas in seinem Inneren zum Explodieren bringen
.
Sie hatte eine Entscheidung getroffen als sie mit ihm rausgefahren war. Also sagte sie:
    „ Ich
kann
die Wahrheit aushalten. ”
    Er nickte und setzte sich auf den Bootsrand.
    „ Wie gut kennst du deinen Bruder?”

67

Jonathan Bailor sah man seine Herkunft schon von weitem an. Teurer Anzug,
dezentes
Eau de Toilette und
handgenähte
, englische Schuhe.
Perfekter
Haar
schnitt
, manikürte Hände, Haut, die regelmäßig von der Kosmetikerin behandelt und mit kostspieligen Cremes und Reinigungslotionen gepflegt wurde.
Shane und Tamara trafen Bailor in der City auf der Terrasse eines Cafés am Kai. Der hellblaue Himmel und der glitzernde Fluss, über den gerade die Personenfähre City Cat glitt, um direkt am Steg unterhalb der Caféterrasse anzulegen, drängte in Shane die Erinnerung an die Ereignisse der letzten Nacht ein wenig

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