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Todesriff

Todesriff

Titel: Todesriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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gespielt, auf dem Campingplatz nach Steve zu suchen - vielleicht war er ja i n den Wohnwagen zurückgekehrt - doch dann hatte sie den Gedanken verworfen und sich vorgenommen, nicht mehr an
ihn und
diese Geschichte zu denken. Sie hatte keinerlei Beweise für Steves Behauptungen; der Föhn war wahrscheinlich zu alt gewesen, die Pressluft flasche zufällig falsch gefüllt, und Jonathan hatte tatsächlich nach Seattle reisen müssen. Annabel war sogar bereit gewesen, sich einzureden, die Frau auf dem Foto aus dem Wohnwagen gleiche ihr lediglich. Sie wollte wieder ein ganz normales Leben führen. Der Verdacht, den sie gestern noch gegen ihren Bruder gehegt hatte, kam ihr heute völlig absurd vor. Deshalb antwortete sie jetzt: „ Ja, gern.”
    „ Endlich bist du wieder die Alte, Annabel!” Matt lachte.
    Sie zog sich im Quicksilver -Umkleideraum um, hängte ihren Tauchanzug auf, verabschiedete sich im Büro und ging durch die kleine Mall am Kai hinaus auf den rückwärtig gelegenen Parkplatz. Ihr Wagen stand in der dritten Reihe links. Sie schloss ihn auf, ließ sich auf den Sitz gleiten und wollte gerade die Wagentür zuziehen, als ein Arm vorschoss und die Tür von außen festhielt.
    Vo r ihr stand Steve und zischte: „ Fahr los!” Er lief um den Wagen, riss die Beifahrertür auf, warf sich au f den Sitz und zog die Tür zu. „ Verdammt, fahr los!”
    „ Ich fahre, wann ich will!” Sie war
eher
wütend
als erschrocken
. Gerade hatte sie einen Schlussstrich unter die Vorkommnisse der vergangenen Tage gezogen.
    „ Annabel”, sagte er eindringlich , „ fahr jetzt
bitte
los. Ich erkläre dir alles. Aber fahr los!”
    Annabels Blick ruhte nicht länger als zwei Sekunden auf ihm, dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss, startete den Motor und r angierte aus der Parklücke. „ Wohin?”, fragte sie knapp.
    „ Egal, fahr einfach – in Richtung Cairns.”
    Anstatt in die Straße einzubiegen, die zu ihrem Haus führte, blieb sie auf der Hauptstraße, die nach anderthalb Kilometern in die Straße nach Cairns münden würde. Gerade wollte sie sich erkundigen, wann er endlich mit seinen Erklärungen anzufangen gedenke, als er wieder jenen roboterhaften Ton anschlug, der ihr so unheimlich war.
    „ Ein Combat High ist, wenn die Nebennierenrinde bei einem Feuergefecht Unmengen von Adrenalin ausschüttet. Es wirkt wie eine Injektion Morphium. Du schwebst, lachst, machst Witze, fühlst dich unheimlich gut, ohne Angst. Die Gefahr, in der du dich befindest, ist dir völlig egal. Irgendwann ist dein Adrenalin-Pegel wieder gesunken. Und du sehnst dich nach einem neuen Schuss, nach einer neuen Schlacht, und bevor du es realisierst, bist du danach süchtig. Es ist wie Heroin oder Kokain - und irgendwann bringt dich deine Abhängigkeit um.”
    Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte, und schwieg, während sie weiter geradeaus an Zuckerrohrfeldern und alten Güterwagen vorbeifuhr, die darauf warteten, mit dem geernteten Zuckerrohr beladen zu werden. Ohne s ie anzusehen, fuhr Steve fort:
    „ Den Feind beherrscht und entmenschlicht man am einfachsten, indem man seine Frauen vergewaltigt.”

Abrupt trat sie auf die Bremse und riss das Steuer nach links, s odass der Wagen am Straßenrand zum Stehen kam.
„ Warum besitzt du ein Foto von mir, das auf der Gartenparty meines Bruders aufgenommen wurde?” Sie sah ihn herausfordernd an.
    Völlig ruhig, als handelte es sich um etwas Alltäg liches, antwortete er: „ Ich soll dich töten.”
    Ihre
M uskeln versteiften sich, in ihren Ohren begann ein Tosen. Diesmal sprach er, ohne sie anzusehen.
    „ Mein Auftraggeber hat den Grund nicht genannt. Und ich frage nicht.”
    Annabel brauchte einige Sekunden, um das, was er gerade gesagt hatte, in seiner Konsequenz zu begreifen.
    „ Du bist ... ein Killer ...” Sie saß mit ihm allein im Auto, am Rand eines Zuckerrohrfeldes. Ihre Hilfeschreie würde niemand hören. „ Und Jonathan hat dir den Auftrag erteilt?” Annabel sah ihm in die Augen, in denen sie nichts mehr lesen konnte. „D ann warst du es, der das Kohlenmonoxyd in meine Flasche gefüllt hat, der mich m it dem Auto überfahren wollte! Warum hast du nicht abgedrückt, als ich aus dem Wasser aufstieg? Das wäre doch das Einfachste gewesen, die Haie waren ja schon da!”
    Er sah aus dem Fenster. Autos fuhren vorbei.
    Wenn sie sich retten wollte, musste sie diesen Moment, in dem er schwach war, nutzen.
    „ Und die beiden Morde in Brisbane, über die im Fernsehen berichtet

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