Todesritual: Thriller (German Edition)
zu und brachte ein schiefes Lächeln zuwege.
»Du bist eine hässliche Frau.«
»Fick dich. Es ist deine bescheuerte Perücke.«
Benny lachte leise.
»Tut dir leid, dass du mir geholfen hast?«
»Dazu ist es längst zu spät«, sagte Max.
»Okay. Noch mal. Bedauerst du, dass du mir geholfen hast?«
»Vielleicht werden wir das beide noch bedauern.«
Max bearbeitete weiterhin das Radio, ohne Erfolg.
»Was suchst du?«
»Nachrichten.«
»Wie spät?«
Max zeigte ihm seine Uhr: zehn nach eins.
»Verpasst. Geh zurück.«
Max drehte zurück. Geplauder. Jazz. Samba. Noch mehr Geplauder. Dann eine sehr bekannte Melodie: Das Mellotron-Intro zu »Strawberry Fields Forever«.
»Stopp!«, sagte Benny. »Das ist Nachrichten jetzt.«
»Das sind die Beatles«, sagte Max.
»Ist Nachrichten. Zuhören, bitte.«
Max hörte eine sehr schnell sprechende Frauenstimme. Er hörte »Habana« und »Malecón« – oder etwas in der Art. Vielleicht hörte er sogar »Urraca«. Aber er war sich nicht sicher, weil ihm die Worte in einem misstönenden Durcheinander um die Ohren schwirrten und allesamt mit scharfen »eh«- und »ay«- und »ah«-Lauten anfingen oder endeten. Er lauschte angespannt auf seinen Namen oder den von Gwenver. Er hörte keinen von beiden.
Fünf Minuten später schaltete Benny das Radio aus.
»Verstanden?«
»Nein«, sagte Max. »Ich dachte, ich kann ein bisschen Spanisch. Habe mich wohl geirrt.«
»Ist wie im Fernsehen. Sie haben zwei Tote in Havanna gefunden an einem Tag«, sagte Benny. »Polizei suchen nach mir und a mericano . Die sagen, Kubaner sollen Polizei rufen, wenn sie uns sehen.«
»Ich habe unsere Namen gar nicht gehört.«
»Sie haben meine Name gesagt. Nicht deine.«
»Haben sie das Auto erwähnt?«
»Nein«, sagte Benny. »Wer ist tote schwarze Mann? Die sagen, er ist ein americano exiliado. Pantera negra. Gesucht wegen Verbrechen in Vereinte Staaten.«
»Das stimmt.«
»Du kein Tourist, Max, oder?«
»Das war gestern. Heute ist ein neuer Tag.«
»Ist gleicher Tag. Wer bist du? Was machst du hier in Kuba?«
»Erzähl mir von deinem Freund in Trinidad.«
»Was willst du wissen?«
»Wer ist er, was macht er, so was.«
»Warum?«
»Erzähl’s mir einfach«, sagte Max.
»Ich will wissen, was du hier machst.«
»Diskutier nicht mit mir. Ich bin dir keine Erklärung schuldig.« Max bedachte ihn mit einem strengen Blick. Benny versuchte, den Blick zu erwidern, aber er schaffte es nicht.
»Okay … Sein Name ist Nacho Savón. Ich kenne ihn schon lange.«
»Ist er auch Transvestit?«
»Du bist nicht witzig, Max. Er arbeitet für die Regierung, für Innenminister.«
» Für das Innenministerium? Ist das nicht die Geheimpolizei?«
»Ruhig, Max, ist nicht, wie du denkst«, sagte Benny. »Er arbeitet mit Computer. Ist ein Experte für Internet und Mobiltelefon. Für alle Technik zum Hören in Telefon. Aber er macht noch mehr. Er verkauft Telefon und Computer por la izquierda. Illegal, weißt du. Daher habe ich meine DVD, von ihm.«
»Und wissen seine Kollegen im Ministerium darüber Bescheid?«
»Klar, aber ist denen egal. Er verkauft auch an sie. Und er ist Experte in seine Job«, sagte Benny. »Er gibt dir ein neues Telefon.«
»Verstehe«, sagte Max. »Wo kriegt er die her, die Schmugglerware?«
Benny zog die Stirn in Falten. »Du meinst contrabando ?«
Max nickte.
»Er hat Kontakte.«
»Meinst du den Abakuá? Kauft er bei denen?«
»Alle kaufen von Abakuá. Ist wie Mafia hier.«
»Ich weiß.«
»Und jetzt erzählst du mir von dir, Max.«
»Du weißt alles, was du wissen musst. Du sollst nur fahren.«
Benny murmelte sich etwas in den Bart. Max stieg ein leichter Hauch von faulem Fleisch in die Nase. Er vermutete, dass die Hitze und der Stress den Heilungsprozess der unverbundenen Wunde durcheinandergebracht hatten. Er kurbelte das Fenster herunter.
Niemand folgte ihnen. Sie wurden regelmäßig von anderen Autos überholt. Sie waren mit höchstens achtzig unterwegs. Max bezweifelte, dass der Wagen schneller fahren konnte. Müsste der Chevy sich ein Wettrennen mit einem anderen Auto liefern, er würde als Vierter ins Ziel fahren.
Max suchte den Himmel nach Hubschraubern ab. Aber da waren nur kreisende Geier zu sehen, die als gezackte Ts zwischen den Wolken schwebten und nach Totem Ausschau hielten.
Weiter vorn hatten sich zu beiden Seiten der Straße Menschentrauben gebildet, angeführt von Männern in gelbem Hemd, Khaki-Hose und Schirmmütze mit Klemmbrett in der
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