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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Verbindung bringen, solange sie nicht wussten, wo Benny lebte.
    Was ihnen maximal einen Tag Vorsprung gab, vielleicht zwei, wenn sie Glück hatten und die Polizei langsam war. Aber das bezweifelte er.
    Er teilte Benny seine Gedanken mit. Benny reagierte nicht. Er überholte den camello , der an eine Haltestelle gefahren war und seine gebeutelten, erschöpften Passagiere ausspuckte. Sie fuhren jetzt aufs Land hinaus, endlose, offene Felder erstreckten sich bis zum Horizont, manche waren gepflügt, manche bepflanzt, andere lagen brach.
    Max lenkte seine Gedanken zu Vanetta Brown. Sie hatte in Havanna eine Chemotherapie bekommen. Der Krebs musste geheilt worden sein, andernfalls hätte Rosa Cruz ihn nicht auf sie angesetzt. Cruz wusste, dass Vanetta noch am Leben war. Sie war bei Castro in Ungnade gefallen und hatte sich mit dem Abakuá eingelassen und mit haitianischen Kriminellen.
    Max hatte zwei Theorien, die parallel, aber in gegensätzliche Richtungen liefen. Eine davon war überzeugend, die andere nicht.
    Vanetta, tödlich an Krebs erkrankt, hatte beschlossen, offene Rechnungen zu begleichen. Sie heuerte beim Abakuá einen Killer an, um Eldon und Joe ermorden zu lassen. Der Killer hob Abe Watsons Grab aus, um mit dessen Waffe die Morde zu begehen. Warum? Rache. Eldon und Abe hatten die Razzia geleitet, bei der Vanettas Tochter und ihr Mann ums Leben gekommen waren. Dann hatte der Killer auch Joe getötet. Warum? Wären nicht Vanettas Fingerabdrücke auf der Patronenhülse gefunden worden, hätte man annehmen können, dass sie den einen Menschen hatte aus dem Weg räumen wollen, der sie mit den Morden in Verbindung bringen konnte. Aber das warf nur noch mehr Fragen auf.
    Wenn also Vanetta mit den Morden gar nichts zu tun hatte, außer dass sie die Opfer kannte? Jemand wollte ihr die Taten anhängen. Der Killer war aus Kuba gekommen. Joe Liston war in Kuba gewesen. Joe hatte Vanetta gekannt. Vanetta hatte Verbindungen zum Abakuá. Vielleicht hatte Joe irgendetwas in Erfahrung gebracht. Vielleicht hatte er etwas gesehen. Der oder die Personen, die hinter den Morden standen, lenkten den Verdacht auf Vanetta, um von sich selbst abzulenken. Sie wussten von ihrer Vergangenheit, und den Mord an Eldon hatten sie vielleicht nur deshalb begangen, um noch mehr Nebelkerzen zu zünden.
    Sein Bauch sagte ihm, dass sie unschuldig war.
    Und viel mehr hatte er nicht, auf das er sich verlassen konnte. Nur seinen Instinkt.
    Beide Theorien hatten Lücken. Wenn Vanetta die Morde in Auftrag gegeben hatte, warum hatte sie Joe umbringen lassen? Und wenn man ihr die Morde nur anhängen wollte, wer steckte dahinter, und warum sie?
    Es herrschte nur noch wenig Verkehr: vereinzelte Fahrzeuge mit reichlich leerem Raum dazwischen. Was nicht weiter verwunderlich war. In Kuba kamen auf elf Millionen Einwohner, die auf einer Fläche von knapp 111 000 Quadratkilometern lebten, ganze 60 000 Fahrzeuge. Kuba lebte nicht vom Öl, sondern von seiner Kreativität und seiner Findigkeit. Und davon, dass nichts weggeworfen wurde.
    Die Straße zog sich als gerader schwarzer Streifen durch eine Landschaft aus saftig grünem Gras, orangebrauner Erde und hohen, schlanken Palmen. Die glatte Oberfläche war von toten Tieren übersät. Truthahngeier – große schwarze Viecher mit kleinem, eiförmigem roten Kopf und spitzem weißen Schnabel – segelten im Tiefflug herbei, streiften mit ihren Krallen fast die Köpfe der Fußgänger, ließen sich für einen kurzen Moment auf der Straße nieder, um sich ein Stück faulendes Fleisch abzureißen, und erhoben sich dann wieder in die Lüfte, bevor ein herannahendes Fahrzeug ihnen das gleiche Schicksal zuteilwerden lassen konnte.
    Sie fuhren unter Brücken hindurch. Vorbei an einem Bauern, der eine Ziegenherde vor sich her trieb. Vorbei an Bushaltestellen, an denen in der brütenden Hitze mehrere Menschen warteten. Sie fuhren durch Zuckerrohrfelder, Tabakfelder und Kaffeefelder. Max sah Schilder nach Playa Girón – zur Schweinebucht –, 177 Kilometer, Cienfuegos 185 Kilometer, Trinidad 212 Kilometer. Und sehr viel mehr staatseigene Reklametafeln, auf denen die Revolution gepriesen und in roten, blauen und weißen Großbuchstaben Propaganda in die Welt geschrien wurde:
    Socialismo o muerte! Patria o muerte!
    Max drückte immer mal wieder auf dem Radio herum. Er erntete lautes Knistern und Musik, die mal lauter, mal leiser wurde, dazwischen kristallklare Ansprachen und schallendes Gelächter.
    Benny warf ihm einen Blick

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