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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Hand. Einer der Männer trat vor ihnen auf die Straße und fing an zu winken.
    Er wollte sie anhalten.
    »Ist das ein Bulle ? «, fragte Max. »Was ist los?«
    »Ist Anhalterbeamter.«
    »Was?«
    »Hier ist Gesetz, dass man muss Anhalter mitnehmen«, sagte Benny. »Wenn der Mann mit gelbem Hemd dir sagt Stopp, du musst Stopp.«
    Sie näherten sich der Gruppe, alle blickten ihnen erwartungsvoll entgegen.
    Dann plötzlich verlor Benny das letzte bisschen trotziges Selbstvertrauen, das er besessen hatte. Seine Schultern sackten nach vorn, seine Arme wurden schlaff, die Hände hingen nur noch lose am Lenkrad. Er hatte auf staatlich kontrollierten Autopiloten umgeschaltet, hatte alles Denken eingestellt und tat, was man ihm sagte.
    Der Wagen verlangsamte auf Schritttempo. Max spürte, wie sein Herz raste. Er betrachtete die Menge: alternde bis alte Männer und Frauen und attraktive junge Mädchen in hautengen Jeans und noch engeren bauchfreien Tops, heftig geschminkt. Sie drängten sich um den Beamten und flirteten mit ihm, wetteiferten um seine Aufmerksamkeit.
    Dem Beamten – mit prächtiger Plauze und dünnem Schnauzer – hatten es besonders zwei gut gebaute mulatas angetan, die mit Rucksack unterwegs waren. Die Erwachsenen hielten sich im Hintergrund und beobachteten die Mädchen und insbesondere den Beamten mit stiller Verachtung.
    Benny drehte sich zu Max. »Lass mich machen, okay?«, sagte er. Er war ruhig und entschlossen, ein Arzt, der seinen Patienten auf das Unvermeidliche vorbereitet.
    Der Beamte kam zu ihnen und notierte etwas auf seinem Klemmbrett. Benny kurbelte das Fenster herunter. Max senkte den Kopf und stellte sich schlafend.
    Der Mann begrüßte Benny, dann wich er einen Schritt zurück, als er sein Gesicht sah.
    » Accidente «, erklärte Benny.
    Der Beamte fragte ihn nach seinem Namen und woher sie kämen. José Yero, antwortete Benny auf die erste Frage, Havanna auf die zweite.
    Der Beamte schrieb es auf. Dann fragte er, wohin sie unterwegs seien. Er war schroff, aber nicht aggressiv, wollte die Sache zu Ende bringen. Benny sagte: Sancti Spiritus.
    Ob sie zwei Personen nach Cabaiguán mitnehmen konnten?
    Natürlich, sagte Benny. Liege ja auf dem Weg. Kein Problem.
    Der Beamte dankte ihm, dass er seine Pflicht für Vaterland und Revolution erfülle. De nada, sagte Benny. Der Mann rief zwei Namen auf. Die mulatas traten vor. Ein paar der wartenden Frauen zeigten mit dem Finger auf die Mädchen und murmelten Flüche.
    Max versteifte sich.
    Benny sah ihn an, Panik in den Augen.
    Eines der Mädchen beugte sich zum Fenster herunter und sagte: » Hola .« Ihr offenes Gesicht mit dem freundlichen Lächeln erstarrte zu einer schockierten Grimasse, als ihr Blick von Bennys Wange zu Max wanderte, der unter seiner Perücke hervorschaute.
    Dann hatte Max eine Eingebung. Er schaute dem Mädchen tief in die Augen, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und warf ihr einen Luftkuss zu.
    Entsetzt trat sie vom Wagen zurück. Sie sagte etwas zu ihrer Freundin. Ihrem Tonfall und ihrer Körpersprache nach zu urteilen, gefielen ihr weder ihr zukünftiger Chauffeur noch dessen Mitfahrer.
    Der Beamte wollte gerade wieder zu ihnen kommen, als die Menge in laute Jubelrufe ausbrach. Alle schauten am Chevy vorbei die Straße hinunter, wo sich aus der Ferne ein camello näherte. Der Bus blinkte und fuhr an den Straßenrand. Die Menschen strömten darauf zu.
    Der Beamte winkte Benny weiter. Sie konnten fahren, sagte er.
    Als Benny den Motor anließ, bemerkte Max, dass da noch mehr Menschen an der Bushaltestelle standen: zwei junge uniformierte Polizisten, die sich mit zwei älteren Männern im Guayabera-Hemd mit Pilotensonnenbrille und Schulterholster unterhielten. Sie standen gegen einen schwarzen Mercedes mit getönten Scheiben gelehnt. Sie schauten die Polizisten nicht an.
    Sie betrachteten unverwandt den Chevy.
    Benny fuhr auf die Straße und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Wie weit ist es noch bis Trinidad?«, fragte Max.
    »Fünfzig Kilometer.«
    »Gibt es noch mehr Anhalterstellen?«
    »Kann sein«, sagte Benny. »Das Gesetz gibt es seit der Sonderperiode, als Benzinnot war und die Russen keine neuen Busse mehr schicken. Privatauto wurde öffentliche Auto.«
    »In Amerika würde das nicht funktionieren«, sagte Max. »Da sind viel zu viele kranke Spinner unterwegs.«
    Er zog sich die Perücke vom Kopf und warf sie aus dem Fenster. Sie verschwand unter den Reifen eines entgegenkommenden Busses.
    38
    Sie

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