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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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sich.
    »Ich mag Miami nicht mehr«, sagte Quinones.
    »Ich weiß.«
    »Und dich mag ich noch weniger.«
    »Auch das weiß ich.«
    Sie saßen vor einem gut besuchten kreolischen Restaurant in der Bayside Mall mit großartigem Blick auf die Marina, in der lauter Touristenboote lagen, die Horden von Menschen in sich aufnahmen und wieder ausspuckten. Die Boote fuhren zu den winzigen vorgelagerten Inseln, auf denen die Reichen und Berühmten lebten. Einmal war Max mitgefahren, weil er nichts Besseres zu tun gehabt hatte und wissen wollte, wofür die Touristen neben Clubs und Cola sonst noch ihr Geld ausgaben. Das Boot hatte vor den Häusern irgendwelcher Promis angehalten, und über die Lautsprecheranlage war jedes Mal irgendetwas Passendes zum Besten gegeben worden: ein Stück Filmmusik, ein Lied, ein Slogan. Vor Sylvester Stallones Haus hatten sie in voller Lautstärke den Titelsong zu Rocky gespielt. Dankbarkeit hatte Max überkommen, dass er nie berühmt geworden war.
    Quinones sah furchtbar aus. Max hatte zweimal genau hinschauen müssen, bevor er ihn erkannt hatte. Er war seit ihrer letzten Begegnung stark gealtert. Vor elf Jahren war er kräftig gebaut gewesen, sein Teint dunkel und die Haare schwarz, und er hatte einen Ziegenbart getragen. Jetzt wirkte er dünn und fahl, die glatt rasierten Wangen eingefallen. Sein faltiges Gesicht sah aus, als hätte es jemand in mühevoller Kleinarbeit aus tausend winzigen Stücken zusammengesetzt. Sein Haar hatte die Farbe von Asche auf Schnee.
    Quinones war in den letzten Jahren durch die Hölle gegangen. 2004 war seine Frau an Krebs gestorben. Er hatte zusehen müssen , wie die Krankheit über drei Jahre hinweg sehr langsam, Stück für Stück, an ihr zehrte. Nacht für Nacht war sie schreiend und weinend vor Schmerzen aufgewacht, weil die Krankheit sie von innen auffraß. Es war ein Tauziehen, bei dem beide Seiten die scharfen Zähne fest zusammenbissen. Eines Nachts war ihnen das Morphin ausgegangen. Die Apotheken hatten geschlossen, und sie hatte Todesqualen gelitten. Joe hatte auf der Stelle etwas tun müssen, und so war er auf die Straße gegangen und hatte Heroin für sie gekauft. Damit hatte sie die Nacht überstanden.
    Am nächsten Tag hatte er seinem Chef davon berichtet. Er bekam eine Disziplinarstrafe und wurde auf eine Ausbilderstelle degradiert. So viel zum Thema Ehrlichkeit. Jack war das egal gewesen. Im Grunde hatte er es so gewollt, weil ihm so mehr Zeit für seine Frau blieb.
    »Wenn’s nach mir ginge, hätte unsere letzte Begegnung gern unsere letzte bleiben können«, sagte Quinones. »Aber Joe war ein guter Freund, und er hat mich gebeten, für den Fall, dass etwas Derartiges passiert, mit dir zu reden.«
    »Hatte er Grund zu glauben, dass er ermordet werden könnte?«
    »Nein. Er hat mich einfach drum gebeten, und ich hab’s ihm versprochen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ihr zwei euch so nahestandet.«
    »Es gibt vieles, was du nicht weißt.« Das Einzige, was sich an Quinones nicht verändert hatte, war seine Stimme, deren natürliche spanische Sprachmelodie von seiner schroffen Ruppigkeit immer wieder ausgebremst wurde.
    Eine lächelnde Kellnerin kam mit zwei Speisekarten an ihren Tisch und zählte die Tagesgerichte auf. Schon bevor Jack ihr ins Wort fiel und ein Wasser bestellte, wusste Max, dass sie nichts essen würden. Max bestellte einen Kaffee.
    »Hat Joe dir erzählt, wie wir uns kennengelernt haben?«, fragte Quinones.
    »Habe ich euch nicht einander vorgestellt?«
    »Joe und ich, wir kannten uns schon, da hast du noch gar keine Uniform getragen.«
    Max war überrascht, und er versuchte nicht, es zu überspielen. Einen Augenblick lang saß er mit offenem Mund da wie ein gestrandeter Fisch.
    Er hatte Jack im Sommer 1976 kennengelernt und war schwer beeindruckt gewesen: Jack war nicht der typische FBI-Bürokrat, der auf die lokale Polizei herabschaute und allen anderen mit seiner Intelligenz deren vermeintliche Dummheit unter die Nase reiben wollte. Er wollte einfach nur seine Arbeit machen und Verbrecher fangen.
    Quinones ermittelte wegen Waffenschmuggels gegen die IRA. Die Waffen waren aus Argentinien gekommen und über Miami nach Irland verschifft worden. Zufälligerweise ermittelten Max und Joe zur gleichen Zeit gegen einen Iren, der bei einem Kreditbetrug in Cork aufgeflogen war und sich erst nach Südamerika und dann nach Miami abgesetzt hatte. Sie hatten sich mit Quinones zusammengetan, ihre Ressourcen gebündelt und ein kleines Netz

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