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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Freunden und Familie auf sich nahm. So nah am Meer zu leben, war für sie eine ganz neue Erfahrung gewesen. Und es war ihr nie langweilig geworden.
    Er dachte gern an Sandra, aber er wurde nicht gern an sie erinnert. Gedanken konnte er kontrollieren, Erinnerungen nicht. Es waren glückliche Erinnerungen, aber sie hinterließen einen sehr bitteren Nachgeschmack. Und er wusste, was danach kam, wohin das führte.
    Er war nicht wütend auf Joe, weil er ihm nicht von seiner Vergangenheit erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte er gerade damit anfangen wollen, als er getötet wurde. Es spielte keine Rolle. Es änderte nichts an ihrer Freundschaft und dem, was sie verbunden hatte.
    Aber …
    Warum hatte Vanetta Brown einen Killer auf ihn angesetzt?
    Hatte sie erfahren, dass er FBI-Informant gewesen war?
    Eldon hatte die Razzia im Haus der Jakobiner geleitet. Vanetta Brown hatte an jenem Tag ihren Mann und ihre Tochter verloren.
    Nach einem Motiv musste man da nicht lange suchen.
    Alles passte zusammen.
    Viel zu gut.
    Wie Quinones gesagt hatte: Es gab immer mehr.
    Aber …
    Wäre es nicht das Beste, es dabei zu belassen und Joe so in Erinnerung zu behalten, wie er ihn gekannt hatte, und diese Version als endgültig anzunehmen, als eine von vielen möglichen Wahrheiten?
    Wenn er tiefer grub, das spürte er, würde er auf Dinge stoßen, die seine Erinnerungen umschreiben, sie beschmutzen und verzerren würden. Das konnte er wirklich nicht gebrauchen, nicht jetzt, nicht in seinem Alter, wo es so wenig gab, auf das er sich freuen konnte, und so vieles, auf das er zurückblickte.
    Sein Telefon klingelte.
    Es war Dan Souza.
    »Ich habe die Kontoverbindung von Emerson Prescott herausgesucht. Die Zahlung kam von einem Konto bei der Bank of America, das einer Firma namens RMG Ents gehört. Keine Ahnung, wofür RMG steht. Ents könnte Entertainment oder Enterprises sein.«
    »Oder beides. Oder keins davon.«
    »Wie bitte?«
    »Ach nichts«, sagte Max. »Danke für Ihre Hilfe.«
    »Gern geschehen.«
    Max wollte nach Hause und nahm den Fußweg, der zwischen dem Strand und den Rückseiten der Hotels verlief. Er war Werbefläche und landschaftlich schöne Strecke zugleich, ein rosa-weißer Betonkanal, der Touristen und Jogger, Hundebesitzer, Pärchen und Arbeiter, Penner und Polizisten auf Fahrradstreife vom oberen Ende der Collins Avenue bis hinunter zum Ocean Drive beförderte.
    Da war ein Mann, der ihm folgte. Kurze dunkle Haare, der Körperbau eines Footballspielers, Hose mit akkurater Bügelfalte, schwarze Lederschuhe, kurzärmeliges weißes Hemd, Krawatte, eine Ray-Ban und ein Mobiltelefon, in das er unablässig flüsterte. Er blieb ein Stück zurück und gab sich Mühe, nicht aufzufallen. Max hatte ihn schon am Strand bemerkt, als er mit Souza telefonierte. Er hatte bei einer Station der Rettungsschwimmer gestanden und getan, als wolle er Wasser kaufen, und Max dabei nicht aus den Augen gelassen. Polizist war er nicht. Ein Polizist würde nicht auf die Idee kommen, sich anzuziehen wie ein Bibelverkäufer auf der Suche nach einem Ausweg aus Gomorrha.
    Max blieb stehen, setzte sich auf die Mauer und schaute seinem Verfolger entgegen. Er sah, wie sich im Gesicht des Mannes erst Verwirrung und dann Verärgerung spiegelte, bevor er ebenfalls stehen blieb und sein Mobiltelefon befragte.
    Als er den Anruf beendet hatte, marschierte er schnellen und forschen Schrittes auf Max zu.
    »Max Mingus?«, fragte er. »Agent Joss, Heimatschutz.« Er zeigte seine Marke.
    Wie lange verfolgten die ihn schon?
    »Würden Sie bitte mit mir kommen?«
    »Wozu die aufwendige Observierung?«
    »Ich habe Sie nicht observiert. Ich habe versucht, zu Ihnen aufzuholen.«
    Da geht Stolz vor Vaterlandsliebe, dachte Max.
    »Bin ich verhaftet?«, fragte er.
    »Es gibt da jemanden, der mit Ihnen sprechen möchte.«
    »Und wen?«
    18
    Wendy Peck trat mit ausgestreckter Hand und haargenau dem gleichen Lächeln, das sie auch auf ihrem offiziellen Foto zur Schau trug, hinter ihrem Schreibtisch hervor, um Max zu begrüßen. Dieses Lächeln war Ausdruck des Wohlbehagens, wie man ihn im Modul »Körpersprache« eines jeden Betriebswirtschaftskurses lernte, jenes mit Zähnen bewehrte Sehr-erfreut-Sie-kennenzulernen-Lächeln, das in den Mundwinkeln anfängt und endet und in Sekundenschnelle aufgesetzt und wieder fallen gelassen werden kann.
    Das kleine Büro in Little Havana lag über einem Waschsalon direkt gegenüber dem weißen Art-déco-Gebäude des Tower Theater, das mit

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