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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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hier war, dass die so mit ihm redeten, dass gegen ihn ermittelt wurde.
    »Brauchen Sie dafür nicht einen Untersuchungsbefehl?«, fragte er.
    »Wir haben einen. Er heißt Patriot Act. «
    »Hier geht es um Mord, nicht um Terrorismus.«
    »Wo ist da der Unterschied?«
    »Terrorismus ist Mord um einer Sache oder einer Ideologie willen – Politik, Religion, was auch immer«, sagte Max. »Hinter Vanetta Browns Taten sehe ich keine Sache und keine Ideologie. Ich sehe nur jemanden, der Gleiches mit Gleichem vergolten hat.«
    »Schauen Sie genauer hin«, sagte sie. »Brown hat sich der amerikanischen Gerichtsbarkeit durch Flucht entzogen, sie hat einen Polizisten getötet und lebt in Kuba, einem Schurkenstaat. Sie hat einen Killer engagiert, um in Miami nicht nur einen, sondern gleich zwei Polizisten töten zu lassen. Sehen Sie jetzt, worauf das hinausläuft? Kuba, ein Staat, der den Terrorismus finanziert, und so weiter?«
    Sie lächelte, nicht ihr Kameralächeln, sondern eines, das sie ehrlich meinte: ein ironisches, freudloses Grinsen, das Max sagte, dass diese Version vielleicht nicht die Wahrheit war, aber das, was als Wahrheit gelten würde, wenn sie das so wollte.
    »Wie gut kannten Sie Captain Liston?«
    »Das wissen Sie doch.«
    »Erzählen Sie es mir trotzdem.«
    »Wir waren fast vierzig Jahre lang die besten Freunde«, sagte er. »Ich kannte ihn wohl besser als die meisten.«
    »Aber nicht so gut, wie Sie dachten.«
    »Jeder darf doch ein Geheimnis haben, oder zwei.«
    »Kommt auf das Geheimnis an. Warum, glauben Sie, hat er Ihnen nie davon erzählt?«
    »Vielleicht hielt er es nicht für wichtig. Vielleicht hatte er geschworen, es für sich zu behalten. Oder vielleicht, weil es mich nichts anging. Ich weiß es nicht. Und ehrlich gesagt, ist es mir auch egal.«
    »Warum?«
    »Weil er tot ist und die Antwort mit ins Grab genommen hat. Alles andere ist reine Spekulation.«
    »Wie geht es Ihnen damit, dass er ermordet wurde, so vor Ihren Augen?«
    »Wie ging es Ihnen damit, dass Ihr Papi nicht mehr nach Hause kam?«
    Das hatte sie getroffen. Sie zuckte zusammen, dann sah sie ihn zornig an. In diesem Moment sah er ihre Augen, die hart waren und graublau, mehr Grau als Blau, die Farbe von Eiszapfen, die sich auf einer Edelstahlfläche spiegeln. Ihre Finger verkrampften sich zu Krallen, das Blatt Papier knitterte sich unter ihren Händen. Draußen hörte er Reifen quietschen und die Anfänge eines Streitgesprächs auf Spanisch. Er spürte den Schweiß, der ihn im Nacken kitzelte.
    »Warum kommen Sie nicht zur Sache und erzählen mir, wieso ich hier bin?«
    Sie starrte ihn noch einen Moment lang an, den persönlichen Zorn gegen ihre beruflichen Verpflichtungen abwägend; das, was sie ihm gern antun würde, gegen das, was sie von ihm wollte. Es dauerte eine Weile, bis sie sich für Letzteres entschieden hatte, aber am Ende tat sie es, nahm sich wieder die offene Aktenbox vor und zog ein paar Fotos heraus.
    »Die Polizei wird den Mann, der Captain Liston und Eldon Burns ermordet hat, nicht fassen«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil er entkommen ist. Wie alle guten Killer hat er die Stadt verlassen, sobald der Job erledigt war«, sagte sie. »Während Sie darauf warteten, von Detective Perez verhört zu werden, stieg der Mörder zusammen mit einem anderen Mann im Hafen von Miami in ein Schnellboot. Als Sie fertig waren, wechselten die beiden ungefähr fünfzehn Meilen vor der Küste in ein anderes Boot, das sie nach Kuba brachte. Sehen Sie selbst.«
    Sie zählte ungefähr die Hälfte der Fotos ab und schob sie zu ihm hinüber.
    Das Gesicht des Mörders schlitterte über den Tisch. Er schaute direkt in die Kamera, sah Max direkt an. Schwarze Augen, das Gesicht so schmal, dass es wie auf den Schädel gemalt wirkte, und dann diese furchtbare Hasenscharte, so auffällig und so entstellend, dass es auf den ersten Blick aussah, als wäre das Foto beschädigt, als hätte jemand die rechte untere Ecke diagonal abgeschnitten und dabei die halbe Nase, den halben Mund und das halbe Kinn mitgenommen und die Teile ungeschickt wieder zusammengesetzt, sodass die Segmente nicht mehr ganz passten, die Physiognomie verzerrt war. Max deckte den Mund ab und betrachtete das Gesicht. Der Mörder sah jung aus, Ende zwanzig, kaum erwachsen.
    Als Nächstes das Original zu dem Ausschnitt, der Mörder mit Hintergrund. Er stand auf einem Pier und schaute über die Schulter zurück. Er trug Chirurgenhandschuhe und ein schwarzes kurzärmeliges

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