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Todesritual: Thriller (German Edition)

Todesritual: Thriller (German Edition)

Titel: Todesritual: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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seiner hohen Spitze eher wie eine moderne Kirche denn wie ein Kino aussah.
    Die Ausstattung war kostengünstig und funktional: zwei graue Plastikstühle, ein Schreibtisch aus Holz, Teppichfliesen auf dem Fußboden. Alles sah neu aus und roch neu, als wäre es vor einer Stunde eingerichtet worden. Keine Zimmerpflanzen, keine Telefone, keine Lampen, keine Flagge, kein Foto des Präsidenten. Dies würde eines jener Treffen werden, die nie stattgefunden hatten: Sein Wort gegen das des Staates.
    »Ich bedaure, dass wir zu diesem Mittel greifen mussten, Max. Aber ich bin sicher, Sie werden es bald verstehen«, sagte sie, statt sich vorzustellen.
    Auf dem Foto hatte sie robust gewirkt, eine Vertreterin der vordersten Angriffslinie Amerikas im Krieg gegen den Terror. In Fleisch und Blut aber war sie schmal, fast zierlich. Sie trug eine blassblaue Bluse zum dunkelblauen Kostüm. Keine Flagge auf dem Revers. Die breite, leicht gefurchte und vorstehende Stirn versteckte sie hinter einem Pony, der kurz über den dunklen Augenbrauen und der randlosen Brille mit den eckigen Gläsern endete.
    Sie trug keine Ringe und, abgesehen von winzigen goldenen Ohrsteckern, auch keinen Schmuck. Minimales Make-up, das meiste davon auf den Lippen, die eher schmal waren. Nicht unattraktiv, dachte Max, aber sie hatte etwas Unnahbares an sich, eine zugefrorene Distanz, die nicht tauen würde. Er fragte sich, ob sie Familie hatte oder einen Partner oder ob außer dem Beruf, für den sie jeden Morgen ihr Zuhause verließ, dort überhaupt irgendetwas auf sie wartete.
    Sie deutete auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, und setzte sich, nachdem er Platz genommen hatte.
    »Können wir Ihnen irgendetwas bringen, bevor wir anfangen? Wasser? Kaffee?«
    Die einfühlsame Masche, dachte Max. Beim Vornamen anreden, das Unangenehme etwas weniger unangenehm machen. Ein Begrüßungsgetränk vor dem unruhigen Flug. Er wollte ihr in die Augen sehen, aber seine Versuche wurden von den grellweiß spiegelnden Brillengläsern abgeschmettert.
    »Danke, nein«, sagte Max. Sie schickte Agent Joss, der ihm gefolgt war, mit einer Handbewegung aus dem Zimmer.
    Zu Max’ Linker lagen, eine über der anderen, zwei grüne Aktenboxen auf dem Schreibtisch. Sie klappte die erste auf und wühlte sich eilig mit den Fingerspitzen durch den Inhalt, dabei die bedruckten Seiten stapelweise aussortierend wie Stoffmuster in einem Musterbuch, bis sie gefunden hatte, was sie suchte: ein einzelnes Blatt. Sie legte es vor sich hin, betrachtete es und schaute dann hoch zu Max.
    »Warum ermitteln Sie gegen Vanetta Brown?«, fragte sie und beugte sich mit gefalteten Händen vor.
    »Ich würde das nicht ermitteln nennen«, sagte er. Von Anfang an, seit der Typ ihn einkassiert hatte, hatte er gewusst, worum es ging.
    »Wie würden Sie es nennen?«
    »Ich versuche zu verstehen, warum sie zwei meiner Freunde getötet hat.«
    »Und?«
    »Ich arbeite dran.«
    »Sie haben sich vor wenigen Stunden mit Special Agent Quinones getroffen. Er hat Ihnen von Captain Listons Vergangenheit als Informant des FBI erzählt. Gestern haben Sie im Buchladen Swopes ein illegales Buch erworben – Black Power in the Sunshine State. «
    Sie sprach mit dem gleichen leichten Südstaaten-Näseln wie Max, das um jeden Vokal einen weiten Bogen beschrieb, trotzdem war in ihrer Stimme von der Wärme Floridas herzlich wenig zu spüren. Es hörte sich an, als hätte sie viel Zeit und Energie darauf verwandt, den Dixie loszuwerden.
    »Warum haben Sie mich überwacht?«, fragte Max, der spürte, wie sich die Schrauben enger zogen. Er fragte sich, ob sie Jack beim FBI verpfeifen würde. Er wunderte sich selbst, dass ihn das überhaupt kümmerte, aber das tat es. Ein bisschen.
    Sie überhörte seine Frage. Dies hier war ihre Show. Wieder schaute sie auf ihr Blatt Papier.
    »Sie haben zu Hause lange und ausführlich im Internet über Vanetta Brown recherchiert.«
    »Woher wissen Sie, was ich im Internet recherchiere?«
    »Was glauben Sie?«
    Das traf ihn ins Mark, dass er bespitzelt wurde. Und dann machte es ihm Angst. Was wussten die über ihn? Wie weit waren sie in die Vergangenheit zurückgegangen? Plötzlich musste er an Eldon denken. Eldon und die Berge von Dreck, die er gesammelt hatte. Seine »Versicherungspolice«, hatte er das genannt. Hatte sie die in die Finger bekommen?
    Er behielt seinen Schrecken für sich. Und erinnerte sich daran, dass er nichts verbrochen hatte. Und das machte ihn wütend. Dass er überhaupt

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