Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
Vom Netzwerk:
mussten diejenigen eines Besseren belehrt werden, die sich weigerten, nach seiner Pfeife zu tanzen. Doch auch nachdem er andere Saiten in der Drogenszene aufgezogen hatte, gab es immer wieder welche, die nicht für Herbert arbeiten wollten. Das Gerücht, dass er hinter dem Verschwinden eines Mannes steckte, der sich Marktanteile verschaffen wollte, war in aller Munde. Dieser Mann hatte anfangs in ähnlicher Form wie Birta für Herbert gearbeitet: indem er die Ware für ihn ins Land schmuggelte, das Zeug unter die Leute brachte und dafür sorgte, dass die Endabnehmer auch zahlten. Herberts Mitarbeiter war loyal, aber ehrgeizig, und er fand, dass Herbert viel zu lasch war. Mit einer strafferen Organisation, einem gezielterem Vertrieb und besserer Ware konnte man den Profit nämlich noch erheblich steigern. Dieser Mann hatte klar erkannt, dass sich die Gewinnspanne verzehnfachen würde, wenn Herbert billiges Rohmaterial einkaufte und es selber zum Endprodukt verarbeitete. Er sprach darüber mit Herbert, doch aus irgendwelchen Gründen wollte der nichts davon hören, sondern erklärte ihm, er solle sich nicht in sein Business einmischen.
    Der Mann zog sich langsam, aber sicher aus der Zusammenarbeit mit Herbert zurück und begann stattdessen selber mit dem Import des Rohmaterials, das er verarbeitete und auf den Markt brachte. Eines Tages war er verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Er hatte zuletzt in einer Hafenkneipe irgendwelche Pillen verkauft, und nachdem er dort zur Tür hinausgegangen war, wurde er nie wieder gesehen.
    Seitdem war ein hartnäckiges Gerücht in Umlauf, demzufolge Herbert den Mann in seiner Wohnung gekidnappt hatte und mit ihm zu einem geheimen Unterschlupf gefahren war, um ihn dort mit einem Baseballschläger totzuprügeln. Den Kopf hatte er erst mit dem dritten Schlag richtig erwischt – als der Mann bereits blutüberströmt auf dem Boden lag. Anschließend hatte er ihn in einen großen Müllsack verpackt, den Fußboden mit einem Schlauch abgespritzt, war mit einem kleinen Fischerboot auf die Faxaflói-Bucht hinausgefahren und hatte den Sack über Bord geworfen. Vier Monate später wurde in Straumsvík eine unkenntliche Leiche angespült.
     
    Einmal hatte er Birta in Herberts Villa begleitet, nachdem sie, vollgestopft mit Drogen, aus Amsterdam zurückkehrt war und das Zeug bei ihm zu Hause aus sich herausholt hatte. Sie bat ihn, mit ihr zu kommen, um die Ware abzuliefern. Er spürte, dass sie Angst vor Herbert hatte. Sie packte die Lieferung in ihren kleinen schwarzen Rucksack, und sie machten sich zu Fuß auf den Weg zu Herberts Villa. Normalerweise setzte Birta sich mit einem Mittelsmann in Verbindung, denn Herbert war sehr darum bemüht, nie direkt mit seinen Kurieren in Verbindung gebracht werden zu können. Sie konnte aber zu dem Zeitpunkt niemanden erreichen, und aus irgendeinem Grund hatte Herbert es diesmal besonders eilig, an den Stoff heranzukommen. Sein Freund, der den Leibwächter für ihn spielte, ein kraftstrotzender Fleischberg, war gerade bei ihm, fraß Schokoladenkekse in sich rein und trank dazu Milch direkt aus dem Tetrapak.
    »Wer ist dieser Affenarsch?«, fragte Herbert.
    »Mein Freund«, sagte Birta.
    »Und du findest es okay, einfach so mit einem fucking idiot bei mir aufzutauchen, ey?«
    »Es war doch so eilig«, sagte Birta. Sie taumelte, als Herbert ihr völlig unvermittelt mit der geballten Faust ins Gesicht schlug. Er, der direkt neben Birta stand, war auf diesen Angriff überhaupt nicht gefasst gewesen, und als er endlich schaltete und auf Herbert losgehen wollte, hatte sich der Fleischberg, von dem ein säuerlicher Milchgeruch ausging, zwischen ihm und Herbert aufgebaut.
    »Bloß, dass du es weißt, du piece of shit, du hast keine Ahnung, wer ich bin«, sagte er und fuchtelte mit seinen fetten Fingern in seine Richtung.
    »Bitte gib mir das, was mir zusteht, und wir hauen sofort wieder ab«, sagte Birta und massierte sich das Gesicht.
    Herbert beruhigte sich wieder. Er brauchte Birta noch, und das wog mehr, als seine Wut hemmungslos an ihr auszulassen. Es gab auch für ihn Grenzen. Er überließ ihr das, was ihr zustand, und schickte ihnen beim Rausgehen Drohungen hinterher, die größtenteils unverständlich waren, aber in einem deutlichen » Get out! «endeten.
     
    Er war überhaupt nicht schwierig für ihn gewesen, Herbert in seine Gewalt zu bekommen. Er hatte ein Auto vor dem großen Schwimmbad im Laugardalur geklaut. Immer vergaßen welche, das Auto

Weitere Kostenlose Bücher