Todesrosen
ich sie gebeten habe, war so viel einfacher. Ich konnte sie nie abhängig von mir machen, auch wenn ich es gewollt hätte. Ich habe sie gebeten, mit dem Dope aufzuhören, eine Therapie anzufangen, mir zu vertrauen. Aber sie vertraute dir mehr. Und was hast du mit ihr gemacht, als du sie nicht länger brauchtest und sie nichts mehr hatte außer dem Gipper nach zwei, drei Stunden Glücksgefühl? Du hast sie zu deinem Freund geschickt, der sich seinen perversen Spaß mit ihr machte.«
» Yeah, yeah, yeah, du Idiot, plärr nur rum, wie du willst. Ich hab sie nicht umgebracht, und dieses beknackte Gelaber von dir ist mir scheißegal, understand? Fucking scheißegal, okay?«
»Du hast sie umgebracht.«
»Keine Ahnung, worüber du redest, du Vollarsch.«
Janus war aufgestanden.
»Ihr seid Mörder, du und dein Freund. Ihr seid Mörder.«
» Yeah, yeah, yeah, okay, dann sind wir eben Mörder. Wenn du bloß wüsstest, was für eine unbedeutende Null du bist, was für ein lächerlicher, armseliger Krüppel. Ein Kotzbrocken! Wenn ich frei wäre, würd ich’s richtig geil finden, dich mit meinem Baseballschläger zu bearbeiten. Ich würd dich zusammenschlagen wie Birta, diese verdammte Fotze. Dich langsam, aber sicher zu Brei schlagen, jawohl, und dir dann noch eins über die Rübe ziehen und auf deinen Blutspritzern tanzen, du verfluchter Schwanzlutscher!«
Eine warme Flüssigkeit rieselte von Janus auf Herbert in seiner Lade hinunter. Herbert japste, schluckte dabei etwas von der Flüssigkeit und musste husten. Das meiste spritzte über Brust und Bauch. Herbert brauchte eine Weile, bis er begriff, dass es Urin war. Er brüllte vor Wut auf. Janus nahm sich Zeit zum Urinieren, und als er fertig war, stand er auf und verließ den Räucherofen.
»Das nächste Mal wird es kein Urin sein, du Drecksau«, sagte er, bevor er die Tür zuschob, um den bepinkelten Herbert in seiner Lade zurückzulassen. »Das nächste Mal wird es die Flüssigkeit aus dem Kanister da drüben sein.«
Als Herbert mit brennenden Augen durch die Stäbe hindurchschielte, sah er einen Kanister, und kurz bevor sich die Tür schloss, konnte er die Aufschrift entziffern: »Feuergefährlich«.
Die Tür schloss sich geräuschvoll und erstickte Herberts Schreie.
Achtzehn
Elínborg schaltete das Tonbandgerät ein und sah Charlotte an, das junge Mädchen, das mit Birta befreundet gewesen war. Man hatte sie zu einer offiziellen Vernehmung ins Dezernat gebracht. Charlotte hatte sich zuvor mit Eva Lind in Verbindung gesetzt, die versprochen hatte, sie zu begleiten. Eva Lind wartete jetzt vor dem Vernehmungszimmer. Das Tonbandgerät gab ein leichtes Summen von sich. Charlotte war entschlossen, bei der Kriminalpolizei nur das auszusagen, was sie selbst aus freien Stücken sagen wollte, notfalls würde sie auch lügen.
»Wie gut kennst du Herbert?«, fragte Elínborg. Charlotte machte einen wesentlich besseren Eindruck als bei dem Gespräch zwischen ihr und Erlendur, das durch Eva Lind zustande gekommen war. Sie hatte sich gewaschen und gekämmt und schien bis zu einem gewissen Grade kooperationsbereit. Am Vormittag hatte sie sich bereit erklärt, die Leiche zu identifizieren, und sie konnte bestätigen, dass die Tote unter dem weißen Tuch auf dem Seziertisch des Leichenschauhauses ihre Freundin war. Ihr kamen keine Tränen, als ihr die Leiche gezeigt wurde.
»Herbert gehört das Haus, wo Birta und ich gewohnt haben. Wir haben ihm Miete dafür bezahlt. Sonst kenne ich den gar nicht«, log Charlotte.
»Du weißt also nicht, wo er sich im Augenblick aufhält?«
»Nein«, entgegnete sie, und das war die Wahrheit. Herberts Verschwinden hatte für großen Wirbel bei denjenigen gesorgt, die ihn kannten und geschäftlich mit ihm zu tun hatten. Man spekulierte viel über sein Verschwinden und riss Witze darüber. Die beliebteste Theorie war die, dass Elvis aus der Versenkung aufgetaucht war, um ihn zu holen. Elvis war Herberts Idol, und nach seiner Überzeugung war er gar nicht tot, sondern lebte irgendwo in Südamerika. Dieser Theorie zufolge hockten die beiden Freunde also irgendwo im Amazonas-Dschungel und sangen zusammen Love me tender.
»Als du das erste Mal mit uns gesprochen hast, erwähntest du jemanden, der deine Freundin ermordet haben könnte. Was hast du damit gemeint? Was ist das für ein Mann, über den du geredet hast?«
»Ich habe ihn nie gesehen und weiß auch nicht, ob er sie umgebracht hat. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich an dem Abend
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