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Todesrosen

Todesrosen

Titel: Todesrosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indridason
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abzuschließen, und nicht selten ließen sie sogar den Schlüssel stecken. Er fuhr damit direkt nach Breiðholt zu Herberts Villa. Da er von Birta wusste, dass es einen Hintereingang gab, parkte er das Auto in der Straße oberhalb des Hauses, ging durch den Garten zur Tür und drückte die Klinke nieder. Die Tür war nicht verschlossen. Er betrat das Haus sehr vorsichtig und kam in einen Raum, der vermutlich als Waschküche und Abstellraum vorgesehen war, aber er konnte weder Waschmaschine noch Wäscheleinen erblicken. Von da aus gelangte er in einen Korridor, an dem mehrere leer stehende Zimmer lagen. Er ging weiter, bis er schließlich ins Wohnzimmer kam. Auch hier war niemand. Er hörte ein Geräusch aus der Küche und schlich in diese Richtung. Er horchte und glaubte, jemanden schniefen zu hören; was das zu bedeuten hatte, erfuhr er, als er in die Küche hineinsah. Herbert saß mit dem Rücken zu ihm, über den Küchentisch gebeugt, und zog etwas durch die Nase ein. Mit dem Felgenschlüssel in der Hand, den er aus dem Auto mitgenommen hatte, näherte er sich Herbert geräuschlos und sah jetzt, dass der ein weißes Pulver schnupfte. Er holte aus und versetzte Herbert einen schweren Hieb in den Nacken.
    Herberts Kopf knallte auf den Tisch. Er stand hinter ihm und wusste nicht, was als Nächstes zu tun war. Erstaunlicherweise hob Herbert den Kopf wieder, schob den Küchentisch von sich weg und gab beim Aufstehen einen grunzenden Laut von sich. Er fasste sich in den Nacken, drehte sich langsam um und sah ihn an. Herbert erkannte ihn nicht, erinnerte sich offenbar nicht an den Mann, der ihn damals mit Birta besucht hatte.
    » Shit « , sagte Herbert und starrte ihn an. Seine Stimme klang eigentlich eher beleidigt als wütend. Dann landete Herberts geballte Faust in seinem Gesicht, und er taumelte rückwärts in Richtung Küchentür. Der Felgenschlüssel fiel ihm geräuschvoll aus der Hand. Seine Unterlippe war geplatzt, und das Blut lief ihm am Kinn herunter.
    »Was ist hier eigentlich …? Shit « , sagte Herbert ein weiteres Mal, als ihn eine Welle des Schmerzes durchfuhr. Er fasste sich wieder an den Nacken. Als er die Hand vor sein Gesicht hielt, war sie blutig. Er glotzte sie an.
    »Verflucht«, stöhnte er und kam drohend auf ihn zu, war allerdings ziemlich wackelig auf den Beinen.
    Er wich noch weiter zurück und war bereits beim Herd, als Herbert auf ihn losging. Auf einer der Herdplatten stand ein Topf, halb voll mit einer kalten, nicht näher bestimmbaren Fleischsoße. Er griff im gleichen Augenblick, als Herbert zum Sprung ansetzte, nach dem Stiel des Topfes, holte aus und traf Herbert damit an der Schläfe. Der bräunliche Inhalt spritzte durch die ganze Küche. Zuerst befürchtete er, Herbert den Schädel eingeschlagen zu haben, denn der war wie ein nasser Sack zu Boden gegangen und rührte sich nicht mehr.
    Herbert war nicht sonderlich schwer. Er warf ihn sich über die Schulter und trug ihn auf dem gleichen Weg aus dem Haus heraus, auf dem er hineingekommen war, durch den Garten und hoch zur Straße, ohne nach rechts oder links zu blicken. Beim Auto angekommen verstaute er Herbert in dem geräumigen Kofferraum und fuhr los. Er achtete nicht darauf, ob jemand ihn beobachtete, das interessierte ihn in diesem Augenblick nicht. Im gleichen Augenblick, als er das Haus durch die Hintertür verließ, hörte er, wie es an der Haustür klingelte. Vor dem Haus standen zwei schläfrige Polizisten in Zivil.
    Herbert war immer noch bewusstlos, als er ihn beim Räucherhaus aus dem Kofferraum hievte. Er schleifte ihn in das Hinterzimmer, zog die Schublade unter einem der Öfen heraus und legte ihn hinein. So weit schien mit Herbert alles in Ordnung zu sein, er atmete regelmäßig, und man konnte sehen, dass sich die Augen unter den geschlossenen Lidern bewegten. Er fesselte ihn an Händen und Füßen, bevor er ihn in der Lade zurechtlegte und sie unter den Gitterrost im Räucherofen schob. Herbert hatte breite Schultern und passte kaum in die Lade hinein, er war unter dem Rost so eingezwängt, dass Brust und Bauch die stählernen Stäbe berührten. Aus diesem Gefängnis gab es kein Entkommen.
     
    Und jetzt hockte er direkt über Herbert und hatte ihn ganz und gar in seiner Gewalt.
    »Hast du jemals daran gedacht, was für Folgen das hat, was du machst?«, fragte er durch die Stäbe und schaute Herbert an. »Hast du jemals irgendwann darüber nachgedacht, mit was du dich eigentlich abgibst?«
    Seine Stimme klang

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