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TODESSAAT

TODESSAAT

Titel: TODESSAAT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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als sei es lediglich ein bisschen sonderbar. Aber schließlich hatte Jordan seine fünf Sinne wieder so weit beisammen, dass er hervorstieß: »Treffer, Harry. Da drüben wohnt Darcy.«
    Sie öffneten das Gartentürchen und gingen einen von Sträuchern gesäumten Weg entlang. Über der Haustür brannte wie eine Miniaturausgabe des Mondes eine kugelförmige, weiße Leuchte, um die Scharen von Motten schwirrten. Harry bedeutete Jordan, zur Seite zu treten, setzte seine dunkle Brille auf und drückte den Klingelknopf. Nach einer Weile erklangen von drinnen Schritte.
    Die Tür war mit einem Spion versehen. Clarke blickte hindurch und sah Harry auf der Schwelle stehen, der ihm entgegenstarrte. Clarkes Talent sprach nicht an, als er die Tür öffnete – was ihm einiges sagte. »Harry!«, begrüßte er ihn. »Komm herein, tritt ein!«
    »Darcy«, sagte Harry, indem er ihn am Arm ergriff, »hör zu, reg dich bitte nicht auf – aber ich habe jemanden mitgebracht.«
    »Jemanden mit ...?«, begann Darcy, als Jordan in sein Blickfeld trat. Er sah ihn und sagte: »Trevor ...?« Dann zuckte er heftig zusammen und wich einen Schritt zurück.
    Harry folgte ihm. »Es ist schon O.K., ist schon O.K.!«
    »Trevor!«, stieß Clarke hervor. Mit einem Mal war er blass, ihm gingen fast die Augen über. »Trevor Jordan! Oh, mein Gott! Jesus Christus!«
    Harry wünschte sich, diese magischen Namen würden nicht ständig so unbedacht ausgesprochen. Doch in diesem Fall verstand er es und ließ es auf sich beruhen.
    Trevor Jordan schob sich an Harry vorbei und ergriff Clarkes anderen Arm. Sofort stemmte Clarke sich in die entgegengesetzte Richtung, weg von den beiden. Abermals handelte es sich um eine ›normale‹ Reaktion und hatte nichts mit seiner Gabe zu tun. »Darcy, ich bin es wirklich«, sagte Jordan. »Und mit mir ist alles O.K.«
    »O.K.?« Clarke öffnet den Mund und schloss ihn wieder. Das Wort kam als Krächzen heraus. »Bist du es wirklich?«, setzte er von neuem an. »Ja, das sehe ich. Aber ich weiß, dass du tot bist. Ich war doch dabei in diesem Krankenhaus auf Rhodos, weißt du noch, als du dir eine Kugel in den Kopf gejagt hast!«
    »Können wir reingehen und im Sitzen reden?«, sagte Harry.
    »Reden?« Clarke sah ihn an, beide, als hätten sie sie nicht mehr alle – oder er selbst. Doch dann nickte er. »Sicher, warum nicht? Vielleicht wache ich dann ja auf!«
    Im Wohnzimmer wies Clarke auf ein paar Stühle, schenkte wie ein Roboter etwas zu trinken ein, entschuldigte sich doch tatsächlich dafür, dass nicht aufgeräumt war, und erklärte, er habe sich noch nicht ganz eingerichtet. Darauf nahm er sehr vorsichtig Platz, stürzte seinen großzügig bemessenen Whisky in einem Zug hinunter – und sprang sofort wieder auf: »Heilige Scheiße, jetzt redet endlich! Überzeugt mich davon, dass ich nicht überschnappe!«
    Harry beruhigte ihn und beeilte sich, ihm alles – beziehungsweise fast alles – zu erklären, ohne sich jedoch mit den Einzelheiten aufzuhalten. Als er geendet hatte, sagte er: »Also sind wir zu dir gekommen, um herauszufinden, was los ist, was ihr vorhabt, du und das Dezernat. Eigentlich bin ich mir ja ziemlich sicher, dass ich es schon weiß. Deshalb baue ich darauf, dass du sie mir so lange vom Leib hältst, bis ich mit dem fertig bin, was ich ... mir ... geschworen habe.«
    Endlich klappte Clarke den Mund zu und wandte sich ab, um Jordan anzustarren. Jordan, ganz recht – er sah genauso aus, wie Clarke ihn kannte – dennoch nahm er seine Hand, drückte sie und musterte ihn womöglich noch eindringlicher, nur um hundertprozentig sicherzugehen. Schließlich kam er nicht umhin zuzugeben: Es konnte nur Trevor Jordan sein. Der Telepath ertrug Clarkes erstaunte, prüfende Blicke und beschwerte sich nicht, als sein alter, langjähriger Freund ihn musterte, jeden Zug seines doch wohl bekannten Gesichts und seiner Gestalt genau unter die Lupe nahm.
    Jordan hatte ein ovales, klares, offenes Gesicht, und mit seinem hellen, schütter werdenden Haar, das ihm über den grauen Augen in die Stirn fiel, wirkte er für gewöhnlich eher jungenhaft. Nur jetzt zeichneten sich seine Besorgnis und ein nicht geringes Erstaunen darin ab. Seine Empfindungen spiegelten sich in der Linie seines Mundes. Von Natur aus schief, straffte er sich und wurde völlig gerade, wenn etwas nicht stimmte. Genauso sah der Mund jetzt aus, schmal und verkniffen. Nun, Clarke verstand das sehr gut.
    Guter, alter, durch nichts aus der Ruhe zu

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